2500 Soldaten stationiert
29.12.2020 WohlenVor 200 Jahren: Nationales Militärlager samt Liederbuch in Wohlen
Es feiert noch in diesem Jahr sein 200-Jahr-Jubiläum: Das erste Schweizer Militärlager, das 1820 in Wohlen stattgefunden hat, und das Liederbuch dazu. Die Premiere in Wohlen war ein ...
Vor 200 Jahren: Nationales Militärlager samt Liederbuch in Wohlen
Es feiert noch in diesem Jahr sein 200-Jahr-Jubiläum: Das erste Schweizer Militärlager, das 1820 in Wohlen stattgefunden hat, und das Liederbuch dazu. Die Premiere in Wohlen war ein historisches Ereignis.
Die Aargauer Kantonsgeschichte bietet viele Kuriositäten und Besonderheiten. Zwei davon feiern in diesem Jahr 2020 noch ihr 200-Jahr-Jubiläum. Es handelt sich dabei um das erste schweizerische Militärlager in . Und dazu wurde ein Liederbuch für eidgenössische Krieger von 1820 herausgegeben.
Tatsächlich, im Jahr 1820 war die Hauptstadt der Schweizer Armee, denn hier fand das erste nationale Militärlager statt. Von der Niederwiler Höhe Richtung Villmergen gesehen hatte man den besten Überblick auf das Lager, das unten in s Ebene einquartiert war.
Zugang zu Wasser und geringe finanzielle Entschädigung
Gleich vier Ortschaften kamen in die engere Auswahl, als 1819 die Planung für ein gesamtschweizerisches militärisches Übungslager an die Hand genommen wurde: Das Villmergerfeld, die Langelen bei Dintikon, das Birrfeld oder das Wohlerfeld an der Bünz. Zuerst stach bei der Standortvergabe der Kanton Aargau den Kanton Zürich aus und vergab dann den damaligen Grossanlass nach . Den Ausschlag für diese Vergabe gaben die geringe finanzielle Entschädigung, die von den lokalen Behörden verlangt wurde, der Zugang zum Wasser der Bünz und die Unterstützung bei den Bauarbeiten.
Das Birrfeld und die Langelen schieden bei der Standortwahl sofort aus, weil es da an fliessendem Wasser fehlte. Die Langelen war zudem das blutige Schlachtfeld des zweiten Villmergerkrieges von 1712, wo sich Katholiken und Protestanten grausam bekriegten. Dieses Ereignis lag erst gut 100 Jahre zurück und war noch stark im Bewusstsein der Bevölkerung verankert.
Das Ziel des Militärlagers: Die vereinte Schlagkraft der kantonalen Truppen für allfällige gefahrvolle Zeiten sollte gefestigt werden.
Über 2500 Soldaten und rund 700 Zelte
«Rückblickend kann sogar von einem frühen, klugen Standortmarketing des Wohler Gemeinderates gesprochen werden. Denn im Gegenzug spülten die vielen Gäste etliche Einnahmen in die Kasse des Wohler Gewerbes. Auch die Alkoholsteuer für den im Verlauf des Lagers verkauften Wein floss in die Gemeindekasse», hielt vor 15 Jahren Historiker Fabian Furter in einem Artikel in dieser Zeitung fest. Damals studierte Furter Geschichte, Kunstwissenschaften und Geografie. Übrigens: Elf Wirte aus der Region erhielten die Bewilligung, innerhalb des Lagergeländes eine Schenke zu betreiben.
Mitte August 1820 strömten total 2585 Soldaten aus der ganzen Deutschschweiz nach Wohlen. Berner, Basler, Luzerner, Zürcher, Urner und Aargauer machten sich zu Fuss auf den Weg nach Wohlen. Rund 700 Zelte und Baracken wurden auf dem Wohlerfeld – im heutigen Gebiet zwischen Kantonsschule, Aeschstrasse und Bankweg – aufgebaut.
Kriegsmanöver und Scharmützel in Bünzen
Militärischer Höhepunkt des Lagers war ein grosses Kriegsmanöver am achten Tag. In einer Ernstfallsimulation mussten die Soldaten nach Bünzen marschieren, wo sich «der Feind» verschanzt hatte. Erste unerwartete Scharmützel ergaben sich bei Waldhäusern, doch die Truppen befreiten durch geschickte Taktik die Bünzer mit Bravour und ohne Verletzungen. Letztlich wurde die zehntägige Premiere ein voller Erfolg. «Der Ruf des Anlasses war so makellos, dass der Lagerkommandant Oberst Guiguer Wohlens damaligen Gemeindeammann Jakob Leonz Wohler sogar um die Ausstellung eines Referenzzeugnisses nachsuchte», hielt Furter in seinem damaligen Artikel fest. Jakob Leonz Wohler war ein gewiefter Strohhändler. Der Erfolg des ersten Militärlagers war so gross, dass acht Jahre später der Anlass erneut an Wohlen vergeben wurde.
Das Lager fand seinen Abschluss mit einem grossen Festessen, mit eher elitärer Ausrichtung. Eingeladen waren die rund 300 Offiziere und der gesamte Generalstab. --dm