«Wohlen ist doch cool»
07.05.2021 WohlenGemeinderatswahlen: Die FDP präsentiert mit Einwohnerrätin Denise Strasser ihre Kandidatur
Sie verfügt über Kenntnisse in den Bereichen Finanzen und Unternehmertum. Und sie ist Ortsbürgerin. Denise Strasser bringt laut FDP-Präsident Thomas ...
Gemeinderatswahlen: Die FDP präsentiert mit Einwohnerrätin Denise Strasser ihre Kandidatur
Sie verfügt über Kenntnisse in den Bereichen Finanzen und Unternehmertum. Und sie ist Ortsbürgerin. Denise Strasser bringt laut FDP-Präsident Thomas Hoffmann das mit, was gegenwärtig im Gemeinderat fehlt. Mit der Kandidatur der 40-jährigen Einwohnerrätin wollen die Freisinnigen zurück in den Gemeinderat.
Daniel Marti
Die Freisinnigen haben sich am längsten Zeit gelassen. Während sich SP, SVP und CVP schon länger in Stellung gebracht haben, präsentiert nun die FDP ihre Gemeinderatskandidatur. Mit Denise Strasser schickt die FDP eine junge Kraft in den Wahlkampf. Mit 40 Jahren ist sie die jüngste Kandidatin. Sie ist mit Wohlen verwurzelt, besuchte hier die Schulen, und sie ist Ortsbürgerin. «Zudem bringt sie die im Gemeinderat fehlenden Kompetenzen der betriebswirtschaftlichen Kenntnisse mit», schreibt Parteipräsident Thomas Hoffmann in einer Medienmitteilung.
«Eine Herzensangelegenheit»
Und sie kennt die Stärken und Schwächen von Wohlen. Die da wären? Denise Strasser: «Die fi nanziellen Verhältnisse, das ist der Schwachpunkt.» Und die Stärke sei die vielseitige Infrastruktur. «Aber sind wir doch ehrlich: Wohlen bietet viel, Wohlen ist doch cool.»
Genau diese Haltung hat auch den Präsidenten überzeugt. Man habe sich gerne Zeit gelassen bei der Kandidatenkür. «Wir haben viele Gespräche geführt. Als uns Denise Strasser ihr Okay gab, war der Fall klar. Wir präsentieren eine ideale Kandidatin.»
Grosse Überzeugungsarbeit musste nicht geleistet werden. «Von der Grösse her hat unsere Fraktion einen Sitz im Gemeinderat zugute», sagt sie voller Selbstbewusstsein. Der Zeitpunkt für eine Kandidatur sei zudem ideal, erklärt sie. Im Einwohnerrat könne man eher weniger bewegen, darum sei ein Mandat im Gemeinderat schon immer ihr Ziel gewesen. «Das ist wie eine Herzensangelegenheit für Wohlen.»
Seitenhieb Richtung Bisherige
Denise Strasser-Lüthy ist diplomierte Betriebsökonomin NDS HF und arbeitet als Leiterin Finanzen / Human Ressources in einem Aargauer KMU mit rund 70 Angestellten. Dort absolviert sie ein Pensum von 70 Prozent. Sie hat also noch Freiräume für die politische Tätigkeit. «Und sie weiss, dass das Geld zuerst verdient werden muss, bevor es ausgegeben wird. Die heutigen Gemeinderäte sind mehrheitlich Staatsangestellte. Sie kennen die Herausforderungen und Ängste der Unternehmer nicht aus eigenen Erfahrungen», sagt Präsident Hoffmann mit aller Deutlichkeit.
Seit bald vier Jahren nimmt Strasser Einsitz im Einwohnerrat. Politisch sei das nicht eine dermassen grosse Erfahrung, räumt sie ein. «Aber ich verfolge die Wohler Politik schon lange.» Sie sei unverbraucht, sagt dazu Hoffmann, «und sie wird neuen Wind in den Gemeinderat bringen.»
Präsenz im Gemeinderat fehlte
Einen FDP-Wind, den es seit vier Jahren im Gemeinderat nicht mehr gibt. Die FDP war in der Vergangenheit eine feste Grösse im Gemeinderat. Harold Külling, von 1998 bis 2009, und Matthias Jauslin, von 2006 bis 2013, waren die prominenten Mitglieder des Gemeinderates in den letzten knapp 20 Jahren. Külling war von 2006 bis 2009 Vizeammann, Jauslin war von 2010 bis 2013 Küllings Nachfolger als Vize. Danach war die FDP für kurze Zeit nicht mehr im Gemeinderat vertreten. Als der Parteilose Bruno Breitschmid im Februar 2014 zur FDP wechselte, änderte sich dies wieder.
Steuerfuss 120Prozent – das geht mit Denise Strasser nicht
Im September 2017 erfolgte dann das FDP-Debakel. Eine Zweier-Kandidatur scheiterte. Dieter Stäger (neu) schaffte die Wahl nicht und Bruno Breitschmid wurde abgewählt. Seit Anfang 2018 ist die in Wohlen einst so mächtige FDP nicht mehr im Gemeinderat vertreten. Was ist damals im Wahlherbst 2017 falsch gelaufen? Er wolle gar nicht rückwärtsblicken, so Hoffmann. «Wir schauen mit unserer Kandidatin vorwärts.» Trotzdem, die FDP ist seit knapp vier Jahren nicht mehr im Gemeinderat vertreten. «Zugegeben», sagt der Präsident, «diese Präsenz fehlte uns. Und wir mussten uns die Informationen oft zusammensuchen. Aber das hat uns auch Freiheiten gegeben, denn wir mussten nie auf den Gemeinderat schauen.» Aber als Oppositionspartei sieht er die FDP dennoch nicht. «Höchstens zur Hälfte. Denn wir machen sachliche und konstruktive Politik.» Er nennt dabei den Steuerfuss 113 Prozent, der «dank der FDP zustande gekommen ist. Und dank guter Politik.»
Und dort setzt auch die Gemeinderatskandidatin der Freisinnigen an. «Wohlen muss sich auf das Notwendige konzentrieren», so Denise Strasser, die verspricht, dass sie als Gemeinderätin die Finanzen genauer anschauen würde. Deshalb würde sie gerne das Ressort Finanzen betreuen. «Ich habe oft das Gefühl, da wird das Geld praktisch zum Fenster rausgeworfen.» Und ein Steuerfuss von bis zu 120 Prozent – «das geht einfach nicht».
Das klingt nach einem Angriff aufs Ressort Finanzen, das zurzeit Gemeinderätin Ariane Gregor betreut. «Wir greifen gar niemanden an», stellt Thomas Hoffmann klar. «Es wird einen Verdrängungswettkampf geben. Und im Gemeinderat brauchen wir eine bürgerliche Mehrheit – vor allem was das Gedankengut betrifft.»
Und wer nennt sich bürgerlich? SVP, FDP, Die Mitte. Nochmals Hoffmann: «Die Mitte ist im Gemeinderat übervertreten. Und Männer sind im Gemeinderat übervertreten.»
Hoffen auf die Wende
Mit Denise Strasser erhoffen sich die Freisinnigen die grosse Wende. Für sich selber und für die bürgerlichen Ansichten im Gemeinderat. Der FDP-Präsident setzt dabei auf ihr «fundiertes Fachwissen aus der Finanz-, Wirtschafts- und Immobilienwelt». Die Partei sei stolz, dass sie mit der zweifachen Mutter «eine teamfähige Frau mit Durchhaltewillen und Leistungsfähigkeit» für den Gemeinderat vorschlagen kann.
Das bisherige Kandidatenfeld
Der Gemei nderatswah l kampf nimmt langsam Fahrt auf. Das Feld der Kandidierenden nimmt Form an. Man darf davon ausgehen, dass alle fünf bisherigen Gemeinderatsmitglieder erneut antreten werden für die Wahlen am 26. September. Gemeindeammann Arsène Perroud (SP), Vizeammann Roland Vogt (SVP), Ariane Gregor und Paul Huwiler (beide Die Mitte) kandidieren erneut. Bei Thomas Burkard (Grüne) geht man davon aus, dass er auch in der nächsten Amtsperiode mitregieren will. Da fehlt einzig noch das letzte Wort von der Partei, eine Formsache.
Drei neue Kandidaten
Herausgefordert werden diese fünf von einem Trio. Als neue Kräfte kandidieren Laura Pascolin (SP), SVP-Präsident Roland Büchi (SVP) und nun Denise Strasser (FDP). Bisher sind fünf Männer und drei Frauen im Rennen um die fünf Sitze im Gemeinderat. --dm