Weil die Jugend die Zukunft ist
29.06.2021 WohlenCornelia Fabbricatore hat ein Coiffeur-Hilfsprojekt in Kambodscha lanciert
Cornelia Fabbricatore engagiert sich schon seit vielen Jahren für ihren Beruf und speziell für den Nachwuchs. Jetzt sogar noch mehr.
Chregi ...
Cornelia Fabbricatore hat ein Coiffeur-Hilfsprojekt in Kambodscha lanciert
Cornelia Fabbricatore engagiert sich schon seit vielen Jahren für ihren Beruf und speziell für den Nachwuchs. Jetzt sogar noch mehr.
Chregi Hansen
Kambodscha zählt nach Jahren des Bürgerkriegs heute zu den am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt, bleibt aber eines der ärmsten Länder Asiens. Das landschaftlich so schöne Land ist geprägt durch Korruption, Bürokratie und Instabilität. Besonders betroffen sind die Kinder. Viele Familien können sich weder den Schulbesuch noch eine Ausbildung leisten.
Cornelia Fabbricatore, Inhaberin der Creative Hair Lounge in Wohlen, war selber noch nie in Kambodscha. Aber eine ehemalige Lehrtochter stammte aus diesem Land und hat ihr viel erzählt von den dortigen Lebensbedingungen. «Es war immer mein Wunsch, dort helfen zu können», erzählt Fabbricatore.
Sich für andere zu engagieren, ist nichts Neues für die Wohlerin. Sie ist Botschafterin der Education for Life, eines Charity-Projekts, das in vielen ärmeren Ländern Schulen errichtet hat. «Es ist ein Herzensprojekt», so Cornelia Fabbricatore. «Auf diese Weise können wir benachteiligte Jugendliche aus ärmeren Regionen mit aktiven Ausbildungstrainings für den Coiffeurberuf unterstützen, damit sie diesen ausüben können.» Nun aber geht sie gar einen Schritt weiter. Weil der Verband dem Projekt in Kambodscha anfangs eher skeptisch gegenüberstand, hat sie es gleich selbst in die Hand genommen.
Raus aus der Armut
Cornelia Fabbricatore, Inhaberin der Creative Hair Lounge, engagiert sich für ein Ausbildungsprojekt in Kambodscha
Zweieinhalb Jahre Vorbereitung liegen hinter ihr. Viele Hürden galt es zu überwinden. Nun aber ist es so weit. Dank dem Engagement der Wohlerin erhalten zehn junge Menschen aus Kambodscha gratis eine Ausbildung als Coiffeur und Coiffeuse.
Chregi Hansen
Im Mai konnte das Ausbildungszentrum ganz offiziell eröffnet werden, letzte Woche startete die Ausbildung. Zehn junge Kambodschaner, mehrheitlich Frauen, werden in den kommenden zwölf Monaten das Coiffeurhandwerk erlernen. Und dies ohne jegliche Kosten für sie. Diese übernehmen Cornelia Fabbricatore und ihr Hilfswerk.
«Ich bin einfach überglücklich, dass ich einen Beitrag leisten kann, dass diese junge Menschen aus ärmlichen Verhältnissen eine Perspektive erhalten», sagt die Inhaberin der Creative Hair Lounge in Wohlen. Seit 40 Jahren arbeitet sie selber im Beruf, seit 25Jahren führt sie ein eigenes Geschäft. In all dieser Zeit hat sie sich stets in besonderem Mass für die Ausbildung junger Menschen eingesetzt. Als Lehrbetrieb. Durch die regelmässige Teilnahme bei Berufe Wohlen+. Als Vorstandsmitglied von Intercoiffure Suisse. Und als Botschafterin des Hilfswerke «Education for Life». Dank diesem Projekt können Jugendliche in vielen ärmeren Ländern eine Ausbildung als Coiffeur machen. Etwa in Brasilien, Südafrika, Rumänien oder Indien.
Prinzessin als Partnerin
Schon lange wollte Fabbricatore aber auch ein eigenes Ausbildungszentrum in Kambodscha eröffnen. «Ich hatte eine Lehrtochter aus diesem Land. Sie hat mir viel erzählt über die Lebensumstände dort. Und wie schwierig es gerade für junge Frauen ist, einen Beruf zu erlernen», erzählt sie. Doch mit ihrer Idee stiess sie sowohl beim europäischen wie auch beim Schweizer Verband vorerst auf Widerstand. Das sei zu schwierig, die Behörden in Kambodscha würden da nie und nimmer mitmachen, die örtliche Unterstützung klappe sicher nicht, hiess es. «Aber wer mich kennt, weiss: So schnell gebe ich nicht auf», lacht die Wohlerin.
Sie suchte nach Mitteln und Wegen, um ihren Traum doch noch zu realisieren. Und sie fand Gleichgesinnte. Zum einen Marina Kurz, eine Arbeitskollegin aus Österreich. Diese konnte ihr wichtige Kontakte in Kambodscha vermitteln. Beispielsweise zu Prinzessin Ermine Norodom, welche das eigene Hilfswerk Shanty Town Spirit leitet. Oder zu Aria Vong Kim, der Leiterin des Professional Beauty Salons, einer Akademie, welche junge Menschen in Kambodscha schult. «Gemeinsam haben wir geschaut, was möglich ist und was nicht. Wir mussten dabei sehr viele Hürden überwinden. Man kann nicht sagen, dass wir von den Behörden mit offenen Armen empfangen wurden. Aber wir haben Lösungen gefunden», erklärt Fabbricatore. Sie ist deshalb sehr froh um die Unterstützung vor Ort. «Ich kenne das Land nicht. Und wegen Corona waren auch keine Reisen möglich.»
Vielen bleibt nur Kriminalität und Prostitution
Umso mehr freut sie, dass das Projekt jetzt starten kann. Zehn junge Menschen aus ärmlichsten Verhältnissen (in den kommenden Jahren sollen es dann 20 bis 30 sein) können in einer bereits bestehenden Schule das Coiffeurhandwerk erlernen, die Kosten dafür trägt die Wohlerin, die dafür Spenden sammelt. «Im Normalfall können in Kambodscha nur privilegierte Familien ihre Kinder in eine Ausbildung schicken. Viele ärmere Jugendliche landen in der Kriminalität, in der Prostitution oder werden zwangsverheiratet », weiss Fabbricatore. Dank der einjährigen Coiffeurlehre haben sie nun eine Perspektive. Sie können später in einem Salon arbeiten, aber auch zu Hause ein eigenes Geschäft eröffnen. «Das ist wichtig, damit sie unabhängig sind», sagt die Initiantin des Projekts.
Sie ist froh, hat sie allen Widerständen getrotzt und kann sie jetzt einen kleinen Beitrag für eine bessere Welt leisten. «Die Jugend ist unsere Zukunft. Es ist wichtig, dass wir ihr Möglichkeiten eröffnen», so ihr Credo. Und dafür setzt sie sich ein. Indem sie Spenden sammelt. Aber auch mit eigenen Mitteln. «Ich hatte schon immer den Wunsch, Gutes zu tun. Hier habe ich ein Projekt, hinter dem ich voll und ganz stehe. Und das ich weiter betreue, auch wenn ich keine offizielle Funktion mehr habe beim Verband», versichert sie. Und sie hat Ideen, wie sie noch mehr Geld sammeln kann. Etwa mit einem Galaabend im Wohler Casino.
Reise nach Kambodscha geplant
Sobald es möglich ist, will sie auch selber nach Kambodscha reisen und die Situation überprüfen. «Natürlich auf eigene Kosten», wie sie versichert. Denn sie ist überzeugt: «Wir Coiffeure können so viel bewegen, wenn wir unseren Blick öffnen.» Und der Beruf ermöglicht vielen jungen Menschen später ein Auskommen. Darum setzt sie sich weiter für diese Menschen ein. «Lange habe ich gekämpft, jetzt geht es endlich los», strahlt Fabbricatore.
Spendenkonto: Raiffeisenbank Wohlen; Konto Internationale des Coiffeurs de Dames, c/o Martin Peterer. CH 32 8074 4000 0076 7707 7; Konto 50-6418-8. Zahlungszweck: Education Kambodscha.