«Masken nähen können alle»
24.04.2020 Region UnterfreiamtUrsprünglich war es die Idee von Helena Zimmermann und ihrem Partner Patrice Gerschwiler. Zimmermann machte sich Sorgen um ihren Sohn, der in Zeiten von Corona noch «draussen» arbeiten muss. Kurzerhand fragte sie ihre Freundin und Schneiderin Renata Meier aus Sarmenstorf, ob sie ...
Ursprünglich war es die Idee von Helena Zimmermann und ihrem Partner Patrice Gerschwiler. Zimmermann machte sich Sorgen um ihren Sohn, der in Zeiten von Corona noch «draussen» arbeiten muss. Kurzerhand fragte sie ihre Freundin und Schneiderin Renata Meier aus Sarmenstorf, ob sie ihr nicht eine Stoffmaske nähen könnte. Damit war eine Idee geboren, die sie jetzt erfolgreich macht. --chg
Masken für alle
Renata Meier produziert Schutzmasken, die nicht nur nützlich, sondern sicher sind
Helena Zimmermann und ihr Partner Patrice Gerschwiler fragten Renata Meier, ob sie ihnen eine Schutzmaske nähen würde. Damit war die Idee für einen Onlineshop geboren.
Chantal Gisler
Das Atelier ist Renata Meiers «Hobbyraum». Hier kann sie nähen, so viel sie will. Und was sie will. «Ich bin eigentlich auf Vorhänge spezialisiert», erklärt die Sarmenstorferin. Aber seit Anfang Monat näht sie auch Masken, die vor Corona schützen sollen. Die Idee dazu hatten Helena Zimmermann und ihr Partner Patrice Gerschwiler.
«Mein Sohn muss in dieser Zeit raus, um zu arbeiten», erklärt Zimmermann. Die Tägligerin machte sich Sorgen um ihn und um ihre Mitmenschen. «Ich bin schon lange mit Renata befreundet und fragte sie, ob sie nicht eine genähte Maske hätte.» Das war im März. Meier tüftelte und begann, die Masken in verschiedenen Mustern und Formen zu nähen. Seit Anfang April werden die Masken online verkauft. «Es sind vor allem ältere Menschen, die sich den Gefahren des Virus bewusst sind», so Zimmermann. Mittlerweile hat auch eine Drogerie die Masken im Angebot. «Die Leute sind begeistert.»
Zwei Arten von Masken
Auf der Website kann man zwischen 38 verschiedenen Maskenfarben auswählen. Es gibt sie in zwei Formen: Die herkömmlichen kleineren Stoffmasken und die «Premiumversion». Sie ist so gestaltet, dass sie sich der Gesichtsform anpasst und bis zum Kinn angezogen werden kann. Die Masken bestehen aus Baumwolle und können bei heissen Temperaturen gewaschen und gebügelt werden, damit sie mehrmals verwendet werden können. Zu jeder Maske gibt es einen Beipackzettel, der die Handhabung genau erklärt.
Für Renata Meier bedeuten die Premium-Masken etwas mehr Aufwand. Vor ihr liegt ein beigefarbener Stoff mit weissen Punkten. Den Stoff hat sie ausgeschnitten und bereitgelegt. Die Premium-Maske hat innen und aussen Stoff. In der Mitte befindet sich ein Filterstoff. Beide Masken haben links und rechts einen Gummistreifen, den man über die Ohren ziehen kann. Die normalen Masken haben zusätzlich einen Bügel oben, den man über die Nase falten kann.
Wiederverwendbar
Bei der normalen Maske muss zuerst der Filter an den Stoff genäht werden. Dazu benutzt Renata Meier eine industrielle Nähmaschine. «Damit geht es schneller und ich bin geübter», erklärt sie. Der Filter, das sogenannte Vlies, ist grösser geschnitten, damit er auch überall aufliegt. Anschliessend werden die Falten eingebügelt.
Wichtig: «Sechs bis sieben Zentimeter müssen auf dem Gesicht sein.» Anschliessend vernäht Renata Meier die Enden. Vorsichtig, damit die Maske auch hübsch aussieht. Mit einem weissen Stoff fasst sie die Enden ein. Sie lässt dabei einen kleinen Tunnel frei, wo später der Gummi hineinkommt.
Ähnlich geht sie bei der Premium-Maske vor. Auch hier werden zuerst Innen- und Aussenstoff zusammengenäht. Dann kommt das Vlies. Die Enden werden vernäht und mit einem weissen Stoff eingefasst. Ein Tunnel für die Gummibänder wird offen gelassen und fertig ist die Premium-Maske. «Die Masken müssen schön und praktisch sein», weiss Meier. Ansonsten will sie keiner tragen. Lange musste sie nach einem geeigneten Gummiband suchen. Ist es zu dick, zieht es an den Ohren. Zu dünnes hält nicht immer und schneidet in die Haut.
Lokale Schneider unterstützen
Mittlerweile konnten über 100 Masken verkauft werden. «Für mich ist das ein Zeitvertreib, weil sonst ja nicht mehr viel geht», sagt Renata Meier. Helena Zimmermann stimmt ihr zu: «Wir wollen mit der Idee nicht reich werden, es geht uns um den Schutz der Gesellschaft.» In asiatischen Ländern ist es normal, dass kranke Menschen mit Masken herumlaufen, um andere nicht anzustecken. Ausserdem: «Aktuell wird darüber gesprochen, dass die Masken aus dem Ausland importiert werden sollen. Dabei haben wir so viele Schneiderinnen wie Renata, die die Masken ganz einfach selbst herstellen könnten», so Zimmermann. «So würden die Näherinnen und Näher und die Schweizer Wirtschaft gestärkt.» Mit ihrer Idee wollen sie auch andere dazu anregen, Masken zu schneidern. Zimmermann ist überzeugt: «Jeder, der eine Nähmaschine besitzt und Geduld hat, kann sich selbst eine Maske schneidern.»


