Verdiente Anerkennung
06.11.2020 WohlenAuszeichnung für Lorenz Stäger
Die Stiftung heisst Kreatives Alter. Sie zeichnet nun zum 15. Mal besondere Leistungen aus. Über 400 Eingaben hat die Jury geprüft und eingeordnet. Nur ganz wenige wurden geehrt. Darunter ist der Wohler Autor ...
Auszeichnung für Lorenz Stäger
Die Stiftung heisst Kreatives Alter. Sie zeichnet nun zum 15. Mal besondere Leistungen aus. Über 400 Eingaben hat die Jury geprüft und eingeordnet. Nur ganz wenige wurden geehrt. Darunter ist der Wohler Autor Lorenz Stäger mit seinem Buch «Der Hawaii-Lunzi». Die gut recherchierte Biographie des Bauernbuben «Lunzi» Koch sei aussergewöhnlich. -- dm
Lunzi lässt ihn nicht mehr los
Stiftung Kreatives Alter: Auszeichnung und Anerkennung für Autor Lorenz Stäger
Er bereiste die ganze Welt, als Kammerdiener und Butler. Dieser «Lunzi» war ein urwüchsiger Freiämter aus Villmergen. Dieses besondere Leben hat Lorenz Stäger aufgeschrieben – nun wurde er für dieses Werk ausgezeichnet.
Daniel Marti
«Die gut recherchierte Biographie des Bauernbuben Lunzi Koch ist aussergewöhnlich.» Das wissen die interessierten Freiämterinnen und Freiämter natürlich schon lange. Nun wird dieses Werk aber auch von ziemlich hoher Stelle so bewertet – von der Stiftung Kreatives Alter.
«Der Hawaii-Lunzi» vollbrachte tatsächlich ein aussergewöhnliches Leben. Er, der Villmerger Jost Leonz Koch, hat auch Lorenz Stäger beschäftigt. Der Wohler Schriftsteller recherchierte, machte sich auf die Spur des Lunzi und schrieb die spannende und abwechslungsreiche Geschichte nieder. Entstanden ist zuerst «Der Kammerdiener» und danach «Der Hawaii-Lunzi». Und genau dieses Werk und sein Autor wurden nun mit einer besonderen Anerkennung der Stiftung versehen. 419 Arbeiten wurden eingereicht – nur ganz wenige wurden mit einer besonderen Anerkennung versehen.
Freude, Ermunterung, Wertschätzung
Die berufliche Karriere führt den Lunzi aus Villmergen vom Kuhhirten über den Kellner zum Kammerdiener. Die Jury der Stiftung Kreatives Alter ist davon begeistert. Der Originalton: «Die Mehrsprachigkeit und Bildung dieses weltgewandten Reisenden sind höchst erstaunlich. Auch seine persönlichen Kontakte zu Geld und Hochadel überraschen. Der Autor versteht es, die Erfolgsgeschichte mit grossem Einfühlungsvermögen spannend und farbig zu erzählen.» Ein feines Kompliment für Lorenz Stäger. Und hochverdient.
Elf Werke werden als Preisträger gekürt, für 22 Werke gibt es eine besondere Anerkennung. Dass «Der Hawaii-Lunzi» derart positiv beurteilt wird, freut Lorenz Stäger riesig. «Das ist eine schöne Ermunterung.» Und auch eine Wertschätzung.
Bereits vor etlichen Jahren ist ihm die Stiftung Kreatives Alter aufgefallen. Vor Jahresfrist ist sie ihm wieder in den Sinn gekommen. Warum nicht bewerben? Das tat er – um dann nichts mehr zu hören. «Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht.» Im Mai kam die frohe Botschaft: Besondere Auszeichnung. Und mit der Ankündigung, dass jetzt im Herbst die Preisverleihungsfeier stattfnden sollte. Daraus wurde wegen der Coronapandemie leider nichts. Das schlicht gehaltene Diplom traf per Post im Hause Stäger ein. Ob Preisträger oder Anerkennung, für Lorenz Stäger macht das keinen grossen Unterschied. Und die gestrichene Preisverleihung ärgert ihn keineswegs. Er sei gar nicht so unglücklich, denn Grossanlässe sind gegenwärtig bei ihm nicht dermassen beliebt.
Ein schöner Abschluss – und die Suche in Vaters Archiv
Er habe einfach Freude. Und es erfüllt ihn auch ein wenig mit Stolz, dass er mit Autoren, die viel umfassendere Werke präsentierten, mithalten konnte. Auch deshalb verspürt er Anerkennung. Lorenz Stäger hat sich sehr lange mit dem weltreisenden Lunzi beschäftigt. Aus dem «Der Kammerdiener» wurde nicht nur «Der Hawaii-Lunzi», sondern noch ein Theaterstück in Villmergen. Dieses wurde von über 3500 Theaterfreunden besucht. «Darum ist diese Auszeichnung auch ein schöner Abschluss.»
Und nun kann sich Lorenz Stäger wieder anderen Dingen und Ideen widmen. Jetzt fand er endlich genügen Zeit und Musse, das umfangreiche Archiv seines Vaters so richtig zu ordnen. «Was da alles zum Vorschein kommt», seufzt er ein wenig. Sein Vater, der Dichter Robert Stäger, hat beispielsweise den Ersten Weltkrieg und Hitler-Deutschland erlebt, er hat die Spanische Grippe überstanden, den Zeppelin fliegen gesehen – und ganz viele lokale Geschichten in Villmergen und Wohlen mitgestaltet und darüber berichtet.
Und was passiert Lorenz Stäger beim Studium von Vaters Archiv? Logisch, er kreuzte die Wege von Josef Leonz Koch, Lunzi. Karten aus aller Welt, aus Honolulu und New York. Briefwechsel zwischen Lunzi und Robert Stäger, Tagebuch, Briefe aus Australien. Vieles ist im Buch «Der Hawaii-Lunzi» aufgeschrieben. «Da gibt es dann aber ein paar gewisse Details mit Fragezeichen», sagt Lorenz Stäger. Fragezeichen, die er nun wohl auflösen könnte. «Es kommen jetzt noch so viele Nebengeschichten hervor», freut er sich.
Dann wuchert es
Sein Vater Robert Stäger sei eben ein «Behalti-Huber» gewesen, erklärt Lorenz Stäger im besten Freiämter Deutsch. Wie bitte? «Behalti-Huber» – einer, der nichts weggeworfen hat. Zum Glück, so können sich auch heute noch Mosaiksteinchen zusammenfügen.
Manchmal haben sich Robert Stäger und Lunzi auch verabredet – und sich aber prompt verpasst. In Nîmes, in Marseille, in Avignon, bei einer Berner Familie. Typisch, Lunzi, oft als Butler unterwegs, kam und ging nach Lust und Laune oder gemäss Anstellung.
Die Dokumente rund um den Weltreisenden aus Villmergen, der von 1854 bis 1947 lebte, haben ihre Faszination nicht verloren. Eigentlich, blickt Lorenz Stäger zurück, habe er es nach der Pensionierung etwas ruhiger nehmen wollen. Nichts wurde daraus. «Ich habe immer wieder neue Ideen», betont der 78-Jährige. Und wenn er Spuren findet von diesem Lunzi, «dann wuchert es in mir. Es ist halt so: Der Lunzi lässt mich nicht mehr los.»