KESD kommt nicht zur Ruhe
11.09.2020 WohlenSeit der Entlassung des damaligen Geschäftsführers Ignaz Heim brodelt es beim Kindes- und Erwachsenenschutzdienst des Bezirks Bremgarten. Und jetzt kommt es zu Reaktionen durch die Gemeinden. Nachdem Villmergen seinen Austritt bereits früher angekündigt hat, will nun auch ...
Seit der Entlassung des damaligen Geschäftsführers Ignaz Heim brodelt es beim Kindes- und Erwachsenenschutzdienst des Bezirks Bremgarten. Und jetzt kommt es zu Reaktionen durch die Gemeinden. Nachdem Villmergen seinen Austritt bereits früher angekündigt hat, will nun auch Berikon den Verband verlassen.
Bereits der nächste Austritt
Abgeordnetenversammlung des Kinder- und Erwachsenenschutzdienstes
Vor Kurzem hat die Gemeinde Villmergen angekündigt, dass sie den Verband verlassen will. Nun hat auch Berikon seinen Austritt angekündigt. Präsident Arsène Perroud betrachtet diese Entwicklung mit Sorge. Und fordert zum Gespräch auf.
Chregi Hansen
So mancher Abgeordneter dürfte sich gefragt haben, warum er die Fahrt nach Wohlen überhaupt angetreten hat. Nach nicht einmal 20 Minuten waren die ordentlichen Traktanden der Versammlung abgearbeitet. Der eigentliche Höhepunkt stand aber noch bevor. Unter dem Traktandum «Verschiedenes» orientierte Präsident Arsène Perroud darüber, dass die Gemeinde Berikon den Verband verlassen wird.
«Wir haben das Schreiben erst heute Nachmittag erhalten und konnten uns im Vorstand darum noch nicht ausgiebig besprechen», erklärte der Präsident. Man wolle aber jetzt nochmals das Gespräch mit Berikon suchen. Die Gemeinde hatte in ihrem Schreiben mitgeteilt, dass man selber einen polyvalenten Sozialdienst aufbaue, und diesen Schritt damit begründet, dass man mit den erbrachten Leistungen und der Qualität der Arbeit nicht zufrieden sei. «Diese Aussage kommt für uns völlig überraschend», sagte Perroud an der Versammlung.
Früher das Gespräch suchen
Berikon ist nach Villmergen bereits die zweite Gemeinde, die dem Kindes- und Erwachsenenschutzdienst des Bezirks Bremgarten innert kurzer Zeit den Rücken kehrt. Beide Austritte dürften in Zusammenhang mit den Wirren rund um die Entlassung des früheren Geschäftsführers stehen. Der Vorstand ist besorgt über die Entwicklung. «Der Verband wurde gegründet, weil man diese wichtige Aufgabe solidarisch und gemeinsam angehen wollte», erinnerte Perroud. Wenn nun einzelne Gemeinden einen eigenen Weg gehen, sei diese Solidarität gefährdet.
Der Verband habe den Anspruch, dass die Arbeit so erledigt wird, wie es sich die Gemeinden wünschen. «Wenn Sie mit unseren Leistungen unzufrieden sind, dann suchen Sie mit uns lieber früher als später das Gespräch», so sein Aufruf an die Gemeindevertreter. «Wir stellen uns gerne der Diskussion.» Falls aber weitere Gemeinden den Verband verlassen, müsse man wohl den Verband als Ganzes überdenken.
Die eigentlichen Traktanden der Versammlung waren in Rekordzeit erledigt. Einziges Geschäft war das Budget für das kommende Jahr. Und das sieht durchaus positiv aus. Gegenüber dem Budget 2020 kann der Beitrag der Gemeinden für die Mandatsführung nochmals gesenkt werden.
Sinkendes Fallzahlen und tiefere Mietkosten
Dies einerseits, weil die Personalkosten tiefer ausfallen – zwei langjährige Mitarbeiter haben den Dienst verlassen, die Nachfolger sind jünger, der Lohn entsprechend tiefer. Andererseits zahlt der KESD in Zukunft etwas weniger Miete. Bisher wurde der für den Dienst ausgeführte Ausbau über eine erhöhte Miete abgegolten, im Laufe des kommenden Jahres ist die Abzahlung komplett erfolgt und es muss nur noch die normale Miete bezahlt werden. Im Jahr 2022 wird dieser Posten noch günstiger.
Positiv stimmen auch die sinkenden Fallzahlen, sowohl bei den Kindern wie auch den Erwachsenen. Daher kann auf eine Erhöhung der Stellenpensen verzichtet werden. Eine grössere Investition ist im Bereich der Informatik geplant. Geprüft wird, ob die Bank- und Postkontobelege in Zukunft automatisiert erfasst werden sollen. Für die entsprechende Hardund Software sind im Budget 28 000 Franken vorgesehen. Ob diese Investition wirklich getätigt wird, sei aber noch unklar.
«Die Geschäftsführung ist noch nicht überzeugt, dass die Kosten und der Nutzen im Einklang stehen. Wir wollen darum vorerst noch weitere Abklärungen tätigen», erklärte Vizepräsident Theo Rau bei der Vorstellung des Budgets. Dieses wurde dann von den Abgeordneten einstimmig genehmigt.