Ohne Party fehlt der Umsatz
26.02.2021 WohlenDie Schüwo Trink-Kultur ist von den Coronamassnahmen betroffen
Alle reden von der schwierigen Situation für die Gastronomie. Oft geht vergessen, dass auch die Zulieferer betroffen sind. Etwa der Wohler Getränkehändler.
Chregi Hansen
Ja, während ...
Die Schüwo Trink-Kultur ist von den Coronamassnahmen betroffen
Alle reden von der schwierigen Situation für die Gastronomie. Oft geht vergessen, dass auch die Zulieferer betroffen sind. Etwa der Wohler Getränkehändler.
Chregi Hansen
Ja, während des ersten Lockdowns im vergangenen Jahr habe er einige schlaflose Nächte gehabt, gibt Urs Schürmann zu. Auf einen Schlag brachen rund 50 Prozent des Umsatzes weg. Inzwischen, ein Jahr später, ist die Situation zwar weiterhin angespannt. Doch der Geschäftsleiter der Schüwo Trink-Kultur hat gelernt, damit umzugehen. «Wir müssen uns auf das konzentrieren, was bleibt.»
Schüwo gehört zu den grössten Getränkehändlern der Schweiz. Und ist dementsprechend stark von den Coronamassnahmen betroffen. Rund 600 Restaurants, Kantinen und Hotels werden von Wohlen aus beliefert, dazu kommen pro Jahr rund 1500 Events, von der privaten Hochzeit über Dorf- und Jugendfeste bis zur Streetparade mit ihren gigantischen Besucherzahlen.
Doch praktisch alle Feste und Partys, die Streetparade oder auch das Argovia-Fäscht: Letztes Jahr hagelte es quasi nur Absagen. Konnte das Unternehmen nur noch knapp 100 Anlässe beliefern, alle im kleineren Rahmen. Ironie des Schicksals: Der letzte grössere Anlass für Schüwo war der Kammerball, an dem Urs Schürmann als amtierender Ehrenkammerer selber Gastgeber war. Und die Aussichten bleiben düster. Doch Urs Schürmann sieht auch Positives: Die eigenen Läden und der Online-Shop laufen gut. Und er hat die Hoffnung, dass das 75-Jahr-Jubiläum in der zweiten Jahreshälfte doch noch gross gefeiert werden kann. So, wie man es von Schüwo kennt.
Der Krise mit Stärke trotzen
Schüwo Trink-Kultur spürt die Auswirkungen von Corona – Geschäftsleiter Urs Schürmann sagt, wie es der Firma geht
Alle grossen Veranstaltungen abgesagt, Restaurants zu, keine Jugendfeste, keine Bankette und keine Sportevents. Dem Wohler Getränkehändler ist ein Grossteil des Absatzes weggebrochen. Und die Aussichten bleiben düster. «Wir müssen trotzdem positiv nach vorne schauen», sagt Urs Schürmann.
Chregi Hansen
Der Lockdown trifft die Firma hart. Durch die Schliessung der Restaurants und das Veranstaltungsverbot fehlt Schüwo aktuell rund die Hälfte des Umsatzes. Das hat bei Geschäftsleiter Urs Schürmann letzten Frühling für schlaflose Nächte gesorgt.
Doch diese Phase ist vorbei, längst schaut man bei Schüwo wieder nach vorne. Denn die Familie Schürmann ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Schliesslich beschäftigt man über 90 Angestellte. Viele gehören seit Jahrzehnten zum Team. «Wir haben für unsere Angestellten Kurzarbeit eingereicht. Was sie dadurch weniger verdienen, gleichen wir von uns aus teilweise wieder aus», sagt Schürmann. Weitere Finanzhilfen wurden bisher nicht in Anspruch genommen.
Dabei hätte 2020 ein gutes Jahr werden können. In ganz vielen Gemeinden waren grosse Feste geplant. Und vielerorts hätte Schüwo dafür gesorgt, dass niemand durstig bleibt. Auch die Fussball-Europameisterschaft hätte den Absatz sicher angekurbelt. Es sollte nicht sein. «Dass in der Schweiz alle Restaurants über Monate geschlossen sind, das hat es noch nie gegeben. Und konnte sich auch nie jemand vorstellen», sagt der Geschäftsleiter. Schwer getroffen seien vor allem die Systemgastronomie, die grossen Hotelketten oder die Personalrestaurants. Die fehlenden Touristen und die Homeoffice-PPicht haben zu enormen Einbrüchen geführt. «Dieser Bereich wird sich so schnell nicht wieder erholen», befürchtet Schürmann.
Wirte unterstützen
Kommt dazu, dass für viele Restaurants November und Dezember zu den wichtigsten Monaten zählen. Doch diesmal gab es keine Bankette, keine Weihnachtsessen. Und das trifft eben nicht nur die Gastronomen, sondern auch die Zulieferer wie Schüwo. «Wir sehen uns aber als Partner», erklärt Schürmann, «wir suchen nach Lösungen, nehmen auch mal bestellte Waren zurück.» Denn bei einigen Getränken gibt es ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Diese werden nun in den eigenen Shops vergünstigt angeboten. Kurz vor diesem Datum werden sogar vereinzelt Getränke verschenkt, um den Foodwaste zu minimieren.
«Für etliche Wirte wird es eng», weiss der Wohler Unternehmer aus vielen Gesprächen. Zudem sei nicht zu erwarten, dass nach der Aufhebung der Massnahmen alles auf Hochtouren läuft. «Nach Corona wird nicht sein wie vor Corona», glaubt Schürmann.
Disziplinierte Kunden
Dass er trotzdem wieder besser schlafen kann als im ersten Lockdown, hat zwei Gründe. Zum einen laufen die drei eigenen Läden und der Online-Shop sehr gut. «In diesen Bereichen haben wir zuletzt viel investiert, davon profitieren wir jetzt», freut sich der Geschäftsleiter. So hat man beispielsweise mitten in der Coronazeit in Berikon neue Räumlichkeiten bezogen. Im Shop-Bereich verzeichnet Schüwo denn auch steigende Umsätze. Natürlich wurde in allen Filialen ein Sicherheitskonzept umgesetzt, «und die Kunden verhalten sich sehr diszipliniert», so Schürmann. Und während im ersten Lockdown die meisten nur schnell ihre Waren einsammelten und möglichst schnell wieder gingen, würden sich inzwischen viele wieder beraten lassen. «Man spürt, die Leute suchen Kontakt. Das hat sicher auch mit der Schliessung der Restaurants und dem Homeoffice zu tun.»
Überhaupt, er stelle bei vielen Menschen eine gewisse Coronamüdigkeit fest, fügt Schürmann an. «Vielen fehlen der soziale Kontakt, das gemeinsame Anstossen und Feiern.» Er hofft darum, dass die Impfaktion wieder eine gewisse Normalität einkehren lässt.
Unternehmen ist gesund – und feiert dieses Jahr Jubiläum
Doch auch wenn der Privatverkauf zugelegt hat, so kann dieser die Lücken in den anderen Geschäftszweigen nicht auffangen. Der zweite Grund, der Urs Schürmann dennoch optimistisch bleiben lässt, ist das Unternehmen selbst. «Unsere Mitarbeitenden sind sehr engagiert. Wir sind unglaublich stolz, auf so ein starkes Team zählen zu dürfen. Schüwo ist gesund und gut aufgestellt. Wir haben immer langfristig geplant und investiert und sind haushälterisch mit den Mitteln umgegangen», sagt er. Er führt das Familienunternehmen zusammen mit seinen zwei Brüdern in dritter Generation. Es sei ihre Pflicht und auch ihr Willen, dieses Lebenswerk zu erhalten und weiterzuentwickeln. In diesem Jahr kann Schüwo den 75. Geburtstag feiern. «Wir haben für die zweite Jahreshälfte viele Aktionen und Events geplant. Wir hoffen, das ist dann auch möglich», sagt Urs Schürmann.
Sponsoringverträge einhalten
Davon, dass Schüwo weiterhin erfolgreich unterwegs ist, profitieren auch viele Vereine und Veranstalter in der Region. Schüwo gehört zu den aktivsten Sponsoren. Und ist sich auch diesbezüglich der Verantwortung bewusst. «Wir werden trotz der schwierigen Zeiten alle Verträge weiterführen und erneuern», sagt der Geschäftsleiter. Schliesslich würden auch die Vereine und Veranstalter unter dem Lockdown leiden. «Gerade die Vereine sind auf Einnahmen angewiesen», weiss Schürmann. Auch das Namenspatronat für Eishalle und Badi stellt er nicht in Frage. «Der Schüwo Park ist eine tolle Sache. Schade nur, dass er seit der Eröffnung noch keine richtige Saison erleben durfte. Aber wir stehen weiter hinter dem Projekt und dem Sponsoring», betont er.
Hoffnung auf baldige Öffnung der Restaurants
Noch deutet nicht vieles auf eine Besserung in den kommenden Monaten hin. Das Argovia Fäscht ist bereits abgesagt, dass die Streetparade stattfindet, ist eher unwahrscheinlich. Auch die meisten Jugend- und Dorffeste im kommenden Sommer sind bereits verschoben worden. Doch Schürmann glaubt fest daran, dass es bald wieder aufwärts geht. Und er hofft, dass auch die eigene Weinschule bald wieder Kurse anbieten kann. Derzeit sind alle verschoben. «Das tut mir persönlich schon weh. Die Kurse sind beliebt und immer sehr gut gebucht. Und genau da können wir unsere Kompetenz unter Beweis stellen», sagt der Weinakademiker. Und ein gutes Glas Wein kann helfen, die schwierige Zeit besser zu überstehen. «Wir alle hoffen, dass die Restaurants bald wieder öffnen dürfen», meint Urs Schürmann zum Schluss. Das war am Dienstag. Am Mittwoch hat der Bundesrat dann vorerst anders entschieden.