Immerhin ein starkes Zeichen
29.12.2020 WohlenRückblick 2020: Wie die Wohler Politik im Grossratswahlkampf Einigkeit demonstrierte
Genau 40 Prozent des gesamten Parlaments stellte sich für eine Grossratskandidatur zur Verfügung. 16 von 40. Die zehn Männer und sechs Frauen übten gar den ...
Rückblick 2020: Wie die Wohler Politik im Grossratswahlkampf Einigkeit demonstrierte
Genau 40 Prozent des gesamten Parlaments stellte sich für eine Grossratskandidatur zur Verfügung. 16 von 40. Die zehn Männer und sechs Frauen übten gar den Schulterschluss und unterstützten sich gegenseitig. Diese Aktion hatte zumindest Symbolcharakter.
Daniel Marti
Es war ein seltener Moment, als sich 16 Lokalpolitiker auf dem Kirchenplatz zu einem «W» formierten. Sechs Frauen und zehn Männer bekundeten Einigkeit. 16 Mitglieder des Einwohnerrates stellten sich so auf, dass ein «W» entstand. Für Wohlen, für ihr Wohlen. Oder W wie Wirgefühl.
Verbundenheit, Zusammenhalt, Gemeinsamkeit, Solidarität. Das alles wurde offen dokumentiert. Die Mitglieder des Einwohnerrates übten den Schulterschluss – in dieser Art eine Premiere. Gemeinsam zogen sie ab Ende August in den Grossratswahlkampf. Unter den 16 Personen weilte mit Harry Lütolf (CVP) gerade mal ein Bisheriger. Diese Quote konnte am Wahltag immerhin verdoppelt werden. Lütolf wurde problemlos wiedergewählt. Und mit Roland Büchi (SVP) schaffte eine neue Kraft den Sprung von Wohlen nach Aarau. Mit dieser Wahl des Präsidenten der Ortspartei verteidigte die Wohler SVP das Mandat von Marlis Spörri, die nicht mehr zur Wahl angetreten war.
«Hart in der Sache, aber fair zum Menschen»
Die Aktion des gemeinsamen Auftretens – lanciert von Laura Pascolin (SP) – hatte vor allem Symbolcharakter. Es wurde ein starkes Zeichen gesetzt. Sie habe den Willen aller gespürt, «gemeinsam Wege zu Lösungen zu finden», sagte Pascolin damals. Alle Parteien signalisieren sofort Zustimmung. Begeistert von der Idee war Einwohnerratspräsident Meinrad Meyer, der selber auch kandidierte. Für ihn habe dieses Bild symbolischen Charakter, es zeige das gute Einvernehmen untereinander im Rat. «Hart in der Sache, aber fair zum Menschen. Das war nicht immer so.» Genau, das war schon anders. Die gemeinsame Aktion war diesbezüglich ein Schritt in die richtige Richtung. Der Respekt untereinander sei da, betonte Meyer weiter.
Als Zentrumsgemeinde sei das Zusammenstehen wichtig. «Denn es müssen diverse Herausforderungen gemeistert werden.» Meyer zählte den Verkehr auf, der im Zentrum an der Belastungsgrenze angelangt sei. Das sagte er vor dem Baubeginn der Sanierung der Nutzenbachstrasse. Diese Arbeiten und Umleitungen haben dann einen Monat später die (Stau-)Situation fast schon unerträglich gemacht.
Bisherige Gemeinderäte vor den Einwohnerräten
Zwei der 16 kandidierenden Einwohnerratsmitglieder wurden nach Aarau gewählt. Initiantin Laura Pascolin meinte Ende August, dass man ja mal träumen dürfe. Wie wäre es mit zehn Einwohnerräten im Grossrat in Aarau …? Die Realität sah natürlich anders aus. Immerhin schafften die Vertreterinnen und Vertreter aus dem Einwohnerrat an der Urne in Wohlen durchwegs ansprechende Resultate. Harry Lütolf (CVP) holte genau 1000 Stimmen. Gefolgt von Marc Läuffer (SVP) mit 798 Stimmen und Roland Büchi (SVP) mit 780 Stimmen. Eine Stimmenanzahl über 600 darf als recht gut deklariert werden. Dies realisierten Laura Pascolin (SP) mit 756 Stimmen und Meinrad Meyer (CVP) mit 633 Stimmen.
Die beiden Besten waren in Wohlen jedoch Vizeammann Roland Vogt (SVP) und Gemeindeammann Arsène Perroud (SP) mit 1131 beziehungsweise 1005 Stimmen. Beide schafften die Wiederwahl nach Aarau problemlos. In diese Bereiche konnte einzig CVP-Präsident Lütolf vordringen. Und der gab sich im Wahlkampf nicht nur bequem. Stillstand und Blockaden seien die schlechtesten Optionen, meinte er zum gemeinsamen Vorgehen der Einwohnerratsmitglieder. In Wohlen gelinge das etwas weniger gut. Dies habe mit dem Personal und mit den persönlichen Animositäten zu tun. «Daran müssen wir alle noch etwas arbeiten.» Stimmt.
Gemeinsame Geschlossenheit
Und wie sah es mit der Einigkeit im Jahr 2020 im Kerngeschäft aus, also im eigenen Parlamentsbetrieb? Da wurde – selbstverständlich – die ganze Palette angeboten. Die gemeinsame Geschlossenheit gipfelte bei der Vorlage für eine neue Dreifach-Sporthalle in der Hofmatten-Anlage. Das 16-Millionen-Projekt wurde dann Ende September vom Stimmvolk mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 62,8 Prozent angenommen. Im März sollte der Spatenstich erfolgen können.
Rückweisung zum Abschluss
Das Gegenteil spielte sich dann bei der Grüngut-Debatte Anfang Dezember im Casino ab. Da ging es in der parlamentarischen Auseinandersetzung um zwei mögliche Modelle und gleich um zwei Rückweisungsanträge von CVP und SVP. Es benötigte sogar einen Sitzungsunterbruch für die Beratung, damit einigermassen ein Weg eingeschlagen werden konnte. Die Grüngut-Debatte wurde schliesslich vertagt, die Vorlage zurückgewiesen. Von Gemeinsamkeit war da wieder wenig zu spüren. Daran müsse man arbeiten, sagte doch Harry Lütolf.

