Etwas Freude bereiten
12.01.2021 WohlenAllen Widrigkeiten zum Trotz: Wohler Bezklasse übt ein Theaterstück ein
Ob sie ihr Stück je live zeigen können, wissen sie derzeit nicht. Trotzdem haben die Schüler und Schülerinnen von Daniel Güntert ganz viel Spass am ...
Allen Widrigkeiten zum Trotz: Wohler Bezklasse übt ein Theaterstück ein
Ob sie ihr Stück je live zeigen können, wissen sie derzeit nicht. Trotzdem haben die Schüler und Schülerinnen von Daniel Güntert ganz viel Spass am Projekt.
Chregi Hansen
Trotz allem oder jetzt erst recht: Nach diesem Motto probt die Klasse Bez 2e jeden Montagmorgen im Schlössli an ihrem Stück. «Es macht uns extrem Spass», erzählen sie nach der Probe begeistert. Und ja, sie glauben daran, dass sie das Ganze auch einmal vor Publikum aufführen können. «Herr Güntert tut alles, damit es klappt. Und darum glauben wir auch daran», erklären sie. Und darum sind sie auch bereit, neben der wöchentlichen Probe auch zu Hause an den Texten zu feilen. «Wir tun alles, damit das Theater stattfinden kann», sagen sie.
Und das tut auch Lehrer Daniel Güntert. «Wir wollen gemeinsam ein Zeichen setzen in dieser schwierigen Zeit. Und den Menschen etwas geben. Eine fröhliche Geschichte, sie wollen wieder mal lachen können», sagt er. Er ist sich dabei durchaus bewusst, dass die Massnahmen vielleicht noch schärfer werden und das Stück mit dem Titel «Schlössli-Geischter» eventuell nie vor Publikum gespielt werden kann. «Aber dieses Risiko nehmen wir in Kauf. Vielleicht zeigen wir die Geschichte erst im Frühsommer. Oder eben nur per Video-Stream. Aber aufgeben wollen wir nicht», erklärt der Wohler Bez-Lehrer, der mit seinen Klassen regelmässig Theaterprojekte initiiert. Und sich auch durch die Pandemie nicht davon abhalten lässt. «Solange wir noch dürfen, machen wir weiter», sagt er.
Ganz viel Flexibilität gefragt
Die Klasse Bez 2 möchte gerne Ende März ihr Stück «Schlössli-Geischter» aufführen
Spukt es neuerdings etwa im Schlössli? Zumindest tauchen hier regelmässig drei frühere Bewohner des Schlössli aus der Familie der Ritter von Wohlen auf. Sie sind Teil des neuen Theaterprojekts von Daniel Güntert. Falls möglich, soll das Stück im März Premiere feiern.
Chregi Hansen
Er sucht sich für seine Stücke sehr gerne historische Schauplätze. Etwa die ehemalige Schmitte an der Steingasse. Die alte Fahrzeughalle des Werkhofs in der Bleichi. Und nun also das Schlössli, das älteste Steinhaus der Gemeinde. Historischer geht es nicht. «Wir wollen hier Geschichten zeigen, wie sie sich hier im Schlössli, aber auch an anderen Orten in Wohlen abgespielt haben», sagt Lehrer Daniel Güntert.
Für einmal zeigt Güntert mit seiner Klasse nicht eine einzelne, in sich abgeschlossene Geschichte. Auch keine Überarbeitung eines bestehenden Stückes. Die «Schlössli-Geischter», so der Titel der neuen Produktion, ist ein Mix aus Sketchen, Gedichten und kleinen Szenen. Lose verbunden durch die Kommentare der drei Geister, der ehemaligen Bewohner des Schlössli. «Das Ganze soll etwas Fröhliches werden, zum Schmunzeln und zum Nachdenken», erklärt der Lehrer.
Deutsch und Geschichte
So wurden etwa Texte von Karl Gautschi, Heinz Ehrhard und einigen anderen von den Schülerinnen und Schülern umgeschrieben und für die Bühne angepasst. Sozusagen also praktischer Deutschunterricht. Und für die Berichte der Geister aus ihrer Zeit als frühere Ritter von Wohlen konnten die Geschichtsstunden genutzt werden. Apropos Unterricht: Diejenigen Achtklässler, die bei den gerade geprobten Szenen nicht benötigt werden, arbeiten abseits der Bühne an ihren Aufgaben.
Weitermachen – trotz aller Widrigkeiten
Der Entscheid, statt eines normalen Stückes eine Art Nummern-Collage aufzuführen, ist auch eine Folge der Coronamassnahmen. So konnten die Schüler und Schülerinnen in kleinen Gruppen Texte schreiben und proben. Denn natürlich sind sich alle bewusst, dass eine Theateraufführung in der jetzigen Zeit ein Wagnis ist. «Als wir im August gestartet sind, sah es gut aus», lacht Daniel Güntert. Im November habe man dann entschieden, trotz allem weiterzumachen. Obwohl sonst alle anderen Schulanlässe abgesagt wurden. «Ich habe dafür die Unterstützung der Schulleitung», berichtet Güntert. Allerdings müssen alle notwendigen Massnahmen beachtet werden. «Wir haben sogar ein Schutzkonzept erarbeitet für die späteren Vorstellungen», erklärt Güntert stolz.
Ein Thema war die Maskenpflicht. Die Jugendlichen tragen sie ausser bei ihren kurzen Auftritten auf der Bühne konsequent. «Schauspielen mit Maske geht aber nicht», sagt Güntert. «Man sieht keine Mimik und versteht fast nichts», sagt er. Dafür bleibt der Abstand immer gewahrt. Es sei nicht so, dass er die Pandemie nicht ernst nehme, versichert er. Im Gegenteil. «Aber das Leben geht weiter. Und auch die Kultur soll ihren Platz haben. Wir wollen mit unserem Stück Freude und Hoffnung verbreiten», sagt er. Das bedeute nicht, dass man naiv an die Sache geht. In dieser Zeit ein Stück einstudieren, das benötige eine grosse Portion Flexibilität. «Ich muss die Pläne immer wieder ändern und anpassen, das ist ganz schön aufwendig», lacht der theaterbegeisterte Lehrer.
Ursprünglich sollte das Stück «Schlössli-Geischter» im Januar Premiere feiern. Derzeit gehen Lehrer und Schüler von Ende März aus. «Wenn nicht, dann spielen wir eben im Mai oder Juni», erklären die jungen Schauspieler. Sie lassen sich jedenfalls nicht entmutigen. «Das Ganze macht Spass», erklären sie. Und es sei eine wertvolle Erfahrung, auf einer Bühne zu stehen und eine Rolle zu spielen, fügen sie an. «Vor richtigem Publikum wird es sicher nochmals schwieriger», sind sie sich bewusst. Aber es ist eine Herausforderung, der sie sich gerne stellen wollen. «Wir hoffen sehr, dass wir unser Stück zeigen können.»
Livestream geplant
Das werden sie, versichert Lehrer Güntert. Denn das Stück wird in jedem Fall via Livestream übertragen – unabhängig davon, ob eine Aufführung vor Publikum möglich ist oder nicht. «Das machen wir sowieso. Denn das Schlössli ist klein, und die Klasse besteht schon allein aus 24 Personen. Da werden wohl nicht mehr viele Zuschauer erlaubt sein», lacht Güntert. Man mache die Übertragung aber auch, weil der eine oder andere aus Vorsicht lieber zu Hause bleiben will. Dann lassen sich die Geschichten aus dem Schlössli und aus Wohlen von dort verfolgen. Und man kann sich so etwas ablenken lassen. «Das Thema Corona kommt im Stück nicht vor», verspricht Lehrer Daniel Güntert. Dafür ganz viele Momente zum Lachen. Und das soll bekanntlich ja gesund sein.