Neue Wege durch die Pandemie
30.03.2021 Region UnterfreiamtDer Sarmenstorfer Roman Müller ist der künstlerische Leiter des Festivals «cirqu’8» in Aarau
Vom 7. Mai bis 4. Juli ist das «cirqu’» im Stadtmuseum zu Gast. Das Highlight wird das Festival «cirqu’8» im Juni. Der ...
Der Sarmenstorfer Roman Müller ist der künstlerische Leiter des Festivals «cirqu’8» in Aarau
Vom 7. Mai bis 4. Juli ist das «cirqu’» im Stadtmuseum zu Gast. Das Highlight wird das Festival «cirqu’8» im Juni. Der künstlerische Leiter Roman Müller freut sich sehr darauf. Für ihn bedeutet die Pandemie aber nicht nur Umplanen, sondern auch die Möglichkeit, neue Wege zu gehen.
Chantal Gisler
«Ich muss ehrlich sagen, ohne die Pandemie wären wir nicht zu diesem besonderen Programm gekommen», sagt Roman Müller. Der Sarmenstorfer ist der künstlerische Leiter des cirqu’, das normalerweise alle zwei Jahre in der Aarauer Reithalle stattfindet. Diesen Sommer wäre es wieder so weit. Aber die Reithalle wird momentan renoviert, und wegen Corona werden grosse Veranstaltungen mit vielen Besuchern an einem Ort wohl nicht möglich sein. «Deswegen habe ich schon im letzten Sommer beschlossen, einen komplett neuen Weg einzuschlagen», erklärt Müller. «Das Problem ist bei dieser Pandemie ja, dass nicht viele Leute zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein sollten, um das Virus nicht weiter zu verbreiten. Ich habe deshalb beschlossen, diese drei Komponenten auseinanderzunehmen.»
Konkret bedeutet das: Das Festival findet statt, allerdings zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten in der ganzen Stadt. Gewisse Produktionen ziehen sich über viele Stunden oder gar Tage hin. «Einige Künstler werden an ihren Standorten Projekte, Installationen und Performances durchführen, wo der Besuch zeitlich frei gestaltbar ist.» Vom 10. bis 20. Juni findet so das Festival cirqu’8 in Aarau statt. So kommt beispielsweise eine Gruppe aus Holland, die einen Parcours durch die Stadt aufstellt, den die Besucher rückwärts gehend absolvieren. Müller lacht: «Da stellt sich dann die Frage, wer das Kunstobjekt und wer die Zuschauer sind.»
Locker und spontan
Vor dem Festival cirqu’8 startet eine besondere Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Aarau. Hier werden die Artisten ihr künstlerisches Schaffen und den Schaffensprozess den Besuchern näherbringen. Das «cirqu’8 im Stadtmuseum» findet vom Freitag, 7. Mai, bis Sonntag, 4. Juli, statt. «Normalerweise hätten wir nie so spontan mit dem Stadtmuseum zusammenarbeiten können», sagt Müller. Denn die Museen haben ihr eigenes Programm mit Ausstellungen, das nicht zum Zirkusprogramm passt. «Wegen der Pandemie hatten sie aber plötzlich die Möglichkeit, um mit uns über eine Zusammenarbeit zu reden.»
Aber wie genau ist es dazu gekommen? «Wir haben vor einigen Jahren schon ein kleineres Projekt mit dem Stadtmuseum gemacht. Vor einiger Zeit kam ein neuer Leiter und ich wollte ihn kennenlernen. So sind wir ins Gespräch gekommen.» Ganz locker und ganz spontan. So wie Müller eben ist. Der gelernte Mechaniker ist spontan und per Zufall zum Zirkus gekommen. «In Sarmenstorf haben einige angefangen zu jonglieren. Da habe ich es auch ausprobiert und nie aufgegeben.» Er absolvierte die Dimitrischule im Tessin und ging danach zum Circus Monti. Dann führten ihn seine Wege nach Frankreich, lernte dort ganz neue Formen des Zirkus kennen und tourte um die halbe Welt, bis er 2015 das Festival cirqu’8 in Aarau aufbaute.
Nicht aufgeben
Ihn bringt kaum etwas aus der Ruhe. Auch die Coronapandemie nicht. «Ich wollte nie darüber nachdenken, was nicht möglich ist. Sondern nur darüber, was daraus für neue Möglichkeiten entstehen können.» Er hatte schon vermutet, dass Museen öffnen dürfen, bevor grosse Veranstaltungen durchgeführt werden können. Trotzdem dachten er und sein Team nie ans Aufgeben. «Ich wusste, dass es nicht einfach wird. Aber wir konnten trotzdem ein Programm auf die Beine stellen, wovon vieles auch unter schwierigen Bedingungen durchführbar sein sollte.» Die Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum hat für ihn Pilotcharakter. «Vielleicht entwickeln sich so noch weitere Zusammenarbeiten für zukünftige Ausgaben des Festivals.»