Bergapotheke: Von Jost zu Jost
22.01.2021 Region UnterfreiamtRund 40 Jahre lang haben Muriel und Ruedi Jost die Bergapotheke in Villmergen geführt. Nun haben sie das Geschäft ihren Söhnen Alain und Pascal übergeben. Und die haben sich bereits gut eingelebt.
Familiär und fortschrittlich
Die ...
Rund 40 Jahre lang haben Muriel und Ruedi Jost die Bergapotheke in Villmergen geführt. Nun haben sie das Geschäft ihren Söhnen Alain und Pascal übergeben. Und die haben sich bereits gut eingelebt.
Familiär und fortschrittlich
Die Bergapotheke Jost ist in neuen Händen
Ihre Eltern Muriel und Ruedi Jost haben die Bergapotheke im Herzen von Villmergen 40 Jahre lang geführt. Jetzt ist die jüngere Generation dran – und sie hat einiges vor. Die Tradition und Philosophie bleibt dabei gleich.
Chantal Gisler
Seit rund drei Wochen führen die Brüder Alain und Pascal Jost die Apotheke selbstständig. Das Logo aussen an der Apotheke zeigt drei grüne Berge. Drei Berge für die drei Generationen, die die Bergapotheke im Herzen von Villmergen schon geführt haben und führen.
Muriel und Ruedi Jost haben die Apotheke 40 Jahre lang geführt. Ihr Innovationsgeist hat sich ausgezahlt, die moderne Apotheke wird von den Villmergern sehr geschätzt. Sein Vater Rudolf Jost-Karli gründete die Dorfapotheke im Jahr 1956, damals noch bei der Kirche. Mittlerweile ist die Apotheke zweimal umgezogen, die familiäre Atmosphäre ist aber geblieben.
Keinen Druck ausgeübt
Pascal Jost ist offiziell der Kopf der Apotheke. An seinem weissen Kittel steht unter dem Namen das Wort Apotheker. «Ich erinnere mich noch genau, wie ich meinem Vater erzählt habe, dass ich Apotheker werden möchte», sagt Pascal Jost. «Ich dachte, er würde sich darüber freuen. Aber er hat mich ernst angeschaut und gefragt, ob ich mir da ganz sicher bin. Er wollte keinen Druck auf mich ausüben und mir nicht vermitteln, dass ich die Apotheke übernehmen muss.» Pascal Jost bleibt dabei, studiert in Zürich und lässt sich zum Apotheker ausbilden. «Ich schätze den Kontakt zu den Menschen. Ich bin Villmerger und möchte Villmergern helfen.» Jeder Tag bringt neue Überraschungen. Das bestätigt sein Bruder Alain. Auf seinem Schild steht unter den Namen Betriebsökonom.
«Ich habe mir aber vorgenommen, mich mehr mit den Medikamenten und dem Sortiment zu befassen, damit ich da mitreden und die Prozessabläufe optimieren kann», sagt er lachend. Der Bereich Gesundheit interessiert ihn, aber das Interesse für die Ökonomie ist grösser. Die Brüder ergänzen sich, die Aufgaben in der Apotheke werden aufgeteilt. «Trotzdem besprechen wir alles miteinander. Wir wollen einen gemeinsamen Kurs fahren. Gleichzeitig wollen wir die Traditionen unserer Eltern weiterführen», sagt Alain Jost. Sein Bruder ergänzt: «Und wir wollen auch unser eigenes Ding durchziehen.»
Das Leben auch feiern
Zum eigenen Ding gehört, die Prozesse weiter zu optimieren. «Jeder, der zu uns kommt, hat ein Problem oder ein Anliegen. Und da gilt es, einfach und unkompliziert eine Lösung zu finden», erklärt Pascal Jost. Die Apotheke soll aber nicht nur eine Apotheke sein, sondern auch ein Ort, wo sich die Leute wohlfühlen. «Wir haben grosszügig Platz, es soll auf keinen Fall klinisch oder zugestellt wirken.» Alain Jost ergänzt: «Hier wurden auch schon einige Anlässe durchgeführt, Vorträge, sogar ein Jazzkonzert. Das wollen wir, sobald es möglich ist, wieder aufleben lassen. Wir haben viele Ideen und hoffen, dass wir sie bald umsetzen können. Wir wollen, dass man hier das Leben auch feiern kann.»
Dass er die Apotheke seiner Eltern zusammen mit seinem Bruder übernimmt, hätte Alain Jost als Jugendlicher nicht erwartet. «Ich hatte immer den Traum, eine eigene Firma aufzubauen und vielleicht etwas zu erfinden.» 2013 schliesst er die Ausbildung ab, sammelt in anderen Apotheken Erfahrungen. Vor vier Jahren steigt sein Bruder Pascal bei der Apotheke seiner Eltern ein. Es wird klar, dass er das Geschäft übernehmen wird. «Pascal fragte mich, ob ich die Apotheke mit ihm zusammen führen würde. Ich freute mich sehr über das Angebot und die Möglichkeit, das Familienunternehmen weiterzuführen.» Aber kommt es unter Brüdern nicht zu Konflikten? «Nein, darauf haben wir uns vorbereitet. Wir reden offen über alles und verstehen einander. Wir leben hier die gleiche Philosophie, also die, die unsere Eltern uns vorgelebt haben», erklärt Pascal Jost. Alain Jost ergänzt: «Wir haben als Vorbereitung ein Seminar für Familienunternehmen besucht, zusammen mit den Eltern. Das hat uns gut darauf vorbereitet. Da haben wir mögliche Streitigkeiten diskutiert, auch Sachen, über die man nicht gerne spricht, beispielsweise Löhne. Oder ob die Eltern auch wirklich loslassen können.» Und können sie es? Die Brüder lächeln: «Ja, sie geniessen ihren Ruhestand sehr.»
Vier Köpfe, die mitdenken
Mit der Pensionierung von Muriel und Ruedi Jost ist eine Ära zu Ende gegangen. Das enorme Wissen des Paars geht aber nicht verloren. «Wir treffen uns alle zwei Wochen mit ihnen zu einem Austausch über das, was die Apotheke betrifft», erzählt Pascal Jost. Zumindest am Anfang wollen sie das beibehalten. «Unsere Eltern kennen die Kunden und die Krankheitsgeschichten, wenn das einfach wegfallen würde, wäre das eine grosse Lücke.» Rat holen können die Brüder bei den Eltern immer. «So gesehen sind wir die zwei Köpfe, die die Apotheke führen. Aber alle Ideen werden von vier Köpfen durchdacht. So können wir sicher sein, dass wir auf dem richtigen Weg sind.»