Open-Air-Kino soll stattfinden

Am 27. Mai entscheidet der Bund, wie es mit Veranstaltungen weitergeht. Die Kinomacher sind bereits in den Startlöchern.

Die Premiere erfolgt eine Woche später. Die Anzahl Gäste wird kleiner sein als sonst. Auf eine Tribüne wird verzichtet. Auch das Beizli muss den veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden. Aber: Ganz ausfallen soll das Filmvergnügen unter freiem Himmel nicht. Vom 17. Juli bis 15. August wird der Platz hinter der Kanti wieder zum Kino. --chh

Für gemütliche Filmabende sorgen

Das Open-Air-Kino hinter der Kanti soll trotz Corona auch dieses Jahr stattfinden

Die Meldung fällt auf: Während eine Veranstaltung nach der anderen abgesagt wird, wollen Irene und Pitsch Bachmann auch diesen Sommer zum Filmvergnügen unter freiem Himmel laden. Zusammen mit dem ganzen Team haben sie ein passendes Konzept ausgearbeitet.

Chregi Hansen

25 Jahre lang war das Open-Air-Kino hinter der Kanti ein fester Wert im Sommer. Doch im Jahr eins nach dem Jubiläum ist die Durchführung akut gefährdet. Das Coronavirus bringt das kulturelle Leben in der Schweiz zum Erliegen. Und macht auch vor der Open-Air-Saison nicht halt.

Das Konzept steht bereits

Doch nun gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer. Die Kulturpreisträger Irene und Pitsch Bachmann sowie ihre Kinder arbeiten mit Hochdruck an der Vorbereitung des Events. «Wir erwarten, dass der Bund als nächsten Lockerungsschritt Veranstaltungen bis 200 Personen oder gar 300 Personen erlauben wird», sagt Pitsch Bachmann. Entsprechend wurde im Team ein Konzept erarbeitet, ausgehend auf der Variante von maximal 300 erlaubten Personen. Heisst: Man nimmt weniger Besucher in Kauf, um den Anlass durchführen zu können. Zur Erinnerung: Letztes Jahr gab es Abende mit mehr als 500 Besuchern. Solche Vorstellungen wären also nicht mehr möglich.

Das ganze Bachmann-Team hat die Köpfe zusammengesteckt, um ein passendes Konzept zu entwickeln. «Unsere Jungs mit ihren Familien werden dieses Jahr das Kino noch stärker prägen als sonst. Sie haben mit ihren Ideen massgeblich dazu beigetragen, dass wir ein gutes Konzept erarbeiten konnten», freut sich Irene Bachmann. Und auch wenn es Einschränkungen geben soll, so haben die beiden ein klares Ziel. «Es liegt uns sehr daran, dass wir das Open-Air-Kino 2020 im gewohnt gemütlichen Rahmen durchführen können und sich alle wohlfühlen.»

In kleinen Gruppen zusammensitzen

Um die Vorgaben einzuhalten und für Abstand zu sorgen, wird auf eine Tribüne verzichtet. Stattdessen wird ein Holzboden errichtet, auf dem Stühle in kleinen Gruppen von zwei oder vier Stück aufgestellt werden mit jeweils einem kleinen Tischchen dazwischen für Getränke und Esswaren. «Die meisten Kinobesucher kommen zu zweit oder zu viert, daher passt das. Aber wir werden natürlich auch einzelne Plätze anbieten», erklärt Pitsch Bachmann. Die Besucher werden von einem Platzanweiser in Empfang genommen und zu ihren Stühlen gebracht, sodass für eine optimale Verteilung der Gäste gesorgt wird. Durch die fehlende Tribüne gibt es zwar keine erhöhte Sitzgelegenheit, aber weil die Abstände zwischen den Stuhlgruppen genügend gross sind, ist die Sicht auf die freie Leinwand dennoch gegeben.

Ziel ist es, dass es auf dem Areal möglichst wenig Bewegung und kaum Begegnungen gibt. Die Gäste sollen Getränke und Snacks darum an ihren Plätzen vor der Leinwand einnehmen. «Eine Stehbar oder Ähnliches wird wohl nicht erlaubt sein», glaubt Irene Bachmann. Darum werde man auch das Angebot des Kinobeizli anpassen. Letztlich geht es vor allem darum, die Saison nicht ganz ausfallen zu lassen. Denn das Open-Air-Kino ist für die Bachmanns ein Herzensprojekt. Dies umso mehr, als die letzte Saison die beste seit 20 Jahren war. 7550 Besucher strömten letzten Sommer auf das schöne Gelände hinter der Kanti.

Den Anlass eine Woche nach hinten geschoben

Weil derzeit noch unsicher ist, wie der Fahrplan des Bundes aussieht, haben die Kinomacher den Start um eine Woche nach hinten geschoben. Die Premiere soll – sofern eine Bewilligung erteilt wird – am 17. Juli über die Bühne gehen. Der Abschluss soll am 15. August stattfinden. Also eine Woche nach dem Start des Schuljahres. «Die Schulleitung der Kanti hat für die Verschiebung Hand geboten», freut sich Peter Bachmann. Auch das ein Zeichen, wie sehr alle hoffen, dass die Open-Air-Saison stattfinden kann.

Mike Müller wird seinen Film persönlich präsentieren

Unabhängig vom Entscheid des Bundes läuft auch die Auswahl der Filme auf Hochtouren. Noch steht das Programm nicht im Detail, aber einige Titel sind schon bekannt. «Wir werden die grossen Hits vom letzten Jahr sicher nochmals zeigen», kündigen die beiden an. Es sind dies die Musikfilme «Bohemian Rapsody», «A Star is Born» und «Rocketman». Es soll aber noch mehr Musik geben, eine mögliche Idee ist ein «Beatles-Abend». Was neue Filme betrifft, ist vieles unsicher, «denn es ist noch nicht ganz klar, welche Filme diesen Sommer überhaupt Premiere feiern», sagt Pitsch Bachmann. In der engeren Auswahl stehen etwa die Fortsetzung von «Top Gun» oder das Historiendrama «Little Woman».

Klar ist, dass es wie in den Vorjahren auch etliche Schweizer Filme zu sehen gibt. Vorgesehen sind etwa «Platzspitz Baby», «Bruno Manser – Die Stimme des Regenwaldes» und die Komödie «Moskau einfach» mit Mike Müller, der seinen Besuch in Wohlen bereits zugesagt hat. Neben Spielfilmen sollen aber während den vier Wochen Open-Air-Kino auch einige Dokumentarfilme gezeigt werden. Und nicht zuletzt ist der Filmklub Wohlen eingeladen, passende Filme vorzuschlagen. Damit ist klar: Die Auswahl wird auch diesen Sommer gross sein und hält für jeden etwas bereit.

Nur ein Hochwasser kann die Familie Bachmann ausbremsen

Irene und Pitsch Bachmann und ihr Team sind also bereit und voller Motivation. Doch vorerst heisst es abwarten. Und zittern. Am 27. Mai will der Bundesrat beraten, wie es mit dem Versammlungsverbot weitergeht. Und ob auch Veranstaltungen wieder möglich sind. Die Wohler Kinomacher aber sind und bleiben optimistisch. «Wir sind zuversichtlich, dass unser Konzept funktioniert und wir eine Bewilligung erhalten. Jetzt kann uns eigentlich nur noch ein Bünz-Hochwasser stoppen», erklären die beiden. Und Letzteres soll ja nach dem Bau des Damms nicht mehr möglich sein. Darum steht der erfolgreichen Premiere am 17. Juli nur noch wenig im Weg.