Mit Anlauf ins Abenteuer
30.07.2021 WohlenSerie «Hinter den Kulissen des Monti»: Kisha Achermann, Köchin
Von der Altersheimküche über das Skigebiet zum Circus Monti. Die letzten Monate erlebte Kisha Achermann viel Abwechslung. Doch das ist genau das, was sie gesucht hat. «Und ich kann ...
Serie «Hinter den Kulissen des Monti»: Kisha Achermann, Köchin
Von der Altersheimküche über das Skigebiet zum Circus Monti. Die letzten Monate erlebte Kisha Achermann viel Abwechslung. Doch das ist genau das, was sie gesucht hat. «Und ich kann so etwas von der Schweiz sehen», freut sie sich.
Chregi Hansen
«Ganz ehrlich: Bevor ich hierherkam, hat mich der Zirkus nicht gross interessiert»: Die junge Frau nimmt kein Blatt vor den Mund. Auf das Inserat des Monti hat sie sich beworben, weil die Stelle Abenteuer verspricht. Und nicht, weil sie ein Zirkusfan ist.
Seit ein paar Wochen ist Kisha Achermann jetzt Teil des Monti-Teams. Zusammen mit einer zweiten Köchin ist sie für die Versorgung der Mitarbeiter und Artisten zuständig. «Ich musste mich in Sachen Kochen extrem umstellen», sagt die 20-Jährige, die ihre Lehre in einem Altersheim absolviert hat und letzten Winter eine Saisonstelle in einem Skigebiet innehatte. Gerade die Artisten legen viel Wert auf gesunde Ernährung. Viel Gemüse, viele Früchte, viele Proteine. «Es kommt weniger darauf an, wie es aussieht, sondern dass es schmeckt und genug da ist», musste Achermann lernen. Und natürlich gilt es, auf verschiedene Essgewohnheiten Rücksicht zu nehmen. So hat es Vegetarier, Veganer und Personen mit Allergien. «Ich habe eine Liste für alle diese besonderen Wünsche», berichtet sie.
Verantwortung übernehmen
Die erste Zeit kochte sie in der Küche im Winterquartier. Inzwischen ist sie mit dem gesamten Team auf das Merkurareal gezogen. Die Arbeit im Wagen muss genau organisiert werden. «Es hat wenig Platz. Und eigentlich viel zu wenig Kochplatten für so viele verschiedene Menüs», schmunzelt sie. Umso wichtiger sei es, gut organisiert zu sein. Und die Tage sind lang. Morgens bereiten die zwei Köchinnen abwechselnd das Zmorge vor, später sind beide im Einsatz für das Zmittag und das Znacht, die in zwei Schichten eingenommen werden. Dazu kommt das Aufräumen und Putzen, wobei hier das Team mithilft. Und auch die Menüplanung und der Einkauf gehören zum Aufgabenbereich. «Das gefällt mir, ich kann hier Verantwortung übernehmen. Einzige Bedingung ist, dass wir das Budget einhalten. Und die Artisten zufrieden sind», sagt Achermann.
Für sie ist vieles neu. Und faszinierend. «Die Leute hier im Zirkus, die leben total für ihre Sache. Das ist eine ganz spezielle Gruppe», hat sie erfahren. Und sie freut sich auf das Programm. «Ich habe schon die eine oder andere Nummer gesehen, das wird etwas Grossartiges», ist sie überzeugt. Teil dieses Teams zu sein, das gefällt ihr. Sie hat viele und gute Kontakte zu den Artisten. Und sie weiss, dass sie eine wichtige Rolle einnimmt. «Die richtige Ernährung während der Tour ist wichtig. Gerade auch, weil der Tagesablauf so komplett anders ist als in anderen Berufen.» Darum ist sie dafür besorgt, dass jederzeit etwas Gesundes bereitsteht. «Im Moment essen noch alle gemeinsam. Aber während der Tour wird der eine oder andere dann sicher für sich im Wohnwagen essen», weiss sie.
Freizeit am Hallwilersee
Apropos eigener Wohnwagen. Über einen solchen verfügt Kisha Achermann nicht. Sie teilt sich darum einen Anhängerwagen mit drei anderen Personen, jedes der vier Abteile umfasst ein Bett, einen Tisch und einen Schrank. «Macht nichts, ich brauche ja nicht viel», sagt sie. Sie sei noch jung, ihr geht es vor allem darum, Neues kennenzulernen und Erfahrungen zu sammeln. Und das tut sie. «Ich hatte beispielsweise wenig Ahnung von veganer Ernährung. Es ist spannend, das jetzt zu lernen.»
Und sie freut sich, wenn der Zirkus dann erstmals losfährt. «Ehrlich gesagt, Wohlen begeistert mich jetzt nicht gerade», nimmt sie auch diesmal kein Blatt vor den Mund. Sie verbringt ihre wenige Freizeit eher am Hallwilersee. Und freut sich auf die längeren Gastspiele in den grossen Städten. Aufgewachsen in Balzenwil, einem kleinen Ortsteil von Murgenthal, will sie etwas sehen von der Schweiz. Die Arbeit im Zirkus hilft ihr dabei. Der Vertrag ist befristet bis Dezember. Und dann? «Das weiss ich noch nicht. Mal schauen, was dann auf mich wartet», sagt sie. Vorerst gefalle es ihr, saisonale Stellen anzunehmen, viel zu lernen und zu erleben. «Ich bin mehr per Zufall Köchin geworden, ich bin selber gespannt, wohin mich mein Weg noch führt.»
«Bisher nur Positives»
Und wie reagiert ihr Umfeld auf ihre neue Stelle? «Mein Freund fragte mich, ob ich hier als Clown auftrete», lacht sie. Angst, den Kontakt zu ihren Freunden zu verlieren, hat sie nicht. «Sie können mich ja jederzeit besuchen.» Wobei, viel Freizeit wird sie während der Tour nicht haben. An Tagen, an denen eine Vorstellung ist, wird Kisha Achermann im Buffet arbeiten. Und sicher auch an anderen Orten mit anpacken. Langweilig wird es ihr in den kommenden Monaten sicher nicht. «Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Aber bisher habe ich nur Positives erlebt», meint sie zum Schluss. Bevor sie in die Küche zurückeilt – schliesslich muss das Znacht pünktlich fertig sein.
In der Serie «Hinter den Kulissen des Monti» stellen wir bis zur Premiere am 6. August in jeder Ausgabe einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin des Teams vor. Der Fokus liegt auf Personen, die sonst nicht im Scheinwerferlicht stehen.

