Vom Beziehungsnetz profitiert
30.06.2020 Wohlen
An der Spitze des Vereins «Lernen im Quartier» gab es einen Wechsel
Sechs Jahre lang stand Koni Gfeller dem Verein vor. In dieser Zeit hat «Lernen im Quartier» sich enorm entwickelt. Jetzt übergibt Gfeller die Führung an Andrea Duschén. ...
An der Spitze des Vereins «Lernen im Quartier» gab es einen Wechsel
Sechs Jahre lang stand Koni Gfeller dem Verein vor. In dieser Zeit hat «Lernen im Quartier» sich enorm entwickelt. Jetzt übergibt Gfeller die Führung an Andrea Duschén. Damit ist für viel Konstanz gesorgt.
Chregi Hansen
Sie sind beide Mitglied der FDP. Sie waren beide im Einwohnerrat tätig. Und haben diesen auch beide präsidiert. Nun kommt eine weitere Gemeinsamkeit dazu. Andrea Duschén wird Nachfolger von Koni Gfeller als Präsident von «Lernen im Quartier». An der GV wurde er einstimmig in sein neues Amt gewählt.
Die Wahl war eine Formsache, der scheidende Präsident hatte sich zuvor persönlich auf die Suche nach einem Nachfolger gemacht. Schliesslich weiss er genau, was es braucht in dieser Position. «Andrea Duschén bringt alle Fähigkeiten mit, um in meine Fussstapfen zu treten», ist Gfeller denn auch überzeugt. Zum einen ist der gelernte Innendekorateur heute als Lehrer an der Berufsschule Lenzburg tätig, kennt sich also im Bildungsbereich aus. Zum anderen hat die Ära von Koni Gfeller gezeigt, dass es durchaus ein Vorteil ist, wenn ein Politiker dem Verein vorsteht.
«Für alle Anliegen ein offenes Ohr»
«Wir haben von deinem Beziehungsnetz enorm proftiert», sagt denn auch Vorstandsmitglied Stéphane Zimmermann bei der Verabschiedung von Koni Gfeller. Er lobte den scheidenden Präsidenten für sein Organisationstalent und seine perfekte Vorbereitung. «Ihn kann nichts aus der Ruhe bringen, er packt da mit an, wo es ihn braucht», so Zimmermann weiter. Und zu tun gab es einiges – etwa die Einführung eines Qualitätsmanagements, die Submissionen, die neu eingeführten Leistungsvereinbarungen, die Gespräche mit interessierten Gemeinden. So kam in Gfellers Amtszeit Dottikon als weiterer Kursort dazu, und im Sommer startet ein Pilotversuch in Sins. «Du hattest für alle Anliegen ein offenes Ohr», erklärte Zimmermann.
Gfeller selber zieht ein positives Fazit. «Diese sechs Jahre möchte ich nicht missen. Sie waren zwar fordernd, aber sie boten mir die Möglichkeit, der Allgemeinheit etwas zurückzugeben», erklärte er am Schluss. Mit der Schaffung einer Geschäftsstelle, der Organisation des 20-Jahr-Jubiläums und den Wirren der Coronazeit blieb Gfeller bis am Schluss gefordert. «Die Arbeit ging nie aus, und was heute gut ist, kann morgen schon falsch sein», so seine Erkenntnis. Aber «Lernen im Quartier» sei eine grosse Familie, in der alle mitdenken. «Das ist keine Selbstverständlichkeit», betonte Gfeller.
Auffrischung für den Vorstand
Verein «Lernen im Quartier» lud mit etwas Verspätung zur GV ein
Es war ein intensives Jahr für den Verein. Nicht weniger als 50 Kurse konnten angeboten werden. Dazu kamen die Jubiläumsfeier im vergangenen Herbst und die Beteiligung am Fest Begegnung der Kulturen. Welche Auswirkungen Corona auf den Verein haben wird, lässt sich noch nicht genau abschätzen.
Chregi Hansen
Präsident Koni Gfeller hatte seinen Rücktritt schon im letzten Jahr angekündigt. Mit Christine Meier und Rolf Häusler gab es aber zwei weitere Rücktritte, dazu kam eine Vakanz aus dem Vorjahr. Umso glücklicher ist man im Verein, dass alle Sitze im Vorstand wieder besetzt werden konnten. Und dies mit Leuten, die viel Erfahrung in den Verein bringen.
Neuer Präsident wird Andrea Duschén, der als Lehrer an der Berufsschule Lenzburg auch Kurse für Migranten gibt. Ebenfalls neu gewählt wurde Beatrice Lauener, sie arbeitet bereits seit sieben Jahren bei «Lernen im Quartier» als Kursleiterin in Bremgarten. Auch Myriam Riesen arbeitet als Kursleiterin, sie wird sich im Vorstand um das Ressort Kinderbetreuung kümmern. Und mit dem Wohler Seklehrer Roman Bucher erhält der Verein einen Spezialisten für das Qualitätsmanagement, da er als stellvertretender Schulleiter mit dieser Materie bestens vertraut ist. Wiedergewählt wurden an der GV Erna Aerne und Stéphane Zimmermann.
Teilnehmer aus 68 Nationen
Natürlich wurden die scheidenden Vorstandsmitglieder würdig verabschiedet. Im Falle von Rolf Häusler geschah dies in Abwesenheit. Er hatte sich in den vergangenen Jahren um das Qualitätsmanagement gekümmert – die guten Ergebnisse bei den regelmässig wiederkehrenden Audits zeugen von seiner guten . Christine Meier hat acht Jahre im Vorstand mitgewirkt und hatte die Kursleitung unter sich. Gfeller lobte sie als «bescheiden, ruhig, aber in der Sache überzeugend».
In ihrem letzten Bericht über das Kurswesen konnte Christine Meier viele spannende Zahlen präsentieren. Im vergangenen Jahr fanden 50 Kurse statt, die Auslastung der einzelnen Kurse ist hoch, 585 Teilnehmer aus 68 Nationen proftierten von den Sprachkursen. er rösste eil er Kursbesucher (218) stammt aus Wohlen, gefolgt von Villmergen und Dottikon ( je 42), Bremgarten (30) und Muri (25). 15 Kursleitende waren für «Lernen im Quartier» im Einsatz und passten den Unterricht auf die Möglichkeiten der Migranten an. «Hinter jede dieser Zahlen steckt eine Lebensgeschichte», sagt denn auch Meier. Im Unterricht gehe es darum nicht nur um Wörter und Grammatik, sondern auch um den Austausch.
Kleinen Verlust erwirtschaftet
Die Rechnung des Vereins schliesst mit einem kleinen Verlust. Bei Einnahmen von 329 000 Franken und Ausgaben von 336 000 Franken resultiert ein Minus von 7000 Franken. Bei einem Eigenkapital von 132 000 Franken ist dies aber nicht dramatisch, «schliesslich sind wir nicht gewinnorientiert», wie der scheidende Präsident betont. Zum Minus beigetragen hat auch die Jubiläumsfeier zum 20, Geburtstag des Vereins. Diese Feier war zusammen mit dem Fest Begegnung der Kulturen ein Höhepunkt des Jahres. «Ich durfte für die Jubiläumsfeier viel Lob entgegennehmen, welches ich gerne an den ganzen Verein weiterleite», sagte Gfeller.
Pilotprojekt in Sins
«Lernen im Quartier» ist eine Erfolgsgeschichte. Kein Wunder, wollen auch andere Gemeinden dies nutzen. Im vergangenen Jahr gab es eine Anfrage aus Sins, ob der Verein ein Angebot machen kann. Grundsätzlich wäre man dazu bereit. Aber wegen der Submissionsverordnung ist das nicht so einfach. In Gespräche mit Vertretern des Kantons wurde nun ein Pilotprojekt geschnürt, mit dem die bestehenden Kurse in Sins nach dem Rücktritt der dortigen Kursleiterin nahtlos weitergeführt werden. «Das Projekt dauert bis Ende 2021, danach wird entschieden, ob wir auch im oberen Freiamt Kurse anbieten können», erklärt Präsident Koni Gfeller.
Mitarbeiterinnen haben Kurzarbeit
Das Coronavirus hat auch die Arbeit von «Lernen im Quartier» getroffen. Der Verein hat darum im Frühling einen Ausschuss gebildet, der per Videokonferenz das weitere Vorgehen beriet. Für das Personal wurde Kurzarbeit eingereicht, welche auch gewährt wurde. Welche Auswirkungen das Ganze auf die Rechnung 2020 hat, lässt sich noch nicht abschätzen. Im Budget wird jedenfalls mit sinkenden Einnahmen gerechnet. «Aber die konkreten Auswirkungen auf die Rechnung werden wir erst im kommenden Jahr wissen», so Kassier Stéphane Zimmermann.