Nicht nur «Käfele»
18.09.2020 WohlenPeach Weber geht mit neuem Programm auf Tour
Er müsste schon lange nicht mehr arbeiten. Aber auch mit 68 Jahren drängt es den Komiker auf die Bühne.
Eigentlich wäre er bereits Rentner. Und eigentlich gehört er zur Risikogruppe. Doch ...
Peach Weber geht mit neuem Programm auf Tour
Er müsste schon lange nicht mehr arbeiten. Aber auch mit 68 Jahren drängt es den Komiker auf die Bühne.
Eigentlich wäre er bereits Rentner. Und eigentlich gehört er zur Risikogruppe. Doch Peach Weber mag nicht einfach immer zu Hause sitzen und Kaffee trinken. «Nichtstun ist keine Option für mich», sagt der bekannte Schweizer Komiker. Darum hat er den auftrittslosen Frühling genutzt und ein neues Programm geschrieben. Und tritt jetzt auf. «Wenn der Zirkus Knie auf Tour gehen kann, dann kann ich das auch», sagt er. --chh
Auftreten – weil es Freude macht
Peach Weber geht mit einem neuen Programm auf Tour und kommt am 4. November auch nach Wohlen
Im November startet Peach Webers 16. Tournee quer durch die Schweiz. Während andere Künstler ihre Auftritte absagen oder verschieben, will er die Menschen weiter unterhalten. Nicht, weil er muss. Sondern weil er will.
Chregi Hansen
Er hat die Bestätigung erhalten. Auch das neue Programm mit dem Titel «Gäxplosion» kommt beim Publikum bestens an. Im «Monti» in Frick hat er die Liveaufnahmen für die neue CD erfolgreich über die Bühne gebracht. «Wenn sogar Leute mit Masken nach zweieinhalb Stunden immer noch lachen und Zugaben fordern, dann kann das Gezeigte nicht so schlecht sein», bilanziert Peach Weber.
Das Wohler Urgestein der Schweizer Komikerszene ist zurück. Und startet trotz der unsicheren Zeiten zu seiner neuen Tournee. Ursprünglich waren 16 Auftritte geplant, vorerst sind deren neun fixiert. «Von mir aus würde ich alle machen. Aber man weiss nie, welche Regeln ab November wieder gelten», erklärt er.
Für ihn war immer klar – wenn es irgendwie geht, will er im Herbst wieder auf die Bühne. «Die meisten anderen Künstler zögern noch, sagen Auftritte ab und verschieben. Aber wer garantiert, dass es nächstes Jahr besser ist? Lieber bin ich jetzt unterwegs, wenn fast niemand sonst auftritt», sagt Weber. Im Moment sei die Konkurrenz überschaubar, ausser ihm und der Circus Knie gebe es fast nichts. «Und wenn der Knie auf Tour kann, dann kann ich das auch.»
Kein Kontakt mit Publikum
Das bedeutet aber nicht, dass er als Komiker die Gefahr durch Corona nicht ernst nimmt oder sich darüber lustig macht. Im Gegenteil. «Ich gehöre ganz klar zur Risikogruppe, sowohl altersmässig wie auch bezüglich der Gesundheit», sagt der 68-Jährige. Dementsprechend passt er sein Verhalten an. Im Privaten. Aber auch bei den Auftritten. So betritt er den Saal und die Bühne per Hintereingang und verlässt sie auch wieder so. «Ich meide den Kontakt mit den Menschen. Autogramme oder Selfies nach den Vorstellungen gibts keine», macht er deutlich. Und natürlich können die Säle nicht komplett gefüllt werden. Ob man eine Maske tragen muss oder will, das entscheide nicht er. «Aber es funktioniert auch mit», weiss er nach den Auftritten in Frick.
Weber freut sich auf den Start der 16. Tournee. Es sind nicht finanzielle Aspekte, die ihn auf die Bühne ziehen. «Wenn ich nach so vielen Jahren als Komiker noch auftreten müsste, dann hätte ich vorher etwas falsch gemacht. Ich trete weiter auf, weil ich Freude daran habe», sagt er. Leute zum Lachen bringen, das kann er eben. Und das tut er gerne. Und er ist überzeugt: Die Menschen werden es gerade in diesen Zeiten besonders schätzen, einen Abend lang nur unterhalten zu werden. «Wenn ich auch abgesagt hätte, wäre es ein sehr trostloser Herbst geworden», sagt er lachend. Und sowieso – eine Tour sei fast wie Ferien für ihn. «Ich fahre eigentlich nie gross weg. Aber bei Auftritten übernachte ich oft vor Ort. Das ist eine wunderbare Abwechslung für mich.» Und: «Einfach nichts machen ist keine Option für mich.»
Überhaupt: Corona hat ihm nicht zugesetzt. Da er das letzte Programm länger gespielt hat als geplant, war der Frühling sowieso für das Schreiben des neuen vorgesehen. Daher musste er nur ganz wenige Vorstellungen und Galas absagen oder verschieben. Natürlich habe er den Ausnahmezustand auch nicht lustig gefunden, aber er habe sich schnell damit arrangiert. Er ist ja eh keiner, der dauernd Anlässe besucht oder viel unterwegs sei. Daher hat ihn der Lockdown nicht gross gestört. «Ich war viel im Wald spazieren oder habe Pétanque gespielt», berichtet er. Und überhaupt: Als Hausbesitzer mit Garten habe man diese Zeit doch locker überstehen können. «Zeitweise wurde auf hohem Niveau gejammert», kritisiert er.
Nichts lernen aus der Krise
Was ihn aber am meisten ärgert, ist die Sinnlosigkeit dieser Krise. Denn daraus lasse sich nichts lernen. «Wir geben Milliarden aus, und irgendwann ist das Virus vermutlich besiegt. Aber die wirklichen Probleme der Welt haben wir dadurch nicht gelöst.» Weber denkt an das Klima oder die Verschmutzung des Trinkwassers. Dafür würde danach das Geld fehlen. Eines hingegen kann er versprechen. Das Wort Corona kommt im neuen Programm nicht vor. «Ich bin überzeugt, das können die Leute nicht mehr hören.»
Derzeit hat er ein ganz anderes Problem. Noch ist das Programm viel zu lang. «Ich habe Material für drei Stunden. Meine Auftritte sollen aber maximal deren zwei dauern», erklärt der Komiker. Die kommenden Tage verbringt er nun im Studio und wird die neue CD schneiden. Und sich überlegen, welche Nummern drinbleiben und welche rausfallen. Die Arbeit für ein neues Programm hat sich durch Corona für ihn nicht gross verändert. «Ich hatte zwar mehr Zeit, aber es ist wie immer: Am Schluss kommt der grosse Stress», lacht er.
Unterhaltung als knallhartes Business
Er ist gespannt, wie die Tour verläuft. «Wir Künstler müssen jetzt wieder das Vertrauen des Publikums gewinnen», ist er sich bewusst. Viele hätten noch Hemmungen, solche Anlässe zu besuchen, dafür hat er durchaus Verständnis. «Bei den bisherigen Auftritten habe ich festgestellt, dass eher jüngere Leute kommen. Die älteren halten sich noch etwas zurück.» Überhaupt: Das Virus wirble die ganze Unterhaltungsbranche durcheinander. Und werde sich auf die Gagen auswirken. Er selber hat aber keinen Grund zum Jammern. «Ich bin nicht in meiner Existenz bedroht. Ehrlich gesagt habe ich viel mehr Mitleid mit dem normalen Arbeiter, der seinen Job verloren hat als mit einem Künstler, der jetzt gerade nicht auftreten kann.» Unterhaltung sei ein knallhartes Business, das müsse man sich bewusst sein.
Am Erfolgsrezept festhalten
Und was bietet denn das neue, bereits 16. Programm? Peach bleibt seinem Erfolgsrezept treu und bietet «Gäx», Gedichte und Lieder. Oder auch Gedichte, Lieder und «Gäx». Alles wie immer, aber alles ganz neu – die alten Hits bietet er dann an seiner Abschlussvorstellung im Hallenstadion im Jahr 2027. «Wieso soll ich mein Konzept ändern, wenn ich damit seit über vierzig Jahren Erfolg habe?», fragt er rhetorisch. Peach Weber weiss, was er kann. Und was das Publikum von ihm erwartet. Und das liefert er – auch in diesen speziellen Zeiten. Oder gerade jetzt. «Es tut doch gut, einen Abend lang zu lachen. Selbst hinter einer Maske», meint er zum Schluss.
Am Mittwoch, 4. November, gastiert Peach Weber im Casino in Wohlen. Der Vorverkauf ist bereits eröffnet. Tickets sind unter Telefon 0900 800 800 (Fr. 1.19/ Minute), an Poststellen, Manor und Coop City sowie unter www.ticketcorner.ch erhältlich.