Keine Berührungsängste
07.04.2021 WohlenK-13: offene Ateliers im Freiamt am 1. und 2. Mai
Hereinspaziert: 38 Künstler und Künstlerinnen aus dem ganzen Freiamt öffnen an zwei Tagen die Türen zu ihren Arbeitsräumen und freuen sich auf spannende Begegnungen mit Besuchern. «Denn wir ...
K-13: offene Ateliers im Freiamt am 1. und 2. Mai
Hereinspaziert: 38 Künstler und Künstlerinnen aus dem ganzen Freiamt öffnen an zwei Tagen die Türen zu ihren Arbeitsräumen und freuen sich auf spannende Begegnungen mit Besuchern. «Denn wir leben nicht in einem Elfenbeinturm», sagt Mitorganisator Pirmin Breu.
Chregi Hansen
Die Plakate und Flyer sind gedruckt, jetzt gibt es kein Zurück. Doch naiv sind die beiden Organisatoren nicht – sie wissen genau, dass ihnen Corona noch einen Strich durch die Rechnung machen kann. «Wir haben uns darum eine Hintertüre offengelassen. Auf den Plakaten steht bereits ein mögliches Ausweichdatum», lacht Pirmin Breu.
Der Wohler Künstler organisiert zusammen mit Priska Brunner den Event zum 5. Mal. Doch noch nie war die Vorbereitung so nervenaufreibend wie jetzt. Denn der Anlass soll Anfang Mai über die Bühne gehen. Der Bundesrat verkündet seine neuen Massnahmen jedoch erst Mitte April. «Wir hoffen, dass dann wieder kulturelle Anlässe mit bis zu 50 Personen möglich sind. Dann können wir das Ganze durchführen», so Breu. Denn in den einzelnen Ateliers lassen sich die nötigen Schutzmassnahmen problemlos umsetzen. «Es hat selten mehr als zehn Personen an einem Ort, die Besucher verteilen sich auf die verschiedenen Ateliers.»
Tag der Arbeit als Vorbild
Man habe bewusst entschieden, trotz der unsicheren Lage am ursprünglichen Datum festzuhalten, so die beiden Organisatoren. ««Weil wir Hoffnung und Optimismus verbreiten wollen. Und weil die Menschen in diesen schwierigen Zeiten einen Lichtblick benötigen.» Falls aber alle Stricke reissen, dann wird der Event auf den 5. und 6. Juni verschoben. «Wir haben den 1. Mai ausgesucht, weil es ein starkes Datum ist», sagt Breu.
So hat man den Tag der Arbeit auch als Symbol für das Plakat genutzt und zeigt die Künstler und Künstlerinnen mit nach oben gereckten Werkzeugen. Wie die Arbeiter wollen auch die Kunstschaffenden ihre Anliegen sichtbarer machen. Um das zu erreichen, öffnen sie die Türen zu ihren Ateliers. Und geben Auskunft über das, was sie antreibt. Über ihre Arbeit. Und die Probleme. «Viele Menschen haben Berührungsängste, wenn es um Kunst geht. Aber dazu gibt es keinen Grund, wir sind gern im Austausch», macht Pirmin Breu deutlich.
Zugang zur Kunst ermöglichen
Die 5. offenen Ateliers im Freiamt finden am 1. und 2. Mai statt
«Wir haben so lange gewartet wie möglich, jetzt mussten wir uns entscheiden», sagt Pirmin Breu. Heisst: Die Organisatoren halten am ursprünglichen Datum fest. Trotz der drohenden Absage. «Aber wir sind guten Mutes, dass es klappt», so Breu.
Chregi Hansen
Da kann man im wahrsten Sinne des Wortes von Künstlerpech sprechen. Bisher fand der Künstlerevent K-13 immer Ende August statt. Diesmal hat man sich für eine Vor-Verschiebung entschieden. Und läuft nun Gefahr, zum Corona-Opfer zu werden. Falls die Ateliers am 1. und 2. Mai nicht öffnen dürfen, wird der Anlass auf Anfang Juni verschoben.
«Wir haben uns bewusst für eine Verschiebung in den Frühling entschieden, weil im Spätsommer immer ganz viele kulturelle Veranstaltungen stattfinden und wir den interessierten Besuchern die Qual der Wahl ersparen wollten», sagt Primin Breu, der die K-13 zusammen mit Priska Brunner organisiert. Und nochmals ein ganzes Jahr warten wollte man trotz Corona nicht. Die letzte K-13 fand im Jahr 2018 statt, «seither gab es immer wieder Anfragen, wann es wieder so weit ist», so Breu weiter.
In andere Welt eintauchen
Und die Resonanz gibt den beiden Organisatoren recht. 38 Freiämter Kunstschaffende, deutlich mehr als letztes Mal, haben sich angemeldet. Und öffnen an zwei Tagen ihre Türen für Besucher. «Für mich persönlich ist es immer interessant, den Künstlern bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen und mit ihnen dabei ins Gespräch zu kommen», erklärt Priska Brunner ihre Motivation, sich für den Event einzusetzen. «Durch einen Besuch bekommt man einen besseren Zugang zur Kunst, da man den Entstehungsweg des Werkes sieht. Und dieser ist ebenso wichtig wie das Endprodukt», fügt sie an. Zudem fühlt man im Atelier den Spirit, kann eintauchen in eine andere Welt.
Das bestätigt Breu, der selber seit Jahrzehnten als Künstler tätig ist. «Ich sage immer, im Atelier bekommt man einen Einblick in die Seele der Kunstschaffenden. Das ist in einem neutralen Raum wie beispielsweise in einer Galerie weniger möglich», sagt er. Zudem gebe es im Freiamt nur wenige Orte, an denen Kunst gezeigt wird. «Viele wissen gar nicht, wie viele tolle Kunstschaffende in dieser Region leben und arbeiten. Durch die Tage der offenen Ateliers erkennt man, was vor der eigenen Haustür geleistet wird», fährt der Künstler fort.
Hemmschwellen abbauen
Am Erfolgsrezept des Events halten die beiden Organisatoren fest. Datum und Zeit stehen fest, dazu gibt es die Vorgabe, dass der Anlass im eigenen Atelier stattfindet. Wie immer sind die Künstler und Künstlerinnen aber frei, wie sie sich präsentieren wollen. «Es gibt einige, die lassen das Atelier so, wie es ist, und zeigen, woran sie gerade arbeiten. Andere gestalten kleine Ausstellungen. An einigen Orten planen die Kunstschaffenden auch Aktionen, man kann ihnen direkt bei der Arbeit zuschauen. «Es ist von Vorteil, dass man sich im Vorfeld auf ein Programm festlegt und sich dann auch daran hält», empfiehlt Pirmin Breu. «Sonst läuft man Gefahr, dass man schon am ersten Ort länger hängen bleibt als geplant.»
Die beiden Organisatoren haben noch mehr Tipps. «Man sollte sich nicht zu viel vornehmen. Darum läuft die K-13 extra zwei Tage», erklärt Priska Brunner. Und es lohne sich, mal bei einem eher unbekannten Künstler vorbeizuschauen statt bei denen, deren Arbeit man schon kennt. «Und wenn es einem da gar nicht gefällt, kann man immer noch an einen anderen Ort wechseln, das ist der Vorteil bei 38 Ateliers», so Brunner weiter. Zudem sollte man sich bewusst sein, dass an diesem Tag viel los ist für die Kunstschaffenden. «Lange, tiefgründige Gespräche sind meist nicht möglich», weiss Breu aus Erfahrung. «Aber die meisten Künstler sind gerne bereit, einen weiteren Termin abzumachen für einen persönlichen Besuch.»
Mit der K-13 sollen Hemmschwellen abgebaut werden. Viele Menschen hätten gewisse Ängste, was Kunst angeht. Sie befürchten, dass sie sich blamieren, keinen Zugang finden oder ein Bild nicht verstehen. «Kunst hat einen elitären Touch», weiss Breu. «Aber Kunst ist immer auch ein Ausdruck der Zeit. Man muss ein Bild nicht intellektuell verstehen, es reicht, es einfach auf sich wirken zu lassen.» Er jedenfalls freut sich immer, auch neue Gesichter unter den Besuchern zu entdecken. «Das Schöne ist, dass unter den Teilnehmenden arrivierte und bekannte Kunstschaffende sind, aber auch junge, aufstrebende Talente. Profis wie Amateure. Und alle schliessen sich für diesen Event zusammen», und dieser Austausch bringt alle weiter, findet Priska Brunner.
Auch ein Hoffnungsschimmer und viel Freude
Gerade in der Coronazeit komme dem Event ein besonderer Stellenwert zu. Viele konnten in den vergangenen Wochen und Monaten nicht ausstellen, waren teilweise in ihrer Kreativität eingeschränkt. «Vor allem der erste Lockdown war schlimm. Inzwischen haben wir uns auf die Situation eingestellt. Und einige fangen an, das Thema künstlerisch zu verarbeiten», erklärt Breu.
Trotzdem: Je länger die unsichere Situation dauert, desto mehr schlage sie auf die Psyche. Das Öffnen der Ateliers soll darum auch ein Hoffnungsschimmer sein. Für die Besucher wie auch für die Kunstschaffenden. «Sie sollen ein Ziel haben, auf das sie sich freuen können. Ihre Werke endlich wieder zeigen zu dürfen», sagen die beiden Organisatoren.
Mehr Infos: www.k-13.ch
Sie stellen aus
Die teilnehmenden Künstler und Künstlerinnen, aufgeteilt nach Ortschaften.
Alikon: Veronika Müller. – Boswil: Susanne Hildbrand-Güntert. – Bremgarten: Susanne Brem; Gaby Neth; Daniel Troll; Beatrix Motsch; Karin Köpfli-Fehlmann; Diane Rotach; Elisabeth Heiniger Wirz; Christine Honegger; Ursula Keller; Romy Latscha; Regula Veillon. – Dottikon: Carl-W. Röhrig. – Fischbach-Göslikon: André Gutknecht. – Gnadenthal: Alex Schaufenbühl. – Merenschwand: Sonja Bantli. – Muri: Bruno Hartmeier; Petra Hochstrasser Hug; A’gota Keusch-Marton. – Niederwil: Isa Braunwalder; Mick Saxer. – Sarmenstorf: Françoise Rickenbacher. – Sins: Edith Konrad; Michelle Konrad. – Unterlunkhofen: Nelly Stutz-Jakob. – Villmergen: Claudia Bucher Martin; Ruschy Hausmann; Verena Schiess; André Keusch. – Waltenschwil: Franz-Josef Kissling; Nadette Bamert Kissling. – Wohlen: Pirmin Breu; Brindarica Bose; Paul Conrad; Simone Maurer; Larissa-Katharina Frei; Hans Hari.