Leckeres aus der Wärmebox
20.11.2020 WohlenViele Jahre lang belieferte die Crew des Gasthofs Rössli die Senioren und Seniorinnen der Umgebung täglich mit einer feinen Mahlzeit. Jetzt sind Herbert und Madeleine Brun in den Ruhestand getreten – und haben diese Dienstleistung an die Kulturbeiz übergeben. Bis zu 30 Essen ...
Viele Jahre lang belieferte die Crew des Gasthofs Rössli die Senioren und Seniorinnen der Umgebung täglich mit einer feinen Mahlzeit. Jetzt sind Herbert und Madeleine Brun in den Ruhestand getreten – und haben diese Dienstleistung an die Kulturbeiz übergeben. Bis zu 30 Essen pro Tag werden in der Kulti zubereitet, in Wärmeboxen verpackt und verteilt. Das Angebot wird trotz Restaurantschliessung aufrechterhalten. --chh
Grosse Dankbarkeit erfahren
Das Restaurant ist zu – der Mahlzeitendienst der Kulturbeiz wird aber fortgeführt
Als die «Rössli»-Wirte Herbert und Madeleine Brun im Sommer in den Ruhestand gingen, hatten sie ein grosses Anliegen: den Mahlzeitendienst in gute Hände zu übergeben. Das ist gelungen – seit Juli versorgt die Kulturbeiz nicht nur Senioren täglich mit einer feinen und gesunden Mahlzeit.
Chregi Hansen
Halb elf Uhr vormittags. Die Wärmeboxen sind gefüllt, die Bestellliste kontrolliert, das Auto steht bereit. Während Corinne Manimanakis sich hinter das Steuer setzt und zu ihrer Verteiltour startet, kann Käth Galizia mit dem Aufräumen beginnen. Und das in aller Ruhe. Im Gegensatz zu früher müssen für die Beiz keine Mittagsmenüs vorbereitet werden.
«Der Mahlzeitendienst war als zusätzliches Standbein geplant, nun ist er unsere Haupttätigkeit», lacht die Köchin. Und trotz der Schliessung des Restaurants wird der Service weiter angeboten. «Es hat sich gut entwickelt. Und unsere Kunden sind uns ans Herz gewachsen», erklärt Galizia. «Es geht eben nicht nur um das Ausliefern von Essen», fügt Manimanakis an, «viele schätzen den Kontakt, wollen noch etwas schwatzen oder bitten uns um Hilfe, weil sie zum Beispiel ein Konfiglas nicht öffnen können.» Genau darum fängt sie mit der Verteilung schon um halb 11 Uhr an. Das geht problemlos, denn in den Boxen bleiben die Mahlzeiten bis zu drei Stunden warm.
Gut organisierte Übergabe
Wärmeboxen, Konzept und Kunden hat die Kulturbeiz vom «Rössli» übernommen. Herbert und Madeleine Brun haben den Mahlzeitendienst für Senioren 2012 auf Anfrage der Pro Senectute lanciert und während den letzten acht Jahren Tausende von Essen ausgeliefert. Ihnen war es ein Anliegen, dass der Dienst nach ihrer Pensionierung fortgeführt wird und in gute Hände kommt. «Bruns haben etwas Tolles aufgebaut und uns bei der Übernahme tatkräftig unterstützt», sind Manimanakis und Galizia dankbar. Die Kunden seien zwar zu Beginn teilweise etwas skeptisch gewesen, doch inzwischen sind sie von Galizias Kochkünsten begeistert. «Natürlich nehme ich Rücksicht und koche etwas weniger exotisch als im Restaurant», lacht sie.
An 365 Tagen pro Jahr unterwegs
Bis zu 30 Mahlzeiten pro Tag werden am Morgen frisch gekocht, danach für 25 Minuten im Steamer auf 130 Grad erhitzt, noch fünf Minuten getrocknet und dann in die Wärmeboxen gepackt. «Damit ist gesichert, dass die Speisen einwandfrei sind», erklärt Galizia. Die Kunden können täglich zwischen zwei Menüs wählen, eines mit und eines ohne Fleisch. Dazu gibt es Suppe und Salat und ab und zu ein Dessert. Bestellungen sind bis am Vorabend möglich, den Plan für die ganze Woche erhalten die Kunden aber schon in der Vorwoche. «Viele brauchen Unterstützung beim Ausfüllen, beispielsweise durch die Kinder», weiss Manimanakis. Angeboten wird der Dienst an 365 Tagen pro Woche, also auch an den Wochenenden. «Wir haben einige, die sich täglich essen liefern lassen, andere vielleicht wiederum nur einmal pro Woche. Wir sind da flexibel», erklären die beiden Frauen.
Die Kunden sind grösstenteils schon älter. Aber grundsätzlich steht der Mahlzeitendienst auch anderen zur Verfügung. Überhaupt: Nach dem Aus des Restaurantbetriebs wollen die Kulti-Frauen nun neue Ideen entwickeln. Sie können sich beispielsweise vorstellen, auch gleich für ein Geburtstags- oder Festessen der Kunden zu sorgen. «Wir haben jetzt Zeit», scherzt Galizia.
Bestens vernetzt
Und ihr Einsatz wird geschätzt. «Wir erhalten viele positive Rückmeldungen. Umgekehrt lernen wir viele Menschen kennen, ihre Nöte und Sorgen», sagt Manimanakis. Viele ältere Personen möchten so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben, beobachten die beiden Frauen. Der Mahlzeitendienst hilft ihnen dabei, dieses Ziel zu erreichen. «Für einige ist es die einzig richtige Mahlzeit am Tag», weiss Manimanakis. Und die Verteiltour durch Wohlen hat einen weiteren Effekt. «Ich kenne jetzt alle Quartiere und alle Schleichwege in der Gemeinde.»
Ausgeliefert wird in Wohlen, Anglikon und Waltenschwil. Anfragen gab es auch schon aus anderen Gemeinden, aber die Kulturbeiz will anderen Anbietern nicht in die Quere kommen. Auf Werbung haben die Frauen bisher weitestgehend verzichtet. «Man kennt uns. Oft sind es Spitex, Gemeinden oder Sozialdienste, die uns die Kunden vermitteln», erklären sie. Sonderwünsche bei der Ernährung können zwar nicht berücksichtigt werden, dafür wird viel Wert auf gute Qualität gelegt. «Die Mahlzeiten sind immer frisch und mit viel Liebe gekocht, die Menüs werden aus hochwertigen und saisonalen Produkten hergestellt», betont Galizia. Und im Wochenplan ist für viel Abwechslung gesorgt. So, wie es eben auch im Restaurant der Fall war.
«Die Arbeit gibt uns eine grosse Befriedigung, wir sind froh, dass wir den Dienst übernehmen durften», sagen Käth Galizia und Corinne Manimanakis, bevor die eine sich ans Putzen macht und die andere losfährt.
Anmeldung und Informationen: www. chappelehof.ch/mahlzeitendienst oder Telefon 056 621 33 20.