Wem gehört eigentlich der Mond?
19.01.2021 WohlenYanike Becklas kreierte als Maturarbeit eine besondere Postkartenserie
«Ich wollte keine Arbeit machen, die nachher einfach in der Schublade verschwindet», sagt Yanike Becklas. Das ist ihr gelungen. Ihre Postkarten regen zum Nachdenken, Philosophieren und ...
Yanike Becklas kreierte als Maturarbeit eine besondere Postkartenserie
«Ich wollte keine Arbeit machen, die nachher einfach in der Schublade verschwindet», sagt Yanike Becklas. Das ist ihr gelungen. Ihre Postkarten regen zum Nachdenken, Philosophieren und Schmunzeln an. Bei der Wahl der Mittel bewies die Schülerin viel Kreativität.
Chregi Hansen
Ganz am Anfang stand bei ihr eine Kreativ-Quarantäne. «Ich habe mich für ein paar Tage in eine Wohnung in Zürich eingesperrt. Ich habe ganz viel gezeichnet und gemalt und mir überlegt, welches Thema ich für meine Maturarbeit wählen soll», erzählt die Wohler Kantischülerin.
Fischli/Weiss als Inspiration
Am Ende steht eine Ausstellung im Foyer der Kanti Wohlen. Hier können die Betrachter nachverfolgen, wie ihre Bilder entstanden sind. Denn so unterschiedlich die verwendete Technik und die Motive sind, so sind doch alle Karten miteinander verbunden. In einer Art Frage-und-Antwort-Spiel. «Ich habe zu Beginn eine Karte mit einer Frage angefertigt. Meine Follower konnten dann mögliche Antworten liefern. Eine davon habe ich dann grafisch umgesetzt. Danach konnten sich die Follower von der Antwort wieder zu einer Frage anregen lassen, die ich dann ebenfalls zu einem Bild verarbeitet habe und so weiter», erklärt Yanike Becklas das Prinzip.
Inspirieren dazu liess sich die Wohlerin vom Buch «Findet mich das Glück?» des Schweizer Künstlerduos Fischli/Weiss. Dieses widmet sich den Fragen, die sich jeder ab und zu stellt, die meist aber unbeantwortet bleiben. Wie zum Beispiel die Frage: «Wem gehört der Mond?» Dies war die Ausgangsfrage, welche Yanike Becklas stellte und gleich auch illustrierte. Und die den Anfang der Serie bildet, welche nun im Foyer der Kanti zu sehen ist.
Anfangs versuchte sie, auf konventionellem Weg zu Antworten zu kommen. «Ich schickte die Karte an wildfremde Menschen mit der Bitte um eine Antwort. Leider hat das nicht funktioniert», erzählt die Kantischülerin. Darum setzte sie auf Instagram und baute sich eine kleine Community auf. «Es war schön zu sehen, wie die Menschen mitmachten. Wie viele tolle Vorschläge jeweils kamen», erzählt sie. Sie hatte die Qual der Wahl, eine Antwort auszusuchen. Was sich gar nicht immer als so einfach erwies. «Manchmal kamen so gute Vorschläge, dass ich mich nicht entscheiden konnte. Dann malte ich eben zwei Bilder. Und der Strang hat sich gesplittet.»
Illustratorin als Berufswunsch
«Die Follower waren wirklich kreativ», freut sich die Künstlerin. Und wem gehört nun der Mond? Becklas entschied sich für die Antwort «Dem Träumer» und zeichnete einen Mann, der in die Leere guckt. Es war vor allem der grafische Teil der Arbeit, der ihr viel abverlangte. «Mein Ziel war es, ein Bild zu erschaffen, das so einzigartig ist wie der Text der Frage oder Antwort», erklärt sie. Und das gleichzeitig zu neuen Fragen und Antworten inspirierte. Gleichzeitig war es ihr wichtig, mit ganz verschiedenen Techniken zu experimentieren. Als Beispiel nimmt sie die Karte mit dem «Regentropfen». «Ich habe erst Wolken gemalt, dann Menschen, die im Regen tanzen. Später habe ich die Karten wirklich in den Regen gelegt und geschaut, was mit ihnen passiert. Aber irgendwie hat mich alles nicht überzeugt. Dann kam ich auf die Idee mit den Fröschen.»
Das Gestalten der Karten nahm viel Zeit in Anspruch. «Mein Ziel ist es, später als Illustratorin zu arbeiten. Mit dieser Arbeit wollte ich eine Art Visitenkarte ablegen», erklärt sie. Es war für sie stets eine grosse Herausforderung, sich für Motiv, Technik und auch Hintergrund zu entscheiden. Oft begann sie mit ganz konkreten Zeichnungen und endete in Abstraktionen. «Es gab in dieser Zeit viele frustrierende Momente», schaut sie zurück. «Es fiel mir manchmal sehr schwer, mich zu entscheiden», sagt sie. Manchmal habe sie stundenlang an einem Motiv gearbeitet, um dann plötzlich mit einem ganz anderen Ansatz zu einem schnellen Ergebnis zu kommen. «Das war eine spannende Erfahrung.»
Bereichernder Austausch
Das Erstellen einer Postkartenserie via Instagram sieht sie auch als eine Möglichkeit, mit Kunst Menschen zu erreichen. Und dies in einer Zeit, in der keine Ausstellungen möglich und Museen und Galerien geschlossen sind. «Natürlich hätte ich Fragen und Antworten selber geben können. Aber das wäre nicht das Gleiche gewesen. Und der Austausch mit den Followern war bereichernd», so die Wohlerin. «Ich habe es genossen, mich von fremden Ideen inspirieren zu lassen.» Sie freut sich zudem, dass sie ihre Werke doch noch öffentlich zeigen konnte. In der Kanti hängt eine ganze abgeschlossene Serie von Fragen und Antworten, dazu an verschiedenen Orten einzelne Postkarten, die wieder zu Fragen und Antworten einladen. «Ich möchte das Projekt unbedingt fortführen», sagt Yanike Becklas. Und freut sich schon jetzt auf den weiteren Austausch mit den Followern auf Instagram.
Eine Übersicht aller Postkarten findet man auf www.yanike-becklas.jimdosite.com. Die Postkarten stehen auch zum Verkauf.