Die Kraft des Weltmusikers
29.12.2020 WohlenBesondere Momente im Redaktionsalltag: Die Kulturpreisverleihung an Egon Lackner (16. Oktober 2020)
Daniel Marti
Die Kulturpreisverleihung an Egon Lackner war hitverdächtig. Wer dabei sein durfte, der hatte grosses Glück. Die Teilnehmerzahl war ...
Besondere Momente im Redaktionsalltag: Die Kulturpreisverleihung an Egon Lackner (16. Oktober 2020)
Daniel Marti
Die Kulturpreisverleihung an Egon Lackner war hitverdächtig. Wer dabei sein durfte, der hatte grosses Glück. Die Teilnehmerzahl war beschränkt, knapp über 100 Menschen durften diese Augenblicke des Glücks, der Genugtuung, der Überraschung und der verdienten Auszeichnung miterleben. Besser als jedes Konzert, unterhaltsamer als jedes Theaterstück, vielfältiger als manche kulturelle Veranstaltung. Diese Inszenierung hat unendlich viel Spass gemacht. Die Kulturkommission mit Kultursekretärin Claudia Nick an der Spitze leistete perfekte Arbeit.
Die Geheimhaltung funktionierte, Egon Lackner schnallte nichts, wähnte sich an einer langweiligen Gemeindeschreibertagung, bei der er zur Eröffnung ein paar Stücke spielte. Er lauschte deshalb auch nicht besonders den Worten von Gemeinderat Paul Huwiler, als der mit seiner Begrüssungsrede begann. Und endlich zum Kernpunkt kam. «Beginnen wir nochmals von vorne, ich begrüsse Sie zur Kulturpreisverleihung», sagte dann Huwiler. Nach einer gefühlten Ewigkeit merkte der ehemalige Musikschullehrer, dass er an der falschen Veranstaltung war.
Und der Preis, wie bitte, wer soll den erhalten? Egon Lackner, bekannt als Egon Egemann, Botschafter für sein Wohlen. Weltmusiker, Produzent, gebürtiger Österreicher, 18 Jahre lang Ausbildner an der regionalen Musikschule in Wohlen.
Von da an war der wunderbare Abend lanciert. Und all diese Gäste, viele Kulturpreisträger der Vorjahre, waren nur wegen ihm ins Casino gekommen. Sie alle erlebten einen unvergesslichen Abend. Ganz viel Musik, eine ergreifende Rede von Stefan Lackner, seinem Bruder. Er, der Egon, sei ein Wunderkind mit der Geige gewesen, blickte Stefan Lackner um knappe fünfzig Jahre zurück. «Ein Musiker von einem anderen Stern.» Und Egon Lackner sei «ein Glücksfall für Wohlen», so Gemeinderat Huwiler.
Egon Egemann, das ist der Mann mit dem weissen Anzug, mit der weissen Geige, der 1990 am Concours Eurovision für die Schweiz den elften Rang holte. Aber der Musiker ist noch viel mehr: die Paldauer, Mad Manoush (Gypsy-Jazz- und Rockband), Two Generations (Celtic-Rock-Gruppe mit seinen beiden Kindern Sascha und Ramona).
1000 Kilometer für die Gratulation
Die Ehrung war jedenfalls eine feine Sache. Und bestückt mit vielen Überraschungsmusikern oder Überraschungsgästen. Sogar für die Jugendfreunde war der Weg zur Kulturpreisverleihung nicht zu weit. Die Kultband «Aniada a Noar» reiste extra an, über 1000 Kilometer legten sie für die Anreise zurück. «Aniada a Noar» bedeutet «Ein jeder ein Narr» und ist eine steirische Volksmusikgruppe. Und Bertl Pfundner betonte, dass ihm für Egon kein Weg zu weit ist. «Egon hat einfach eine so spezielle Kraft.» Und der Preisträger selber: Diese Auszeichnung bedeute ihm sehr viel, «sie zeigt, dass ich hier in angekommen bin».
Am Quartierfest gespielt
Tatsächlich. Darum zum Schluss noch eine halb-öffentliche Randnotiz. Im August fand das erste Quartierfest an der Rummelmatt in Wohlen statt, das ist ganz oben an der Steingasse. Ein wunderbarer Abend, eine angenehme Nacht bei idealen Temperaturen, Kerzenlicht, tolle Gespräche. Es war schon dunkel, da stand einer auf, ging rasch nach Hause, kehrte mit Verstärker und Geige zurück. Wie ein Strassenkünstler spielte er auf, frisch von der Leber für die Gäste und Nachbarn. Zwei wunderbare Sessions legte er aufs Quartiersträsschen, ein sympathischer und überraschender Aufritt. So ist er eben, Egon Lackner, der Kulturpreisträger 2020, der mit seiner Musik international herumgereist ist – von Montreux bis nach New York, von der Steiermark übers Heitere Open Air bis nach Zürich. Gleichzeitig ist er zum Wohler geworden. Und zum verdienten und gefeierten Kulturpreisträger.