Vorbild für andere sein
31.08.2021 WohlenDer neue Naturpark der ibw an der Steingasse hat sich prächtig entwickelt
Die Gestaltung der Umgebung rund um das Hauptgebäude freut nicht nur die Natur, sondern hat auch dem Auge viel zu bieten.
Chregi ...
Der neue Naturpark der ibw an der Steingasse hat sich prächtig entwickelt
Die Gestaltung der Umgebung rund um das Hauptgebäude freut nicht nur die Natur, sondern hat auch dem Auge viel zu bieten.
Chregi Hansen
«Eigentlich fand ich immer, dass wir eine schöne Gartenanlage haben», sagt Peter Lehmann, Vorsitzender der ibw-Geschäftsleitung. Doch er wurde eines Besseren belehrt. Die Bäume, Hecken und Rabatten mögen zwar sauber und ordentlich aussehen, aber für die Natur hatten sie nur wenig zu bieten. «Grün bedeutet eben nicht unbedingt natürlich», musste sich Lehmann eingestehen.
Der «ibw inside»-Tag im September 2019 führte schliesslich zum Umdenken. Damals lud das Unternehmen zum Tag der offenen Tür und präsentierte dabei auch den Naturpark beim Reservoir Hochwacht. «Ich war vor Ort im Einsatz und wurde oft gefragt, warum wir hier so viel für die Natur tun, am Hauptsitz aber nicht», berichtet Selina Gugelmann, ehemalige Mitarbeiterin der ibw und heute Projektleiterin Natur und Landschaft beim Kanton.
Es gelang ihr, die Geschäftsleitung zu überzeugen, dass sich eine neue Umgebungsgestaltung lohnt. Vor gut einem Jahr fiel der Startschuss. «Wir wollen zeigen, dass es möglich ist, einen Garten anzulegen, der schön für das Auge ist, aber gleichzeitig nützlich für die Natur», so Gugelmann weiter. «Damit kann die ibw auch eine Vorreiterrolle einnehmen.» Mit dem Auftrag betraut wurde Naturgärtner Franz Weber. Er spricht von einer grosse Herausforderung, der er sich aber gern gestellt hat.
Freude am vielen Regen
Der neue Naturpark der ibw hat sich im ersten Jahr prächtig entwickelt
Der Wohler Energieversorger besitzt bereits zwei zertifizierte Naturpärke. Bald kommt ein dritter dazu. Nachdem die Umgebung der Hauptsitzes komplett neu gestaltet wurde, ist sie ein idealer Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen.
Chregi Hansen
Franz Weber hat in seinem Leben schon viele Naturgärten angelegt. Die Aussenanlage der ibw gehört sicher zu seinen grössten Projekten. «Es war eine riesige Herausforderung. Gleichzeitig ist es eine ideale Möglichkeit, den Menschen aufzuzeigen, dass auch ein Naturpark schön und aufgeräumt aussehen kann», sagt er.
Wichtig sei aber, sich vorher genau zu überlegen, was man macht. «Es reicht eben nicht, einfach Samen zu streuen», erklärt Selina Gugelmann, Projektleiterin Natur und Landschaft beim Kanton. Sie hat vor zwei Jahren, damals noch als Mitarbeiterin der ibw, das Projekt initiiert. Sie freut sich, dass ihre Idee bei den Verantwortlichen auf so guten Anklang gestossen ist. «Es war nicht nur meine Idee», meint sie, «wir wurden von vielen angesprochen, warum wir in der Hochwacht so viel für die Natur tun, hier im Dorf aber nicht.»
Sogar die Platanen sind weg
Inzwischen hat sich dies geändert, ist die Umgebung rund um das Hauptgebäude ein Naturparadies, in dem es blüht und lebt. Selbst die Platanen entlang der Steingasse durften dafür gefällt werden. «Dass wir dafür das Okay bekommen, das hätte ich nicht gedacht», lacht Gugelmann. Doch die Geschäftsleitung fand: Wenn schon naturnah, dann konsequent. Und die Platanen mögen zwar gut aussehen, aber sie bieten nur ganz wenigen Tieren Lebensraum. Dafür sorgen sie für viel Arbeit, weil die Blätter nicht verrotten und entsorgt werden müssen. «Es tat schon weh, diese Bäume zu fällen. Gerade in der Adventszeit mit den Weihnachtslichtern boten sie einen tollen Anblick. Dafür haben wir mit den neuen Bäumen auch Vögel vor dem Haus», sagt Peter Lehmann, der Vorsitzende der Geschäftsleitung.
Tatsächlich haben schon viele Tiere den neuen Naturpark entdeckt. «Zuvor war unsere Aussenanlage sehr monoton und bot nur wenig Lebensraum», erklärt Gugelmann. In Zukunft sei es aber immer wichtiger, der einheimischen Fauna und Flora Sorge zu tragen, sonst sei das gesamte Ökosystem gefährdet. «Viele Private wären bereit, ihren Garten naturnah zu gestalten. Leider wissen viele zu wenig, was es dazu braucht, oder werden schlecht beraten», bedauert die Mitarbeitende des Kantons. Umso wichtiger sei es, dass ein Unternehmen wie die ibw vorangehe. Und beweist, was alles möglich ist. Weber sieht das ähnlich. «Ganz ehrlich, ich hätte gern mehr Konkurrenz. Aber in der Ausbildung zum Landschaftsgärtner ist naturnahe Gestaltung kein Thema», bedauert er.
Verschiedene Elemente fördern die Biodiversität
Franz Weber hat mit seinem Team rund um die ibw ein kleines Naturparadies geschaffen. Auf den vielen Kiesflächen wachsen ganz verschiedene Blumen und Sträucher. Statt Platanen stehen jetzt Linden und Feldulmen vor dem Gebäude. Zusammen mit kleinwüchsigen Sträuchern bilden sie eine Art Allee. Kiesflächen bilden nicht nur einen wertvollen Untergrund für Flora und Fauna, sondern sorgen auch für einen sauberen Abschluss zu den Wegen. Auf drei Seiten führen geschwungene Trockenmauern zu den Eingängen. Der Rasen auf der Westseite wurde zur Blumenwiese, die nur noch zweimal im Jahr geschnitten werden muss. Immer wieder stösst man auf Gestaltungselemente wie Steine und Totholz, die weiteren Tieren Lebensraum bieten. Und die Arbeit ist noch nicht abgeschlossen. «Geplant ist auch noch, die Fassade zu begrünen. Und entlang des Drahtzauns zur Bleichi werden bald Kletterpflanzen wachsen. Die brauchen aber noch ein wenig Zeit», verrät Weber.
Weniger Aufwand nötig
«Es ist toll, wie es schon nach einem Jahr kreucht und fleucht», strahlt er. Dass sich die Natur nach so kurzer Zeit schon so präsentiert, erstaunt ihn im positiven Sinne. «Naturgärten brauchen eine gewisse Zeit, bis sie ihr ganzes Potenzial entfalten können», weiss der Experte. Dass es hier so schnell vorwärtsging, hat auch mit dem Wetter zu tun. «Für die meisten war der viele Regen im Sommer ein Graus, für die Anlage hier war es perfekt», lacht Weber. So konnte grösstenteils auf das Bewässern verzichtet werden, was bei einer so grossen Fläche doch viel Arbeit macht. Überhaupt: Die ganze Anlage werde in Zukunft viel weniger zu tun geben. «Auch das ist ein Vorteil von Naturgärten», erklärt Franz Weber.
Der Stolz des Chefs
«Wir hatten zuvor einen sehr gepflegten Eingangsbereich. Das ist für ein Unternehmen auch wichtig, der Eingang ist eine Art Visitenkarte. Daher war ich am Anfang schon etwas skeptisch», gibt Geschäftsleiter Peter Lehmann zu. Inzwischen ist er aber begeistert vom neuen Naturpark. «Gerade diese Trockenmauer, das ist doch wahre Kunst», strahlt er. Die ganze Anlage sehe toll aus, ohne protzig zu wirken. Und lade zur Nachahmung ein. «Wir sind stolz, dass wir nach dem Reservoir Hochwacht und dem Pumpwerk Langelen jetzt den dritten Naturpark präsentieren können», so Lehmann weiter. Das entsprechende Gesuch wird in den nächsten Tagen eingereicht.