«Alle sind sehr gefordert»
11.08.2020 WohlenDie Bezirksschule Wohlen ist nun noch stärker im Provisorium am Oberdorfweg präsent – viel Geduld wird gefragt sein
Der Start ins neue Schuljahr ist für die Bezirksschule wie eine neue Ära. Erstmals werden im Provisorium am Oberdorfweg mehr Klassen ...
Die Bezirksschule Wohlen ist nun noch stärker im Provisorium am Oberdorfweg präsent – viel Geduld wird gefragt sein
Der Start ins neue Schuljahr ist für die Bezirksschule wie eine neue Ära. Erstmals werden im Provisorium am Oberdorfweg mehr Klassen (10) unterrichtet als im Bez-Hauptgebäude im Schulzentrum Halde (6). Schulleiter Paul Bitschnau gibt sich pragmatisch. Er ist mit dem Ist-Zustand zufrieden und voller Sehnsucht, dass seine Bez in sechs Jahren an einem Ort vereint sein wird.
Daniel Marti
Die Bezirksschule Wohlen ist weiterhin eine geteilte Schule. Sie wird das bleiben, bis das Schulzentrum Halde vollständig saniert und erweitert sein wird. Das soll, sofern alles optimal verläuft, bis zum Schulstart 2026 dauern. Bis dann ist man riesig froh über das Provisorium am Oberdorfweg. Dort ist ein Teil der Bezirksschule untergebracht, der andere Teil am angestammten Ort im eigentlichen Bezirksschulhaus. Und gestern Montag war dennoch ein besonderer Schulstart für die Bez. Denn das Provisorium wurde weiter ausgebaut.
Dank guter Zusammenarbeit alles pünktlich bereit
Auch planerisch war man in Zeitnot. Erst im vergangenen März wurde der Nachtragskredit für die Aufstockung des Provisoriums präsentiert. Mit der Miete der Räume im zweiten Obergeschoss wird die Anzahl Klassen ab Schuljahr 2020/2021 von sieben auf zehn Klassen erhöht, ein Jahr später werden es voraussichtlich elf Klassen sein, die im Provisorium unterrichtet werden. Damit wird die Schülerzahl am Oberdorfweg von 155 auf rund 245 erhöht.
Auf den letzten Drücker wurden die Arbeiten am vergangenen Freitag vollumfänglich erledigt. «An diesem zweiten Vorbereitungstag sah es aus, als würden wir in einem Ameisenhaufen leben, überall wuselten Leute herum, entsorgten, stellten um, putzten», sagt Schulleiter Paul Bitschnau, der erleichtert ist, dass alles bereit ist für das neue Schuljahr. Er sei dem Gemeinderat, der Abteilung Planung, Bau und Umwelt sowie dem Projektleiter der Immobilienverwaltung sehr dankbar für die gute Zusammenarbeit. «Erst diese ermöglichte es, den neuen Schulraum auf das neue Schuljahr hin fertigzustellen.»
Auch das Kollegium der Bez und der Informatikverantwortliche der Schule Wohlen waren laut Bitschnau sehr gefordert. Neu werden zehn Klassen am Oberdorfweg unterrichtet. «Das heisst, dass drei Klassen aus der Halde an den Oberdorfweg zügeln mussten. Diese Zügelei ist für alle immer mit einem grossen Mehraufwand verbunden.»
«Gut, aber nicht das, was wir wünschen»
Immerhin, die ganze Bez hat genügend Platz, jede Klasse ihr Klassenzimmer. Trotzdem: Die Schule erstreckt sich über mehrere 100 Meter. «Wir haben die fittesten Schülerinnen und Schüler und einen Schulleiter, der viel unterwegs ist», sagt Bitschnau augenzwinkernd. «Spass beiseite: Das Ganze stellt seit Jahren die wohl grösste Herausforderung für alle Beteiligten dar – für Schülerinnen, Schüler, Lehrpersonen, Hausdienste und Schulleitung.» Eine gemeinsame Schulkultur zu entwickeln, das brauche auch immer informelle Kontakte – in der Pause, auch über den Mittag. «Alle sind gefordert, solche Kontaktmöglichkeiten immer wieder ganz bewusst zu schaffen», betont der Schulleiter.
Trotz dieser täglichen Herausforderung sei der Zusammenhalt an der Bez weiterhin gut. «Ich denke, dass wir viele Normen und Werte teilen und in einem steten Dialog stehen.» Konferenzen und Sitzungen sind Zusammenarbeitsgefässe, die dem Schulleiter sehr wichtig sind. «Aber nochmals», räumt Bitschnau ein, «die zweigeteilte Schule ist nicht das, was wir uns wünschen, entsprechend sehnen alle den Zeitpunkt herbei, wenn wir wieder an einem Ort arbeiten können.»
Motivierend, beflügelnd und mit Herzblut
Bis dorthin ist aber noch ein langer Weg. Bis das Schulzentrum Halde saniert und erweitert ist, braucht es noch viel Geduld. Bringt man die überhaupt noch auf an der Bez? «Ja, unbedingt», antwortet Bitschnau. Als Schulleiter ist er in allen Gremien vertreten, «da kann ich die Anliegen der Schule einbringen». Er steht in einem ständigen Dialog mit der Bauherrschaft und dem Generalplanerteam und er erlebt, «wie wir gemeinsam nach dem Vorprojekt nun intensiv am Bauprojekt arbeiten und am gleichen Strick ziehen. Das ist sehr motivierend und beflügelnd.» Auch der Einwohnerrat bekommt vom Schulleiter ein grosses Lob. Dass das Dorfparlament das Vorprojekt ohne Gegenstimme gutgeheissen habe, «zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind».
Die grösste Herausforderung, das weiss Paul Bitschnau genau, steht allerdings noch bevor. Das ist die Volksabstimmung. «Ich bin aber zuversichtlich, dass das Volk Ja sagen wird, denn Wohlen erhält damit zeitgemässen Schulraum. Und ich setze mich sehr gerne mit Herzblut für die Realisierung dieses Ziels ein.»
Dem Bez-Schulleiter ist aber auch die Gesamtsituation der Schule Wohlen bewusst. Und die wird grösstenteils von der Schulraumnot dominiert. «Wohlen ist am Wachsen, entsprechend wachsen auch die Schülerzahlen und es braucht mehr Schulraum», betont er. Es fehle daher im Moment in allen Schulzentren beispielsweise an Gruppenarbeitsräumen, «sodass häufig in den Gängen gearbeitet werden muss». Wohlen sei wie viele andere Gemeinden sehr gefordert. «Die Schulhäuser sind in die Jahre gekommen und es besteht ein grosser Sanierungsbedarf.»
Lernlandschaften äusserst beliebt
Zurück zur Bezirksschule und zum Schulzentrum Halde. Und somit auch zu zwei Erfolgsgaranten. Dies ist einerseits die Lernlandschaft an der Bez und andererseits das vorbildliche Zusammenleben im Schulzentrum. Die Nachfrage nach Lernlandschaftsplätzen steigt jährlich. Im neuen Schuljahr 2020/2021 werden 11 von 16 Klassen in Lernlandschaften unterrichtet. «Ohne die neuen Schulräume am Oberdorfweg hätte ich die Lernlandschaftsplätze auslosen müssen», sagt Bitschnau. Es gibt also einen wahren Run auf die Plätze in den Lernlandschaften. Der Lockdown habe wohl vielen Eltern und Schülerinnen und Schülern vor Augen geführt, «wie wichtig überfachliche Kompetenzen wie Lernstrategien, Selbstreflexion und Erfahrung im selbstregulierten Lernen sind». Abschliessend noch zum Zusammenleben von Bezirksschule, Primarschule und Kindergarten. «Wir plegen auf Ebene Schulleitungen eine sehr gute Zusammenarbeit. Gemeinsam suchen wir Lösungen für die räumlichen Herausforderungen», sagt Bitschnau und nennt diverse Rochaden, die dank der Realisierung des neuen Schulraumes am Oberdorfweg ermöglicht und realisiert wurden. Die Bez geht mit weiteren Klassen an den Oberdorfweg, dafür übernimmt die Primar ein weiteres Schulzimmer im Bezschulhaus; die Musikgrundschule zieht in ein Zimmer im Bezschulhaus und macht so den Platz frei für den neuen Kindergarten in den Pavillons an der Pilatusstrasse.
Gemeinsame Projekte wünschenswert
Im eigentlichen Bezschulhaus werden nun sechs Primarklassen und sechs Bezklassen unterrichtet, zudem befinden sich dort die verschiedenen Fachräume. «Es braucht klare Absprachen und Regeln, zudem Toleranz und Verständnis für die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Stufen», so Paul Bitschnau.
Gemeinsame Veranstaltungen oder Projekte zwischen Bez und Primar wären gemäss Schulleiter wünschenswert. Ob das machbar ist? «Mit den verschiedenen Standorten, die Primar unterrichtet in vier verschiedenen Gebäuden, sind die Bez und die Primar Halde sehr gefordert.» Hinzu kommt noch die Einführung des neuen Aargauer Lehrplans sowie die Massnahmen wegen des Coronavirus. Tatsächlich, rund ums Schulzentrum Halde sind alle Verantwortlichen gefordert.



