Wohlens Kultur-Expertin
30.07.2021 WohlenSie sehnt sich nach Normalität. Und nach kulturellen Anlässen. Claudia Nick, Kultursekretärin der Gemeinde Wohlen, ist überzeugt davon, dass die Bevölkerung genau so denkt. Die 1.-August-Feier musste zwar abgesagt werden (dafür hat sie Verständnis), aber ihre ...
Sie sehnt sich nach Normalität. Und nach kulturellen Anlässen. Claudia Nick, Kultursekretärin der Gemeinde Wohlen, ist überzeugt davon, dass die Bevölkerung genau so denkt. Die 1.-August-Feier musste zwar abgesagt werden (dafür hat sie Verständnis), aber ihre Hoffnung ist gross, dass man bald wieder ziemlich locker kulturelle Anlässe besuchen kann.
In der Rubrik «Auf einen Espresso …» gibt sie auch einen kleinen Einblick in die aktuelle Revision des Kulturkonzepts der Gemeinde. Alle Beteiligten haben sich laut Claudia Nick mit ihren Vorstellungen angenähert. «Es kommt gut», betont die Kultur-Expertin im Kurzinterview. Und sie muss es ja wissen, sie hat den gesamten Überblick über die vielfältige Kulturszene in der grössten Freiämter Gemeinde. --dm
«Kultur kennt keine Grenzen»
«Auf einen Espresso …» mit Claudia Nick, Kultursekretärin der Gemeinde Wohlen
Diese Dreiecksbeziehung passt: Claudia Nick, Wohlen, Kultur. Die Kultursekretärin mag die Menschen – und ein Leben ohne Kultur mag sie sich fast nicht vorstellen. Sie ist voller Hoffnung, dass Normalität einkehren wird. «Denn Wohlen hat eine hohe Kulturdichte», sagt sie, die seit 13Jahren als Kultursekretärin die Kulturschaffenden unterstützt.
Daniel Marti
Der 1. August steht an, die Feierlichkeiten fallen jedoch in Wohlen aus. Ist das aus Ihrer Sicht als Kultursekretärin in Ordnung oder einfach nur schade?
Claudia Nick: Ich bin froh, dass der Entscheid so früh gefällt wurde. Es wäre ein riesiger Aufwand auf uns zugekommen. Dies gilt nicht nur für mich, sondern auch für den mitorganisierenden Verein. Mit dem Sicherheitskonzept wäre es schwierig geworden, eine stimmige Bundesfeier durchzuführen. Und eine 1.-August-Feier muss unbedingt für alle zugänglich sein.
Hat man mit der Absage nicht doch eine Chance verpasst?
Mit der Absage ist man einfach auf der sicheren Seite. Die gegenwärtige Situation bestätigt unseren Entscheid. Es gibt mittlerweile auch Gemeinden, die zuerst eine Bundesfeier veranstalten wollten, dann aber absagen mussten. Allen Mitmenschen wäre eine Bundesfeier auf dem Sternenplatz zu gönnen gewesen. Aber die Sicherheit geht vor.
Apropos 1. August: Sie wären doch eine gute Festrednerin …
Jesses Gott. Zum Glück bin ich das nicht.
Und wenn Sie es doch wären, welchen Inhalt würden Sie in Ihrer Rede betonen?
(Studiert lange) Ich würde natürlich über die Kultur im Allgemeinen sprechen und wie wichtig sie ist für das Miteinander in der Schweiz. Ohne Kultur geht es einfach nicht. Ich könnte stundenlang darüber erzählen.
Bitte, nur los, das Wichtigste.
Kultur ist so vieles. Sie reicht vom einfachen Gespräch bis zu verschiedenen Anlässen. Kultur ist nicht begrenzt, sie kennt keine Grenzen, sie ist ein offenes Thema.
Zur Kultur in Wohlen. Sind Sie zufrieden mit dem Angebot und dem Stellenwert?
Das Angebot ist sehr gut. Wohlen hat eine hohe Kulturdichte. Ich staune oft, wenn wieder etwas Neues auf die Beine gestellt wird. Es ist sehr spannend, die vielen und vielfältigen Ideen zu begleiten. Dies reicht vom Sternensaal über das Open-Air-Kino und die Sommerbar bis zur Jazz-Night sowie zum anstehenden Open Air Stoppelfäld. Oder Montis Kulturtage mitten in einer schwierigen Zeit waren eine echte Bereicherung. In Wohlen findet jeder etwas nach seinem Geschmack.
Wie sehr fehlte die Kultur während der Coronazeit?
Sehr. Es hat einfach etwas gefehlt. Das wird einem erst bewusst, wenn man nicht mehr an einen kulturellen Anlass gehen kann. Dann fehlt einem auch etwas zum Wohlfühlen.
Wäre denn in den letzten eineinhalb Jahren mehr möglich gewesen?
Das glaube ich nicht. Ich habe mit allen Veranstaltern mitgefühlt. Jede Ansage, wir probieren es, hat mich persönlich gefreut. Dann kam in der Regel wenig später die definitive Absage. Das hat mir stets wehgetan.
Und wie sah es bei Ihnen als Kultursekretärin persönlich aus?
Es war schwierig. Ich versuchte immer, meine Aufgabe im Bereich Kultur trotz Ausnahmesituation zu erfüllen. Mit der Mitarbeit bei der kommunalen Corona-Hotline und der Impfunterstützungsaktion konnte ich meine Arbeitszeit in dieser Zeit anderweitig sinnvoll einsetzen. Ich konnte zudem viele Kontakte pflegen.
Ausgerechnet kulturelle Anlässe hätten doch während Corona den Menschen Unterstützung und Abwechslung bieten können …
Bestimmt. Aber es war einfach nicht mehr möglich. Und es kam halt zu viel zusammen: Die Kunstschaffenden durften nicht auftreten, und gleichzeitig hätte die Bevölkerung diese Abwechslung gebraucht. Aber vor zwei Jahren hätte sich niemand vorstellen können, was nun Corona alles angerichtet hat.
Worauf freuen Sie sich bei kommenden Veranstaltungen, wenn dann wieder Normalität herrscht?
Ich freue mich vor allem auf viele Begegnungen. Auf Begegnungen mit Veranstaltern und mit der Bevölkerung. Und ich freue mich darauf, wieder einigermassen locker kulturelle Anlässe zu besuchen.
Die Gemeinde Wohlen sollte oder wollte doch schon lange ein neues Kulturkonzept präsentieren ...
Die Kulturkommission hat das revidierte, von allen Mitgliedern befürwortete Konzept inzwischen als Empfehlung an den Gemeinderat verabschiedet. Ich kann versprechen: Es kommt gut.
Woran klemmte es denn?
Der Gemeinderat hatte die ursprüngliche Fassung zurückgewiesen. Inzwischen stellten alle Beteiligten fest, dass die Vorstellungen gar nicht so weit auseinanderliegen.
Was darf man denn vom neuen Kulturkonzept erwarten?
Es handelt sich um eine Revision, nicht um ein neues Konzept. Die bewährte Förderstruktur der Gemeinde soll bestehen bleiben. Sie soll weiter als Grundlage dienen, um die Förderung der Kultur durch Finanzierung sowie durch koordinative, beratende und vermittelnde Aufgaben fortzuführen und weiter zu entwickeln. Verstärkte Bemühungen in spezifischen Handlungsfeldern sollen dazu dienen, den ansässigen Kulturakteuren verbesserte Rahmenbedingungen für ihre wertvollen und vielfältigen Tätigkeiten zu bieten.
Hat die Kultursekretärin noch Ziele für dieses Jahr und wie lauten diese?
Es wäre schön, wenn die Kultur wieder ganz normal funktionieren könnte. Wenn alle Anlässe und Projekte durchgeführt werden können. Und ich versuche alle Veranstaltungen so gut wie nur möglich zu unterstützen. Wenn das gelingt, dann ist schon vieles erreicht.