«Tun alles, was möglich ist»
03.07.2020 WohlenIn zwei Wochen öffnet das Open-Air-Kino erstmals seine Türen
Das 25-Jahr-Jubiläum und der Kulturpreis: Letztes Jahr hatten Irene und Pitsch Bachmann Grund zum Feiern. In diesem Jahr ist vieles anders.
Chregi ...
In zwei Wochen öffnet das Open-Air-Kino erstmals seine Türen
Das 25-Jahr-Jubiläum und der Kulturpreis: Letztes Jahr hatten Irene und Pitsch Bachmann Grund zum Feiern. In diesem Jahr ist vieles anders.
Chregi Hansen
«Die Vorfreude ist schon noch da, aber weniger stark als in früheren Jahren. Das Thema Corona und die möglichen Gefahren beschäftigen uns fast täglich», gibt Irene Bachmann zu. «Als Veranstalter sitzt man derzeit etwas auf Nadeln», ergänzt Pitsch Bachmann. Einerseits wegen der ständig ändernden Vorschriften. Anderseits, weil man natürlich für seine Gäste nur das Beste will. Und nicht verantwortlich sein möchte für eine Ansteckung.
Trotzdem war für die beiden immer klar: Wenn es irgendwie geht, soll das Open-Air-Kino auch dieses Jahr stattfinden. Und es ist möglich. Zwar in einem etwas speziellen Rahmen. Aber das soll den Filmgenuss nicht mindern. «Wir haben viele positive Reaktionen erhalten, weil wir das durchziehen. Das motiviert uns natürlich sehr», sagt Irene Bachmann. Auch auf Helferseite ist der Support sehr gross. Und das ist nicht selbstverständlich, bescheren die Sicherheitsmassnahmen den Machern doch einiges an Mehraufwand. «Wir brauchen viel mehr Helfer. Diese müssen alle geschult werden. Aber wir ziehen alle am gleichen Strick. Und auch dieses Jahr unterstützt uns unsere ganze Familie», freut sich Pitsch Bachmann.
Die beiden Kulturpreisträger tun vieles, damit die Region auch diesen Sommer in den Genuss eines Freilicht-Kinos kommt. Und sich die Besucher sowohl sicher wie auch wohlfühlen. Und am Schluss zufrieden nach Hause gehen.
Für etwas Abwechslung sorgen
Das Programm und das Konzept des Open-Air-Kinos stehen nun definitiv fest
Während es rundherum Absagen prasselt, halten Irene und Pitsch Bachman an ihren Plänen fest. Trotz Corona gibt es in Wohlen ein Open-Air-Kino. Die Massnahmen rund um das Thema Sicherheit bescheren ihnen aber viel Arbeit. Und Verantwortung. «Es geht nur, wenn sich alle an die Regeln halten», sagen sie.
Chregi Hansen
Sie sind gefordert. Schon früh haben Pitsch und Irene Bachmann bekannt gegeben, dass sie das Open-Air-Kino durchführen wollen. Seither machen sie sich Gedanken, in welcher Form das möglich ist. Haben dazu viele Ideen entwickelt. Wieder verworfen. Neu angefangen. «Wir waren uns nicht immer einig», geben die beiden Kulturpreisträger zu. Und ja, manchmal liege sie nachts wach und denke nach, so Irene Bachmann weiter. Sich einfach nur freuen auf die kommende Saison, das sei derzeit nicht möglich. «Aber unser Herz schlägt für diese Sache, darum ziehen wir das durch», sagt Peter Bachmann.
Immer wieder haben sie die Pläne angepasst. In den letzten Wochen haben die Vorschriften mehrfach geändert. Es waren immer wieder Anpassungen am Konzept nötig. «Stand jetzt gehen wir davon aus, dass wir das Programm wie geplant durchziehen können», sagt Pitsch Bachmann. Dabei halten sich die Wohler an das Schutzkonzept der Dachorganisation, der Open-Air-Kino Luna AG. Darin steht die Sicherheit der Mitarbeiter und der Kinobesucher an erster Stelle. «Die letzten Wochen haben gezeigt, dass die Menschen etwas sorglos werden», sagt Irene Bachmann. «Wir tun alles, was möglich ist. Aber die Besucher müssen auch mitmachen und sich an die Regeln halten. Wir können nicht dauernd Polizist spielen.»
Viel leerer Platz auf der Tribüne
Im Gegensatz zur ersten Idee wird nun doch eine Tribüne aufgestellt – sie wird aber in Sektoren unterteilt. «Neu werden wir alle Stühle auf der Tribüne nummerieren und registrieren, auf welchem Stuhl welcher Besucher gesessen hat», erklärt Pitsch Bachmann. «Wir werden jeweils nur jeden zweiten Stuhl vergeben, also umgekehrt zwischen jedem besetzten Stuhl ist ein freier Stuhl rechts, links, oben, unten. Mit dieser Massnahme erreichen wir, dass der Abstand während des Films einigermassen um den Besucher herum eingehalten werden kann. Pärchen dürfen allerdings weiter zusammensitzen.»
Das hat Konsequenzen: Statt 600 Besucher finden maximal 350 Platz. Im Gastrobereich werden die Tische möglichst weit auseinandergestellt – da profitieren die Organisatoren vom grosszügigen Areal. Auf Programmhefte und Speisekarten wird verzichtet, möglichst viel soll über Apps laufen, bezahlt werden kann bargeldlos. Zudem werden die Namen aller Besucher registriert. «Es ist von Vorteil, wenn möglichst viele die Kontaktdaten-App Mindful nutzen und diese schon im Vorfeld runterladen», sagt Irene Bachmann, «das vermindert den Aufwand.» Und natürlich wird fleissig desinfiziert und gereinigt.
Fein essen vor dem Film ist auch diesmal möglich
Doch trotz all dieser Massnahmen – unter dem Strich soll der Kinobesuch ein schönes Erlebnis werden. «Wir wollen, dass sich alle Gäste wohlfühlen», sagen die beiden. Dafür sorgt auch das Beizli-Team mit seinem umfassenden Angebot. Die Filme werden zwar ohne Pause gezeigt, aber dafür kann man sich ja vorher mit Getränken eindecken und mit an den Platz nehmen. Und natürlich gibt es weiter die Möglichkeit, vor dem Start des Films fein zu essen. Früher zu kommen, dürfte sich in diesem Jahr sowieso lohnen. Denn der Einlass erfolgt gestaffelt. Und auch beim Heimgehen muss man etwas Geduld haben. «Wir wollen nicht, dass die Besucher zu nahe beieinander sind», sagt Irene Bachmann.
Die beiden Organisatoren sind aber überzeugt, dass es kaum Probleme geben wird. «Wir kennen unser Publikum, es wird die Vorschriften einhalten», sagen sie. Und der Anlass finden im Freien statt, das vermindere mögliche Gefahren. Trotzdem ist der Aufwand gross. «Wir haben mehr Ausgaben im Sicherheitsbereich und im Gegenzug weniger Einnahmen durch Eintritte und vermutlich auch weniger Einnahmen durch den Gastrobereich», rechnen sie vor. Sie hoffen, die Saison mit einer ausgeglichenen Rechnung abschliessen zu können. Wobei weniger Corona als vielmehr das Wetter den grössten Einfluss auf die Besucherzahlen hat. Aber Bachmanns organisieren das Open-Air-Kino mit viel Herzblut, der Profit steht nicht an erster Stelle.
Derzeit eher Flaute in der Filmbranche
Als wäre das Ehepaar Bachmann durch die Sicherheitsmassnahmen nicht genügend gefordert gewesen, stellte sich auch die Zusammenstellung des Programms als Knacknuss heraus. Wegen Corona kamen dieses Jahr nur wenig neue Filme in die Kinos. Und so manche Premiere wurde kurzfristig nach hinten geschoben. Davon sind auch zwei Filme betroffen, die in Wohlen vorgesehen waren. Und die beide schon auf dem Plakat aufgeführt sind. «Das ist ärgerlich. Wir haben extra lange mit dem Druck gewartet, und jetzt ändert sich doch noch was», sagt Irene Bachmann. Betroffen sind die Premieren des neuen «Spongebob»-Films sowie «Tenet», der neue Film von Christopher Nolan. Sie werden jetzt ersetzt durch «Scoob!» und «Nightlife».
Trotz der vielen Probleme sind Bachmanns sehr zufrieden mit der Programmauswahl. «Wir haben einige Perlen, eine Vorpremiere und drei Abende mit Gästen», freut sich Pitsch Bachmann. Zudem bereichern einige Klassiker den Kinosommer. Zwar gibt es auch anspruchsvolle Kost, doch die Mehrzahl der gezeigten Werke verspricht einen vergnüglichen Abend. «Wir glauben, dass die Besucher nach dieser eher schwierigen Zeit eher leichte Kost bevorzugen und sich amüsieren wollen», sagt Irene Bachmann. Den Vorverkauf übernimmt «eifach!» in Wohlen.
Aufbsu ab 15. Juli
Der Aufbau auf dem Platz hinter dem Kino startet am 15. Juli. Für das Einrichten stehen dieses Jahr nur gerade zwei Tage zur Verfügung. Bis dahin werden sich Irene und Pitsch Bachmann noch viele Gedanken machen zum Thema Sicherheit. «Wir nehmen unsere Verantwortung wahr. Aber die Besucher müssen auch mitmachen», betonen sie. Wenn das klappt, dann steht einem wunderbaren Kinoabend unter freiem Himmel nichts mehr im Weg.
Das Programm
17. Juli: «Rocketman». – 18. Juli: «Das perfekte Geheimnis». – 19. Juli: «Als Hitler das Rosa Kaninchen stahl». – 20. Juli: «Honeyland». – 21. Juli: «Bad Boys for Life». – 22. Juli: «Wolkenbruch». – 23. Juli: «Green Book». – 24. Juli: «Monsieur Claude und seine Töchter (1)». – 25. Juli: «Bohemian Rhapsody». – 26. Juli: «Parasite». – 27. Juli: «Little Women». – 28. Juli: «Joker». – 29. Juli: «The High Note». – 30. Juli: «Knives out – Mord ist Familiensache». – 31. Juli: «Nightlife». – 2. August: «A Fish Called Wanda – Filmklub Classic Night». – 3. August: «Scoob!». – 4. August: «Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes». – 5. August: Platzspitzbaby (live zu Gast Produzent Peter Reichenbach). – 6. August: «Rocketman». – 7. August: «Mamma Mia! (1)». – 8. August: «Trolls World Tour». – 9. August: «Im Berg dahuim» (live zu Gast: Regisseur Thomas Rickenmann). – 10. August: «Das perfekte Geheimnis» – 12. August: «Moskau Einfach!» (live zu Gast Schauspieler Mike Müller). – 13. August: «A Star Is Born». – 14. August: «Bohemian Rhapsody». – 15. August: «Nightlife».
Unterstützung fürs Spital
Wegen der Coronapandemie war das Spital Muri besonders gefordert und musste organisatorisch ungewohnte Umstellungen vornehmen. Das Open-Air-Kino Wohlen möchte dem Personal des Spitals Muri für seinen ausserordentlichen Einsatz mit einer besonderen Geste danken. So werden an allen 28 Kinovorstellungen dem Spitalpersonal jeden Abend 20 Eintrittskarten gratis zur Verfügung gestellt. Das Open-Air-Kino Wohlen erlässt einen Teil des Eintrittspreises. Den finanziell grössten Teil für diese Aktion trägt freundlicherweise die Josef-Müller-Stiftung Muri, welche sich spontan bereit erklärt hat, bei dieser Idee mitzumachen.