«Stiller Protest»: Unter diesem Motto hat in Wohlen eine behördlich angemeldete Demonstration, leider unter Nichteinhaltung der Massnahmen, stattgefunden.

Die über 1500 Beteiligten sprachen sich für Grundrechte und Freiheit und im gleichen Atemzug gegen «Test- und Impfzwang» aus. Das ist ein manipulativer Begriff. «Zwang» nennt man eine ungerechtfertigte Vorschrift. Das Gegenstück dazu heisst «Pflichtt. Immfen und Testen, um eine Seuche zu bekämpfen, die seit Monaten die halbe Welt lähmt – so etwas kann man nicht als ungerechtfertigt ablegen. Und weil die Demonstranten auch gegen Gebote wie Masketragen und Abstandhalten eintraten, verstiessen sie selber mehrfach gegen die «Coronamassnahmen». Es gehört aber nicht zur freien Meinungsäusserung dazu, dass man sich nur an jene Gesetze und Verordnungen hält, die man persönlich gutheisst. Ich kann mein Auto auch nicht überall dort abstellen, wo mir das Parkverbot nicht gefällt.

Das heisst: Prinzipiell kann ich das schon, muss dann aber mit einer Strafe oder gar mit den Abschleppkosten rechnen. Sollte ich als kleine Autofahrerin schlechter behandelt werden als Demonstranten und Demonstrantinnen, die ausgelaugten Pflegekrrften bildlich gesprochen ins Gesicht spucken, so verstiesse das wohl gegen den Grundsatz «Gleichheit vor dem Gesetz».

Ohne grosse Vorkommnisse wurde von den Besuchern, die vorwiegend ohne Mund/Nasen-Schutz und mit zu geringem Abstand voneinander unterwegs waren, gegen die Massnahmen der Regierung protestiert. Dieser behördlich genehmigte «Spaziergang» lässt mich an der geistigen Reife und der viel beschworenen Selbstverantwortung zweifeln. Schade, dass einige freiheitsverwahrloste Bürgerinnen und Bürger die Bemühungen des ganzen Landes, aus dem Lockdown herauszukommen, auf diese infantile Art sabotieren und torpedieren.

Simona Scheller, Anglikon