«Ich schaue, dass alles rund läuft»

  23.07.2021 Region Unterfreiamt

«Auf einen Espresso mit ...» Randy Vock, Hauswart in Villmergen und Ringer der RS Freiamt

Randy Vock arbeitet seit dem 1. April als Hauswart im Schulhaus Mühlematten in Villmergen. Der EM-Bronze-Gewinner im Ringen wird bei seiner Arbeit oft auf seine sportlichen Erfolge angesprochen. «Mir passt es bestens hier», sagt er im Interview. Und er verkündet dabei freudige Nachrichten.

Stefan Sprenger

Das Treffen mit Randy Vock findet im Schulhaus Mühlematten in Villmergen statt. Draussen spielen einige Kinder Fussball. Als sie versehentlich einen Abfallkübel mit dem Ball treffen, sagt er ruhig aber bestimmt: «Hey, Jungs, könnt ihr bitte aufpassen?» Die Jugendlichen nicken einverstanden – und spielen vorsichtiger. «Das gehört auch zu meinem Job», erklärt Vock, der seit dem 1. April als Hauswart der Gemeinde Villmergen angestellt ist. Der gebürtige Niederwiler, der heute in Muri wohnt, arbeitete früher als Kaminfeger (in Dottikon) und Landschaftsgärtner (in Beinwil/Freiamt). Im August startet er die Umschulung zum Hauswart.

Vock war fast ein Jahrzehnt im internationalen Ringsport aktiv. 2019 schaffte er seinen grössten Erfolg und holte die Bronzemedaille an der Europameisterschaft im Freistil. Ein Jahr später trat er von der internationalen Bühne ab. Mittlerweile lebt der 27-Jährige in Muri und hat in nächster Zeit einiges vor.

Wir sitzen an Ihrem Arbeitsplatz vor dem Schulhaus Mühlematten in Villmergen. Was machen Sie hier den ganzen Tag?

Randy Vock: Ich schaue, dass alles rund läuft. Ich bin zuständig für die Gebäude der Mühlematten, der nahe liegenden Gemeindewerke und die Gebäude des Fussballclubs. Ich kümmere mich um die Hygiene, erledige kleinere Reparaturarbeiten, halte alles intakt und bin für die Reservationen der vorhandenen Räumlichkeiten zuständig, die jetzt langsam wieder mehr werden, weil die Normalität nach der Coronazeit etwas zurückkehrt.

Wie gefällt Ihnen Ihr neuer Job in Villmergen?

Sehr gut. Ich wurde mit offenen Armen empfangen. Ich kriege von meinem Chef Olivier Hug vollstes Vertrauen und kann flexibel arbeiten. Das ist für mich wunderbar.

Im ringerbegeisterten Oberfreiamt kennt man Randy Vock seit vielen Jahren. Wie ist es hier in Villmergen. Werden Sie auf Ihre Ringer-Karriere angesprochen?

Ich werde erstaunlicherweise sehr oft erkannt und angesprochen. Die Leute fragen dann, ob ich der bin, der so oft in der Zeitung ist (lacht). Also ja, auch in Villmergen kennt man mich anscheinend, das finde ich natürlich eine schöne Sache.

Ein Hauswart muss manchmal – wie vorhin – auch die Schüler und Jugendlichen zurechtweisen. Wie gehen Sie damit um?

Ich muss für Ordnung sorgen und da muss man manchmal auch mit Nachdruck etwas klarmachen. Die Art und Weise, wie man mit den jungen Menschen spricht, ist dabei matchentscheidend. Freundlich, aber bestimmt. Am mühsamsten ist das Littering. Jugendliche, die ihren Abfall nicht wegräumen. Aber das müssen sie auch lernen, dass man zu unserer Welt Sorge tragen muss.

Wie ist Ihr Empfinden: Machen ausländische Kinder mehr Unfug als Schweizer?

Nein, gar nicht. Die Herkunft spielt absolut keine Rolle. Ich bin als Ringer viel in der Welt herumgekommen und bin ein offener Mensch. Ob jemand Abfall liegen lässt oder in den Kübel wirft, hat nichts mit der Nationalität, sondern mit der Erziehung zu tun.

Themawechsel. Zuletzt standen die Einzelmeisterschaften im Ringen an. Ihr Fazit?

Im Freistil habe ich gegen Tobias Portmann verloren und wurde Zweiter. Dafür konnte ich im Greco den Titel feiern. Das war für mich eher überraschend, aber umso erfreulicher. Jetzt geht es in die Vorbereitung, bevor am 28. August die Mannschaftsmeisterschaft losgeht.

Ihre Ziele für die neue Saison?

Nach zwei knappen Finalpleiten gegen Willisau wollen wir endlich den Pott wieder ins Freiamt holen. Wir leisten einen riesigen Aufwand und wollen uns endlich dafür belohnen und den Meistertitel feiern. Persönlich will ich das Beste aus mir rausholen – und Tobias Portmann bezwingen. Ich bin ja mit meinen 27 Jahren schon fast ein alter Routinier, die Jungen sollen sich beweisen und mir zeigen, was sie draufhaben. Ich glaube aber, dass ich immer noch gut mithalten kann (lacht).

2020 haben Sie den Rücktritt vom internationalen Ringsport bekannt gegeben. Gab es Momente, wo Sie das bereut haben?

Nein. Mit der EM-Bronzemedaille habe ich das erreicht, was ich wollte. Die körperlichen Probleme mit dem Knie sorgten dann für diesen Entscheid. Ich glaube nicht, dass ich nochmals so viel Herzblut und Leidenschaft hätte erbringen können und ich es nochmals so weit geschafft hätte. Deshalb war es die richtige Entscheidung. Ich freue mich nun, dem Nachwuchs der RS Freiamt meine Erfahrung weiterzugeben, das ist für mich eine ebenso schöne Sache wie eine EM-Medaille. Wir müssen schliesslich schauen, dass die Ringerstaffel Freiamt weiterhin nationale Spitze bleibt.

Nächste Woche findet in Aristau das Trainingslager statt. Freuen Sie sich?

Nein (lacht). Ich kann leider nicht dabei sein.

Wieso?

Ich gehe mit meiner Freundin in den Urlaub nach Santorini, Griechenland. Es ging nicht anders.

Apropos: Wie läuft es mit Ihrer Freundin Simone?

(Lacht) Alles ist gut. Wir sind bald zehn Jahre zusammen, leben seit sieben Jahren gemeinsam in Muri. Und nun folgt eine grosse Veränderung.

Was denn?

Wir erwarten unser erstes Kind (lacht stolz).

Herzliche Gratulation. Wann ist es so weit?

Danke. Im Dezember kommt er oder sie zur Welt. Wir freuen uns extrem auf diesen neuen Lebensabschnitt. Das wird eine neue Herausforderung werden.

Sie und Ihre Freundin werden das bestimmt prima meistern. Zum Schluss habe ich eine Freiämter Frage für Sie.

Gerne.

Sie sind in Niederwil aufgewachsen, haben in Beinwil, Dottikon und jetzt in Villmergen gearbeitet und leben mittlerweile in Muri. In welchem Dorf im Freiamt gefällt es Ihnen am besten?

Mein Lebensmittelpunkt hat sich von Niederwil nach Muri verlagert, weil dort der Grossteil meiner Freunde lebt. Das ist natürlich auf den Ringsport zurückzuführen. Auch wenn Niederwil meine Heimat ist, so passt es mir mittlerweile in Muri besser. Aber eigentlich, finde ich das ganze Freiamt wundervoll (lacht).


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