Fast wie der Chef einer Firma
26.05.2020 WohlenBruno Hunkeler geht nach 29 Jahren als Werkhofmeister im Juni frühzeitig in Pension
Er hat praktisch wie in der eigenen Firma funktionieren können. Diese Eigenständigkeit hat Bruno Hunkeler stets geschätzt. Fast drei Jahrzehnte war der ehemalige ...
Bruno Hunkeler geht nach 29 Jahren als Werkhofmeister im Juni frühzeitig in Pension
Er hat praktisch wie in der eigenen Firma funktionieren können. Diese Eigenständigkeit hat Bruno Hunkeler stets geschätzt. Fast drei Jahrzehnte war der ehemalige Gemeinderat von Fischbach-Göslikon als Werkhofmeister in Wohlen immer präsent. Nun will er bald seinen Ruhestand und seine Freiheit geniessen.
Daniel Marti
Kroatien, vielleicht Portugal, ganz sicher weitere schöne und reizvolle Gegenden. Das sind die Ziele von Bruno Hunkeler. Diese Länder stehen auf seinem Wunschzettel, die will er sehen und erleben. Mit dem Motorrad natürlich. Für solch grosse Touren will er sich ab Sommer Zeit nehmen. Ausgiebig Zeit, ohne Stress, ohne Leistungsdruck. Einfach geniessen, auf zwei Rädern. Losfahren ohne eigentliche Agenda. Zusammen mit seinem älteren Bruder Paul. «Ich will die Freizeit und die Freiheit geniessen», sagt er. Ähnlich sieht es mit dem Wandern aus, zusammen mit seiner Frau und der Wandergruppe Fi-Gö. Natürlich auch den acht Monate alten Enkel verwöhnen. Ziele gibt es da viele.
Wenn alles klappen sollte, dann wird Hunkeler ab dem Herbst noch ab und zu temporär als Chauffeur arbeiten. «Etwas muss ich machen, ganz aufhören kann ich doch nicht», fügt er noch an. «Es wäre schön, wenn es so funktioniert.»
Weg vom Bau – näher zur Familie
Bruno Hunkeler plant also für seine Lebensphase nach dem Ende seiner Zeit als Werkhofmeister in Wohlen. Ende Juni ist Schluss. Dann hängt er die orangefarbenen Werkhofkleider an den Nagel. Im vergangenen Februar wurde er 63. Nun ist es an der Zeit, kürzerzutreten. Und das nach 29 Jahren als Werkhofmeister, oder als Werkhofchef, wie man früher sagte. Fast drei Jahrzehnte Mitarbeiter der Gemeinde Wohlen. Eine lange Zeit, eine eindrückliche Treue. Am 12. August 1991 war sein erster Arbeitstag, im November 1991 übernahm er die Teamleitung.
Als gelernter Maurer absolvierte Hunkeler die Polierschule. Und betreute danach Grossbaustellen für ein Bauunternehmen. Dabei kam aber die junge Familie oft zu kurz. Als Werkhofmeister in Wohlen war er nahe an seiner Familie in Fischbach-Göslikon. Das war ideal, und darum wurde Bruno Hunkeler Nachfolger von Lieni Strebel. Werkhofmeister, das war erst seine dritte Arbeitsstelle.
Er hatte nie im Sinn, oft die Arbeitsstelle zu wechseln. Aber das erste Jahr als Gemeindeangestellter sei hart gewesen. Er mochte den Betrieb rund um die Grossbaustellen. «Weg vom Bau», sagt er deshalb, «das war nicht einfach.» Heute muss er darüber schon fast schmunzeln. 29 Jahre ist er geblieben. Voller Treue zur grossen Firma mit dem Namen Gemeinde Wohlen. «Hier hatte ich stets freie Hand», nennt er ein wichtiges Argument für den langen Verbleib im Werkhof.
Obwohl viel wiederkehrende Arbeit erledigt werden muss, gibt es genügend Vielfalt. Der Werkhof ist offziell zuständig für den Unterhalt der Kanalisation und der Drainagen, für den Unterhalt der Strassen und Flurwege, den Winterdienst sowie für den Unterhalt der gemeindeeigenen Grünanlagen. Es gibt Kontakte zu den Schulen, zur Polizei bei Signalisationen und früher zum Sozialamt bei Wohnungsräumungen. «Der Kontakt zu vielen Menschen macht den Job interessant.»
Stets Verlass auf den Stellvertreter
Dass Hunkeler fast drei Jahrzehnte geblieben ist, hat noch andere Gründe. Beispielsweise die Treue und Loyalität seines Stellvertreters Urs Mäder, der ihm praktisch von Anfang an zur Seite stand. «Urs Mäder ist für mich eine wichtige Kraft, auf ihn ist immer Verlass, er ist ein Allrounder.» Und verabschiedete sich Hunkeler mal in die Ferien, dann wusste er, dass zu Hause im Werkhof alles rund lief. «Das gab stets ein gutes Gefühl.» Und gegenseitige Wertschätzung.
In den fast 30 Jahren veränderte sich die Grösse des Teams kaum. Zu Beginn waren es 14 Mitarbeitende, heute sind es zwölf. In der Zwischenzeit seien halt viele Geräte und Maschinen dazugekommen, «darum sind wir heute viel effzienter». Und vor 30 Jahren gab es nur wenige Fachkräfte im Team. Das Werkhofteam ist nicht nur für die Verschönerung der Gemeinde Wohlen und für den Unterhalt zuständig, es hat auch eine soziale Komponente. Es ist zur Tradition geworden, dass über den Sommer beim Werkhof jeweils ein, zwei Arbeitskräfte übers Sozialamt temporär platziert und in den Arbeitsprozess integriert werden. «Das ist meistens gut herausgekommen», sagt Hunkeler.
Als Gemeinderat von Fi-Gö eine intensive Zeit erlebt
Gut herausgekommen ist auch der Wechsel des Standortes, die Züglete des Werkhofs von der urchigen Bleichi ans moderne Domizil an der Wilstrasse. «Für das Personal ist das nun viel besser, wir sind zeitgemäss eingerichtet, haben genügend Platz. Und nun kreuzen keine Schüler mehr unsere Wege», erklärt er. Die Bleichi mit ihrer Nähe zur Hofmattenhalle, zum bbz und zum Schulzentrum Halde war in den letzten Jahren kein idealer Standort.
Es freute ihn, dass er bei der Umbauphase an der Wilstrasse mitreden durfte, seine Inputs und Wünsche wurden grösstenteils umgesetzt. Dies überrascht nicht weiter – denn Bruno Hunkeler war lange Zeit Gemeinderat. Natürlich nicht in Wohlen, sondern in seinem Fischbach-Göslikon. Von 1993 bis 2014, also 21 Jahre lang. Das sei eine «gute und intensive Zeit gewesen», blickt er zurück. Letztlich konnte er Job und Politik immer gut trennen. «Ich kenne in Wohlen sehr viel, praktisch jede Strasse, jedes Quartier.» Aber damit hat es sich, die Heimatkenntnisse sind zu Hause in Fi-Gö. In Fischbach-Göslikon ist er aufgewachsen und im Herzen ist er immer Figöler geblieben. Er arbeite in Wohlen sehr gerne, aber in Wohlen war er bewusst «kein Beizengänger» und kein Kommunalpolitiker.
Gewiss, das Politische verfolgte er in Wohlen immer. Aber dreinreden, das kann es nicht sein. Waren es die Geldsorgen oder die Infrastrukturprobleme, typische Wohler Themen, da reichte dem Werkhofmeister die Beobachterrolle. Vieles sei gut in Wohlen, die ÖV-Verbindungen, die Schule und, selbstverständlich, das Werkhofteam. «Wenn unsere Truppe auftaucht», sagt er, «dann wird das praktisch immer positiv aufgenommen. Vom Volk bekommen wir sehr selten negative Rückmeldungen.»
Ein Moment, der wehtun wird
Bruno Hunkeler hat in den 29 Jahren wahrlich viel erlebt. Zwar «nur» drei Gemeindeammänner, dafür «sieben oder acht Bauverwalter». Der Werkhof untersteht der Bauverwaltung, die inzwischen Abteilung für Planung, Bau und Umwelt heisst. Mit allen seinen Vorgesetzten hatte es Hunkeler gut. «Wir arbeiten fast autonom, wir sind nahezu eine eigene Firma», erklärt er. Diese eigenständige Abteilung übergibt er nun in neue Hände. Seinen Nachfolger wird er noch einarbeiten. Dann geht es Ende Juni in die Frühpension. «Dieser Moment wird dann wohl wehtun», gibt er zu.
Ein wesentlicher Punkt macht Bruno Hunkeler ein wenig stolz. Er könne sein Team mit ruhigem Gewissen seinem Nachfolger übergeben, betont er. «Das Team ist sehr gut aufgestellt.» Auch diese Tatsache macht es ihm einfacher, loszulassen. Und wird ihm dieser Prozess dann doch schwerer fallen als angenommen, dann wird er sich auf sein Motorrad schwingen und seine Lieblingsländer besuchen und erkunden. Eben, die Freiheit so richtig geniessen. Verdientermassen – nach 29 Jahren vorbildlicher Treue zum Arbeitgeber.