Gestärkt aus der Krise
30.04.2021 WohlenDie Eventfirma Winkler Livecom AG integriert die Mesol Meeting Solutions in ihr Geschäft
Seit über einem Jahr sind Grossveranstaltungen verboten. Ein wichtiger Anbieter in diesem Bereich ist die Wohler Winkler Livecom AG. Die Krise hat die Firma hart getroffen. ...
Die Eventfirma Winkler Livecom AG integriert die Mesol Meeting Solutions in ihr Geschäft
Seit über einem Jahr sind Grossveranstaltungen verboten. Ein wichtiger Anbieter in diesem Bereich ist die Wohler Winkler Livecom AG. Die Krise hat die Firma hart getroffen. Jetzt hat sie die Aktienmehrheit einer weiteren Firma gekauft und blickt zuversichtlich in die Zukunft.
Roger Wetli
«Während den Verhandlungen mit der Mesol Meeting Solutions verspürten wir viel Freude und blickten nach vorne. Das hat uns in diesem schwierigen Jahr sehr geholfen», erklärt Stefan Mathys, CEO der Winkler Livecom AG. Der Geschäftsführer wirkt dabei hoch motiviert. Das bestätigt er: «Wir glauben an die Zukunft unserer Firma und an diejenige unserer Branche. Würden wir diesen Glauben verlieren, könnten wir auch gleich aufhören.» Die Winkler Livecom stehe finanziell auf sehr gesunden Beinen und wird weiterhin wachsen.
Gute Ergänzung
Dafür investiert sie in dieser Krisenzeit und hat die Aktienmehrheit der Mesol AG gekauft. «Die Firma ergänzt unseren angestammten Geschäftsbereich ideal», erklärt Mathys. «Grob gesagt: Während wir mit 40 Angestellten ein Grossprojekt im Zürcher Hallenstadion durchführen, kümmert sich die neue Firma in Hotels und Kongresssälen um viele Kleinst- und Kleinprojekte mit Teilnehmerzahlen zwischen sechs und tausend Leuten. Auch wenn vielleicht auf den ersten Blick nicht sofort ersichtlich, ist das ein ganz anderes Business-Modell.» Genau aus diesem Grund werden beide Firmen weiterhin als selbstständiger Brand und als eigenständige Unternehmung am Markt auftreten, erklärt Stefan Mathys fast schon euphorisch.
Katastrophales Jahr
Dieser Optimismus ist für einen Geschäftsführer der Eventbranche nicht selbstverständlich. Denn die letzten zwölf bis 14 Monate waren für die Winkler Livecom nicht einfach. «Wir hatten 2020 einen Einbruch von rund 65 Prozent gegenüber dem Budget. Das letzte Jahr war für uns zweifellos eine Katastrophe», bedauert der Geschäftsführer. Sie seien aber dank Kurzarbeit und einem guten Kostenmanagement noch mit einem blauen Auge davongekommen. Zudem durfte die Winkler Livecom noch ein sehr starkes 1. Quartal 2020 erleben. «Und es lief trotzdem etwas. So statteten wir zum Beispiel in Genf für die UNO einen kompletten Pavillon mit Konferenztechnik aus oder wirkten bei sehr vielen Produktionen des Schweizer Fernsehens mit», weiss Mathys. Dazu zählten zum Beispiel Erfolgsformate wie «Happy Day» oder «1 gegen 100 (50)». Die Winkler Livecom betreute aber auch grosse Streamingevents wie den Kadertag der Bâloise Holding oder das zehntägige «Sunrise Skylight Drive-In Open Air» in Kloten.
«Es lief etwas – einfach viel weniger als sonst», blickt der Geschäftsführer zurück. «Zudem sah es nach den Sommerferien so aus, als würden viele Veranstaltungen ab Mitte Herbst wieder möglich sein. Also starteten wir mit den Vorbereitungen, erstellten viele Angebote – und dann war wieder nichts.» Die vergangenen vier Monate bezeichnet Stefan Mathys als noch schlimmer als vor einem Jahr. «Es fehlt die Perspektive, die ersten Monate lief fast nichts. Niemand wusste, wie es weitergeht. Nun spüren wir wieder viel mehr Bewegung im Markt.»
Verschiedene Schnittpunkte
In dieser Situation war der Kauf der Mehrheitsaktien der Mesol Meeting Solutions eine wichtige Stütze. Neben den finanziellen Herausforderungen galt es verschiedene Vorarbeiten zu leisten. Denn obwohl beide Namen erhalten bleiben, gibt es künftig verschiedene Schnittpunkte mit der Winkler Livecom. «Der administrative Bereich wird von uns übernommen», erklärt Stefan Mathys. Das sei eine grosse Entlastung für die beiden Firmengründer der Mesol Meeting Solutions, welche ihre Positionen als Geschäftsführer behalten. «Sie arbeiteten bereits vorher in dieser Branche und bauten Anfang 2020 ihre eigene Firma auf. Dann kam die Pandemie», weiss Mathys.
Ganz andere Atmosphären
Dank der Übernahme profitiert die Mesol Meeting Solutions von der Erfahrung, welche die Winkler Livecom seit ihrer Gründung 1996 sammeln konnte. «Diese können wir jetzt weitergeben. Wir passen zum Beispiel innert Tagesfrist die ganze Personaladministration auf die neue Firma an.» Bereits vor dem Zusammenschluss arbeiteten die beiden Firmen zusammen. So besitzt bisher die Mesol Meeting Solutions nur wenig eigenes Material, sondern mietet dieses von der Winkler Livecom.
Keine Durchmischung wird es vorerst bei den Mitarbeitern geben, die direkt an den Veranstaltungsorten arbeiten. «Es sind zwei völlig unterschiedliche Arten von Events», erklärt Stefan Mathys. «In den Hotels und Konferenzräumen herrscht oftmals ein ganz anderes Klima. Viel weniger Leute betreuen eine viel grössere Anzahl von Projekten und fast jeder Mitarbeiter kommt bei Mesol direkt mit dem Endkunden in Kontakt.» Sie müssten deshalb über viel Fingerspitzengefühl und ein entsprechendes Auftreten verfügen. Während bei Grossanlässen oft eine Art Baustellenatmosphäre herrsche, der Lärmpegel im Aufbau auch mal hoch sein könne, sei man bei Mesol in einem laufenden Hotelbetrieb unterwegs, wo links und rechts andere Hotelgäste und andere Meetingbesucher gleichzeitig die Lokalität benützen. «Die beiden Firmen ergänzen sich ideal», ist Mathys überzeugt.
Events haben Zukunft
Stefan Mathys ist überzeugt, dass die Pandemie strukturelle Folgen haben wird. «Aber die Live-Events werden wieder zurückkommen», ist er überzeugt. «Die Leute wollen an Konzerten direkt vor Ort sein und sich an Konferenzen nicht virtuell, sondern direkt treffen.» Was vermutlich zunehmen werde, seien die hybriden Event-Formate. «Ich denke, dass sich der Live-Event künftig noch viel stärker für nicht anwesendes Publikum öffnen wird und die Interaktion mit diesem eine wichtige Rolle spielen wird.»
An Weltausstellung dabei
Die Winkler Livecom investiert zurzeit nicht nur in die Aktienmehrheit der Mesol Meeting Solutions. Beim Firmensitz in Wohlen baut sie bis Ende Mai ein multifunktionales Studio auf. Aus diesem sollen künftig Streamings von Firmen, Fotoshootings, kleine Eventformate oder sogar kleine Konzerte möglich sein. Das Studio wird mit modernster Technik ausgestattet und bietet auch Aufenthalts- und Umkleideräume.
Zudem baut die Winkler Livecom gerade Festinstallationen in den Konferenzräumen des «The Circle» beim Flughafen in Kloten ein. Gegenwärtig ist Winkler mit dem Aufbau der technischen Infrastruktur des Schweizer und des Holland-Pavillons in Dubai beschäftigt. Von Oktober 2021 bis März 2022 werden die Mitarbeiter von Winkler diese beiden Pavillons in den Vereinigten Arabeitschen Emiraten betreuen. --rwi