Aus dem Rampenlicht
19.05.2020 Region UnterfreiamtSusanne Wille wird Kulturchefn bei SRF
Susanne Wille ist ein bekanntes Gesicht im Schweizer Fernsehen. Ab dem 1. Juni hat die Villmergerin eine neue Aufgabe.
Ob auf «10vor10», in der «Rundschau» oder im Bundeshaus: Susanne Wille hat sich ...
Susanne Wille wird Kulturchefn bei SRF
Susanne Wille ist ein bekanntes Gesicht im Schweizer Fernsehen. Ab dem 1. Juni hat die Villmergerin eine neue Aufgabe.
Ob auf «10vor10», in der «Rundschau» oder im Bundeshaus: Susanne Wille hat sich einen Namen gemacht, besonders im Polit-Journalismus. Exakt, sauber und harmonisch, bei der Arbeit und bei ihrem Erscheinungsbild. Die Moderatorin verlässt nun den News-Journalismus und wird ab 1. Juni Chefn von SRF Kultur und nimmt zudem Einsitz in der Geschäftsleitung. ««Wir wollen ein gutes Programm haben, müssen dabei die Finanzen stets im Griff haben», sagt die Freiämterin. --spr
Fertig mit der guten Stube
Die berühmteste Villmergerin Susanne Wille steht nicht mehr vor den TV-Kameras
Susanne Wille ist intelligent, sieht gut aus und ist mehrfach ausgezeichnet für ihre journalistischen Leistungen. Sie gehört seit bald zwei Jahrzehnten zu den bekanntesten Schweizer Persönlichkeiten. Die gebürtige Villmergerin verschwindet aber aus dem Scheinwerferlicht. Ein Annäherungsversuch über eine Powerfrau, die ihr Privatleben stark abschirmt.
Stefan Sprenger
Ihr Privatleben ist ihr heilig. Susanne Wille möchte ihre Familie und ihr Leben abseits der TV-Kameras so gut es geht beschützen. Sie nennt beispielsweise nur ungern ihren Wohnort. Die 46-Jährige relativiert das grosse öffentliche Interesse um ihre Person. Sie ist Moderatorin und Journalistin – und sieht sich nicht als Star. Doch nach über zwei Jahrzehnten im Fernsehen geniesst die Freiämterin eine grosse Beliebtheit.
Verewigt in einem Rap-Song
Es ist zwar schon eine Weile her, aber der Schweizer Rapper «Bligg» veröffentlicht 2007 den Song «Susanne». Darin beschreibt «Bligg», wie er sich abends vor den Fernseher setzt und sich mit Susanne Wille zum «Date» trifft. Sie sei gepfegt gekleidet, immer pünktlich und er liebt es, mit ihr vor dem TV einzuschlafen. Spätestens nach diesem Song erlangt Susanne Wille einen gewissen Kult-Status.
Geboren wurde Susanne Franziska Wille am 25. April 1974 im Kreisspital in Muri. Aufgewachsen ist sie in Villmergen, gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Janine und ihrem älteren Bruder Christoph. Mutter Rosmarie und Vater Franz Wille erziehen ihre Kinder heimatverbunden. Denn alle Geschwister wohnen im Kanton Aargau. Ihr Bruder weilt nach wie vor im Freiamt. «Unsere Familie ist sehr verankert in der Region», sagt Susanne Wille. Die Familientreffen gibt es nach wie vor, seit drei Jahren ohne Mutter Rosmarie, die verstarb.
«Eine Freiämterin bleibt man ein Leben lang»
Susanne Wille sagt: «Eine Freiämterin bleibt man ein Leben lang. Egal, wo man sich auf der Welt befndet.» Und «ihr» Villmergen und «ihr» Wohlen sind natürlich nach wie vor mit vielen Erinnerungen verbunden. «Die Badi, die Fasnachtsumzüge, die vielen Freunde»: Alles Dinge aus ihrer Kindheit, die heute noch aktuell sind. Denn nach wie vor besucht sie die Badis in Wohlen oder Villmergen. Mit dabei: Die Kinder Enea (14), Yannis (12) und Louna-Maria (9). Auch an den Fasnachtsumzügen im Freiamt ist sie anzutreffen. «Natürlich hoffe ich, auch beim Güüggen in Villmergen dabei sein zu können. Das möchte ich mir nicht entgehen lassen. 2024 gibt der Jahrgang 1974 Vollgas.» Dann ist Wille 50 Jahre alt und das «Güüggen» der 74er-Jahrgänge auf dem Höhepunkt.
«Die perfekte Frau», nennt sie Rapper «Bligg» in seinem Song. Susanne Wille ist sicherlich nahe dran am Perfektionismus. Sie geniesst ein gewisses Sauberfrau-Image. Ihr Auftreten wirkt harmonisch und nahezu makellos. Sie spricht verständlich und klar. So, dass Augen, Ohren und Gehirn sie gleichermassen verstehen. Ihre Art ist zugänglich, sympathisch – und doch irgendwie geheimnisvoll. Kurz gesagt: Susanne Wille ist für den Job im Fernsehen gemacht. Man schaut ihr einfach gerne zu.
Mit 26 Jahren schon in der Primetime
Ihr beruficher Werdegang ist beeindruckend und steil. Susanne Wille studierte Journalistik, Geschichte und Anglistik an den Universitäten Fribourg, Zürich und Edinburgh. Nebenbei jobbte sie als Flugbegleiterin bei der Swissair. 1999 ging sie zum Regionalsender Tele M1 als Videojournalistin. Dort blieb sie bis 2001. Es folgt der Wechsel zum Schweizer Fernsehen. Das Nachrichtenmagazin «10 vor 10» moderierte sie von 2001 bis 2011. «Bereits mit 26 Jahren musste ich mich in der Primetime beweisen. Und dies parallel zum Vollzeitstudium. Das war nicht immer einfach», meint sie heute zu ihren Anfängen als Moderatorin.
Es folgt die Zeit, als Susanne Wille beim Schweizer Fernsehen eine «enorme Freiheit» geniesst. Sie wird Bundeshaus-Korrespondentin bei «10 vor 10», ist Reporterin bei der «Rundschau» und moderiert viele Sondersendungen. «Grosse Live-Kisten», wie sie sagt. Zum Beispiel die stundenlangen Sondersendungen bei Wahlen in der Schweiz, zur Gotthard-Eröffnung oder zur Flüchtlingskrise. Wille realisiert Reportagen aus dem Iran, Russland, der Türkei, Brasilien oder Indien. Sie moderiert die «SwissAwards» – und so weiter. Sie sagt: «Ich bin nie stillgestanden. Ich habe so viele spannende Dinge gemacht, wie ich es nie zu träumen gewagt hätte.»
«Unseren Cocon»
Auch privat erreicht sie alle Ziele. Sie heiratet Franz Fischlin, er ist «Tagesschau»-Moderator bei SRF. Sie gelten als Promi-Liebespaar. Und das seit bald 20 Jahren. Gemeinsame Fotos gibt es aber kaum. «Unseren Cocon», nennt es Susanne Wille. Das bekannte Paar hat für sich und seine Familie eine Art Schutzzone entwickelt. Sie geben öffentlich wenig preis aus ihrem Leben. Jedes private Detail, das in die Medien gelange, sei «eine Art Seelenverlust», wie ihr Mann Franz Fischlin in einem Interview mit der «Glückspost» erzählt. Er versucht, möglichst wenig Privates preiszugeben. «Ich habe das Gefühl, dass ich verliere, was öffentlich wird», so Fischlin. Seine Frau sieht das ähnlich. «Nach all den Jahren im Fernsehen kennt man unsere Gesichter. Wenn wir auf der Strasse erkannt werden, dann gibt das oftmals schöne Begegnungen und das freut uns. Aber wir brauchen den Prominentenstatus nicht, um glücklich zu sein.»
Jetzt wird sie Kulturchefn und sitzt in der Geschäftsleitung
Seit 2017 ist Susanne Wille zurück bei «10 vor 10», wurde zudem Mitglied des SRF-Newsroom-Projektteams. Jetzt hat sie eine neue Herausforderung gefunden. Ab 1. Juni wird sie Kulturchefn bei SRF. Von der Politik in die Kultur, aus dem Scheinwerferlicht als Moderatorin in den Hintergrund zu einem Managementjob. Wieso? «Ich packe diese neue Aufgabe nicht an, weil ich die Moderation nicht mehr wollte. Sondern ich wollte mehr Verantwortung. Dass ich nun bei diesem neuen Job eine direkte Verantwortung habe, ist toll», erklärt Wille, die «aus Überzeugung» bei SRF ist.
Ihre neue Aufgabe als Kulturchefn und Geschäftsleitungsmitglied bei SRF ist komplex und facettenreich. Unter anderem leitet Susanne Wille 300 Mitarbeitende, trägt die publizistische Verantwortung und muss die digitale Transformation vorantreiben. «Es ist anspruchsvoll, aber ich freue mich sehr», meint sie.
Weil sie nicht mehr im Fernsehen zu sehen sein wird, sondern im Hintergrund operiert, wird sich möglicherweise auch das Interesse an ihrem Privatleben etwas mindern. Dass sie nicht mehr im Rampenlicht steht, stört sie überhaupt nicht. «Ich habe in meiner Karriere schon sehr viel Schönes machen dürfen. Ich kann mich problemlos aus dem Scheinwerferlicht zurückziehen, aber der Journalismus liegt mir weiterhin am Herzen.»
Und sobald sie nicht mehr jede Woche zur besten Sendezeit bei «10 vor 10» erstrahlt, wird auch dem hinterletzten TV-Zuschauer klar: Der eigentliche Wohnort von Susanne Wille spielt keine grosse Rolle, denn sie ist in den guten Stuben von Herr und Frau Schweizer zu Hause.



