«Sie haben sich richtig entschieden»
31.08.2021 Region UnterfreiamtNeuzuzügeranlass der Gemeinde Villmergen im Feuerwehrmagazin
Um die vierhundert Einladungen wurden verschickt, hundert Personen haben sich angemeldet. Sie alle sind in den letzten zwei Jahren nach Villmergen gezogen und wollten mehr über ihren neuen Wohnort ...
Neuzuzügeranlass der Gemeinde Villmergen im Feuerwehrmagazin
Um die vierhundert Einladungen wurden verschickt, hundert Personen haben sich angemeldet. Sie alle sind in den letzten zwei Jahren nach Villmergen gezogen und wollten mehr über ihren neuen Wohnort erfahren.
«Wir haben Ende August und gefühlte zehn Grad», begrüsste Ueli Lütolf, Gemeindeammann von Villmergen, die bunt gemischte Neuzuzügerschar im Feuerwehrmagazin. «Aber da müssen wir durch. Bitte auch nicht näher zusammenrücken, um wärmer zu haben. Das ist momentan leider nicht erlaubt», scherzte er weiter. Weil eben diese speziellen Umstände herrschen, war auch die traditionelle Sightseeing-Tour mit einem Car durch alle Ortsteile Villmergens nicht möglich. «Wir können diese leider nur virtuell durchgehen, so in einer Art Kopf-Kino», erklärte Lütolf weiter.
5612 als Eselsbrücke
Vilmaringen, wie das Dorf früher hiess, wurde 1185 erstmals urkundlich erwähnt. Eine bewegte Geschichte liegt hinter dieser heute 7686Einwohner zählenden Gemeinde. «Bedeutend waren die beiden Villmergerkriege, die in den Jahren 1656 und 1712 stattfanden. Aus den zweiten Teilen der beiden Jahreszahlen lässt sich übrigens die heutige Postleitzahl von Villmergen (5612) ableiten. Eine gute Gedankenstütze», liess der Gemeindeammann wissen. Weiter erzählte er vom Schloss Hilfikon, das sich heute in Privatbesitz befindet, und vom ehemaligen Flugplatz Hilfikon, auf dem 1925 gar eine Sabena-Maschine notlanden musste.
Reichhaltiges kulturelles Leben
Nicht zu übersehen sei die mitten im Dorf gelegene neugotische Kirche St. Peter und Paul. «Sie ist eine der grössten im Kanton Aargau und steht unter Denkmalschutz», so Lütolf weiter. «Vom 63,5 Meter hohen Turm aus hat man eine wunderbare Aussicht über einen Teil des Freiamts.» Unterhalb der Kirche stehe der Güüggibueb, der immer am Schmutzigen Donnerstag von den Jahrgängern eingekleidet werde – je nach gewähltem Motto. «Fasnacht spielt überhaupt eine wichtige Rolle in unserem Dorf.» So frage man hier nicht: «Bisch scho füfzgi gsi?», sondern man frage: «Bisch scho gsi go güügge?» Vereine gebe es in Villmergen viele und für fast alles. Da finde bestimmt jede und jeder etwas Passendes. Ebenfalls kennen sollte man laut Lütolf die Badi, die Bibliothek und natürlich die vier Schulzentren Bündten (Kindergarten), Dorf (1. und 2. Klasse), Mühlematten (3. bis 6. Klasse) sowie Hof (Sekundar- und Realschule). Wichtig für das Dorf sei auch das grosse Industriegebiet, das 3000 Arbeitsplätze generiere. «Darauf sind wir stolz. Aber es bringt auch viel Mehrverkehr mit sich, weshalb wir beim Kanton laufend Druck machen müssen, um hier eine Verbesserung des Verkehrsflusses zu erreichen», erklärt der Gemeindeammann.
Der Spezialfall Ballygebiet
Auch das Ballygebiet gehört bekanntlich zu Villmergen. Es macht mit 929 Einwohnern 12,5 Prozent der Villmerger Gesamtbevölkerung aus. Und doch sei hier alles etwas anders: Die Adresse und Postleitzahl laute auf Dottikon, von dort erhalte man auch die Post, das Wasser stamme aus Dintikon und den Strom liefert Villmergen. Mit der Aussage «Somit laufen nur die An- und Abmeldung sowie die Strom- und die Steuerrechnung über uns» war Lütolf ein Lacher aus dem Publikum sicher. Weitere aktuelle Themen im Gemeinderat seien die anstehende Bau- und Nutzungsordnung sowie die Schulraumknappheit, die neu geprüft werden müsse.
Für das leibliche Wohl der Neuzuzüger sorgte der Verkehrs- und Verschönerungsverein Villmergen. Präsidentin Romy Zürrer erklärte: «Mit Verkehr hat unser Verein nichts zu tun. Wir kümmern uns um die roten Sitzbänkli und um den Blumenschmuck im Dorf. Zusätzlich organisieren wir im November jeweils das Kerzenziehen.»
Viele neue Gesichter
Unter der bunt gemischten Gästeschar befanden sich zahlreiche Familien. «Uns gefällt die Gegend hier, das Ländliche», erzählte beispielsweise Nadine Plüss, die mit ihrem Mann und den beiden zwei- und vierjährigen Kindern vor knapp einem Jahr von Birmenstorf AG ins «Himmelrych» nach Villmergen gezogen ist. «Wir konnten hier den Traum vom Eigenheim verwirklichen und sind einfach nur glücklich, in einem so kinderfreundlichen Quartier mit lauter jungen Familien leben zu dürfen.»
Ebenfalls ein Haus in Villmergen fand Familie Arulanantham, die aus der Stadt Zürich zuzog. «Die Kinder haben entschieden, dass wir diesen Umzug wagen», sagte der Vater. Er vermisse zwar das Stadtleben schon ein wenig, dafür gefalle es seiner Frau sehr gut hier in der Natur. Die Kinder haben gute Freunde gefunden und den Entscheid daher nie bereut.
Der Liebe wegen ist die 34-jährige Veronika Hochstrasser im Dezember 2020 von Oberrohrdorf zu ihrem Freund Sebastian Stucki ins Ballygebiet gezogen. «Vom Dorf selber kriege ich erst etwas mit, seit sich das Lager unseres Arbeitgebers hier befindet. Ansonsten sind wir total nach Dottikon orientiert.» Ebenfalls wenig von Villmergen bekommt Roland Hausheer, der in Ottenbach lebte, mit. «Ich bin Chauffeur von Beruf und daher nur zum Schlafen da.» Grund für seinen Zuzug war auch die Liebe: «Meine Freundin leidet an MS und ist im Rollstuhl. Leider hat sich ihr Zustand in den letzten Jahren derart verschlechtert, dass wir nicht mehr lange in ihrer Wohnung in der Eichmatt bleiben können. Wir sind aktuell auf der Suche nach einem 100 Prozent rollstuhlgängigen Zuhause.»
Viele neue Gesichter, viele Geschichten. Doch eines stellte Lütolf klar: «Sie haben sich richtig entschieden, nach Villmergen zu ziehen.» --nl