Gemeinsam für Wohlen
08.09.2020 Wohlen16 Einwohnerräte wollen nach Aarau
Der Einwohnerrat soll im Grossrat gut vertreten sein. Und somit soll die viertgrösste Gemeinde des Kantons Aargau auch eine kräftige Stimme erhalten. Dies ist die Absicht der Mitglieder des Einwohnerrates. 16 Lokalpolitiker aus dem ...
16 Einwohnerräte wollen nach Aarau
Der Einwohnerrat soll im Grossrat gut vertreten sein. Und somit soll die viertgrösste Gemeinde des Kantons Aargau auch eine kräftige Stimme erhalten. Dies ist die Absicht der Mitglieder des Einwohnerrates. 16 Lokalpolitiker aus dem Dorfparlament kandidieren auch für das kantonale Parlament. Sie üben nun den Schulterschluss und wollen sich auf dem Weg nach Aarau gegenseitig unterstützen. --dm
Als Team stärker und besser
16 Mitglieder des Einwohnerrates kandidieren für den Grossrat – und den Schulterschluss
Es sei an der Zeit, zusammen für Wohlen einzutreten, sagt SP-Einwohnerrätin Laura Pascolin. Deshalb formiert sie den Einwohnerrat als eine einheitliche Kraft für die grösste Freiämter Gemeinde. Für die Grossratswahlen scheint dieser Schulterschluss zu gelingen.
Daniel Marti
Angefangen bei der wählerstärksten SVP bis zur kleinen EVP. Über die Initiantin, die der SP angehört. Bis zu CVP und FDP, die mit je vier Einwohnerratsmitgliedern am stärksten vertreten sind. Der Einwohnerrat übt auf die Grossratswahlen hin den grossen Schulterschluss. Immerhin 16 Mitglieder des Einwohnerrates kandidieren fürs kantonale Parlament. Zehn Männer (davon ein Bisheriger) und sechs Frauen.
Alle haben das Ziel Aarau, alle 16 wollen die viertgrösste Gemeinde in der Kantonshauptstadt stärken. Da kann man doch gemeinsam auftreten, fand Laura Pascolin. «Gerade in dieser schwierigen Zeit braucht es Zusammenhalt. Jetzt ist die richtige Zeit, um miteinander aufzutreten, miteinander zu arbeiten», sagt sie. Und der Wirtschaft gehe es wegen Corona auch nicht gut, also müsse doch die Politik mit einem positiven Zeichen vorangehen. Gedacht, fast schon getan. Pascolin unterbreitete ihre Idee allen Parteien und allen Kandidierenden aus dem Wohler Parlament. Gegenseitige Unterstützung inklusive, ein Schulterschluss von links bis rechts, von SP bis SVP.
Für Wohlen Gas geben
Und siehe da, alle sind dabei. «Die SVP hat als erste Partei zugesagt», erklärt die Initiantin. Dabei habe sie als SPlerin gedacht, sie müsse die Vertreter der Volkspartei erst dazu überreden. «Ich musste nirgends Überzeugungsarbeit leisten.» Alle signalisierten: «Wir müssen für Wohlen Gas geben.»
Für den Grossrat kandidieren folgende Einwohnerratsmitglieder: Roland Büchi, Marc Läuffer (beide SVP), Cyrille Meier, Laura Pascolin, Milenko Vukajlovic (alle SP), Beate Zimmermann (EVP), Simon Sax, Julia Frischknecht (beide Grünliberale), Harry Lütolf, Stefanie Dietrich-Meyer, Sonja Isler-Rüttimann, Einwohnerratspräsident Meinrad Meyer (alle CVP), Sämi Keller, Thomas Hoffmann, Thomas Geissmann, Denise Strasser (alle FDP). Und diese 16 wollen sich tatsächlich gegenseitig unterstützen – auch auf dem Wahlzettel. Für Wohlen, das eigentlich ein dominantes bürgerliches Lager hat, ein ungewöhnlicher Schulterschluss. «Wir leben auch in einer ungewöhnlichen Situation», so Pascolin. «Wir Politiker werden meistens nur als Menschen, die nur reden, dargestellt. Jetzt handeln wir.» Sie spürt zudem den Willen aller, gemeinsam Wege zu Lösungen zu finden.
Ein bisschen träumen darf man
Laura Pascolin ist überzeugt davon, dass sich alle 16 Personen künftig bemühen werden, intensiv die Region Wohlen zu vertreten. Und zwar nicht nur im Wahlkampf, sondern auch danach. «Wir haben eine Stimme.» Einen Wahlerfolg kann sie trotz Schulterschluss natürlich nicht garantieren. Von den 16 Kandidierenden hat nur Harry Lütolf den Bisherigen-Status. Ein bisschen träumen dürfe man dennoch, sagt die 49-Jährige. Man stelle sich vor, gleich zehn Mitglieder des Einwohnerrates hätten künftig auch Einsitz im Grossrat. «Und alle würden sich in Aarau für Wohlen engagieren.» Beispielsweise für die Verkehrssituation, die in Wohlen gelöst werden müsse.
Laura Pascolin, die Brückenbauerin. Will sie das überhaupt sein? Sie mache, was sie für richtig hält, erklärt sie. «Und das ohne Hintergedanken.» Sie wolle immer alles zusammenhalten, sagt sie noch. Bei der Arbeit, in der Familie, in der Politik. «Als Team ist man immer effizienter. Als Team und als Einheit kann ich mehr erreichen als ein einzelner Mensch.» Als einzelne Vertretung sei man in der Politik sowieso chancenlos. Laura Pascolin – vielleicht ist sie Brückenbauerin – macht sich einfach immer Gedanken um die Zukunft.
Und sollte das Wahlvolk halt weniger Mitglieder des Einwohnerrates in den Grossrat beordern, als sie sich erhofft, dann hat ihre Aktion des Schulterschlusses wohl trotzdem ein Teilziel erreicht. «Wir wollen ein gutes Image für die Wohler Politik schaffen», sagt sie abschliessend.
NACHGEFRAGT
«Druck in Aarau verstärken»
Deutlich über ein Drittel aller Mitglieder des Einwohnerrates kandidieren für den Grossen Rat. Nicht nur das. Die 16 Ratsmitglieder spannen auch zusammen und wollen sich gegenseitig unterstützen. Das hat es in Wohlen noch nie gegeben. Diese Zusammenarbeit freut auch den Einwohnerratspräsidenten Meinrad Meyer, der ebenfalls fürs kantonale Parlament kandidiert.
Einen solchen Schulterschluss hat es in Wohlen noch nie gegeben. Wie ordnen Sie diesen Zusammenschluss ein, hat dieser mehr als eine symbolische Bedeutung?
Meinrad Meyer: Für mich hat dieses Foto der kandidierenden Einwohnerrätinnen und Einwohnerräte schon einen symbolischen Charakter. Es widerspiegelt das gute Einvernehmen untereinander im Rat. Hart in der Sache, aber fair zum Menschen. Das war nicht immer so.
Denken Sie, dass ein geeintes Wohlen in Aarau mehr erreichen kann und in welchen Bereichen?
Eine starke Wohler Vertretung in Aarau ist sehr wichtig. Als Zentrumsgemeinde stehen uns noch einige Herausforderungen vor der Tür. Wohlen braucht zum Beispiel dringend eine Umfahrung. Der heutige Verkehr im Zentrum ist an der Belastungsgrenze und es wird bekanntlich weitergebaut und der Verkehr wird nicht weniger. Das Anliegen, die Zentralstrasse zu entlasten, ist ja auch nicht neu. Der Druck in Aarau muss noch verstärkt werden.
Haben Sie eine Erklärung, warum gleich 16 Einwohnerratsmitglieder für den Grossrat kandidieren? Zeigt das die Stärke des Wohler Parlaments?
Dass gleich 16 Einwohnerrätinnen und Einwohnerräte kandidieren, zeigt das politische Engagement in unserem Parlament. Ich bin stolz auf dieses gemeinsame Bild. Auch wenn wir im Parlament nicht immer einer Meinung sind, zeigt es doch, dass der Respekt untereinander da ist. Wie gesagt, hart in der Sache und fair zum Menschen. Das sollte nicht nur in der Politik so sein. --dm