Rohner hilft, wo er kann
28.04.2020 WohlenDie «United school of sports» in der Coronakrise
Der Wohler Tobias Rohner ist Direktor der «United school of sports». Diese muss während der Coronakrise zahlreiche Herausforderungen meistern.
Zahlreiche Schweizer Sportgrössen ...
Die «United school of sports» in der Coronakrise
Der Wohler Tobias Rohner ist Direktor der «United school of sports». Diese muss während der Coronakrise zahlreiche Herausforderungen meistern.
Zahlreiche Schweizer Sportgrössen wurden an der «United school of sports» ausgebildet. Die aktuelle Generation der Spitzensportler kämpft Corona-bedingt aber mit einer fehlenden Tagesstruktur. «Distance Learning» in der Schule, erschwerte Trainingsbedingungen, weniger Arbeit in den Lehrbetrieben, Unklarheit bezüglich der Abschlussprüfungen. Der Wohler Schulleiter Tobias Rohner und sein Team unterstützen die Talente während dieser Zeit. --jl
Zum Wohle der Sportler
«United school of sports»: Die Sportschule des Wohlers Tobias Rohner unterstützt die Athleten während der Coronakrise
Tobias Rohner ist Mitbegründer der Sportschule «United school of sports». Über 300 Lernende besuchen sie an den drei Standorten in Zürich, St. Gallen und Winterthur. Während der Coronakrise steht die Schule vor grossen Herausforderungen.
Josip Lasic
Besucht man die Homepage der «United school of sports», liest man in grossen Buchstaben: «Der Unterricht an unserer Schule wird bis zu den Frühlingsferien vollständig durch Formen des ‹Distance Learning› (Fernunterricht) ersetzt. Die Schule in Zürich ist ab sofort nur noch vormittags von 9.00 bis 12.00 Uhr geöffnet.»
Die Coronamassnahmen gelten auch für die Sportschule des Wohlers Tobias Rohner. Die Gänge, an denen Bilder prominenter Absolventen hängen wie der Fussballnationalspieler Haris Seferovic und Nico Elvedi, der Eishockeynationalspieler Phil Baltisberger und Sven Andrighetto oder von Elena Quirici, künftiger Olympionikin im Karate, diese Gänge sind momentan leer. Dabei steht die Schule vor einer besonderen Herausforderung. Die Athleten absolvieren an der «United school of sports» eine kaufmännische Berufsausbildung. Im 1. und 2. Schuljahr wird ihnen der Grossteil des Lernstoffs vermittelt. Im 3. und 4. Jahr kommt eine berufspraktische Ausbildung dazu. Ansonsten fokussieren sich die Spitzensportler auf ihr Training und ihre Wettkämpfe. Die Schliessung der Schule und der meisten Trainingsanlagen und Betriebe, die wegen Corona verkürzte Arbeitszeiten haben, führt dazu, dass den Athleten die gesamte Tagesstruktur weggenommen wurde. Tobias Rohner und sein Team versuchen die Sportler zu unterstützen.
Arbeitsumfang ist gleich geblieben
«Die Lehrpersonen stehen den Lernenden während den normalen Unterrichtszeiten zur Verfügung», erklärt Rohner. Das «Distance Learning» reduziert den Arbeitsumfang der Schüler nicht. Der Direktor der «United school of sports» erklärt, wie der Fernunterricht an seiner Schule funktioniert: «Wir arbeiten mit ‹moodle› als Lernplattform und verwenden ‹Teams› als Kommunikationstool für Onlineunterricht», erzählt er. «Alle Wochenziele werden in allen Fächern jeweils bis spätestens am Montagmorgen auf ‹moodle› aufgeschaltet. In jedem Fach gibt es mindestens einmal wöchentlich einen Pflichtinput. Der gesamte Arbeitsumfang pro Woche beträgt wie im normalen Betrieb rund 22 bis 24 Stunden.»
Yannick Sägesser, Leichtathlet aus Jonen, gibt diesbezüglich ein sehr positives Feedback. «Der Unterricht mit ‹moodle› funktioniert sehr gut. Ich habe von Kollegen an anderen Schulen viel Negatives gehört, aber an der ‹United› klappt es ohne Probleme», sagt Sägesser. «Die Lehrer stehen uns ausserdem zur Verfügung und sind durchgehend erreichbar.»
Schule unterstützt die Vereine
Den schulischen Teil konnten Rohner und sein Team gut organisieren und strukturieren. Die Trainings liegen primär in der Verantwortung der Vereine und der Sportler selbst. Die Lernenden im 3. und 4. Schuljahr absolvieren ausserdem zusätzlich eine berufspraktische Ausbildung. Dort liegt die Verantwortung bei den Lehrbetrieben. «Wir stehen allerdings in Kontakt mit den Lernenden», berichtet der Wohler Rohner.
Die Schüler sind jedenfalls zufrieden mit der Betreuung. Jarl Frizlen, Kajakfahrer aus Bremgarten, arbeitet bei einer Beratungsfirma in Zürich. Corona-bedingt gibt es für ihn im Lehrbetrieb weniger zu tun. «Diese Zeit stellt mir der Betrieb zum Trainieren zur Verfügung und ich nutze sie dementsprechend.» Sägesser erhält von seinem Verein, dem LC Zürich, jede Woche einen Trainingsplan. Die Pläne sind individuell auf die Athleten abgestimmt. Der Joner Sägesser trainiert selbstständig auf einer Leichtathletikbahn, die nicht geschlossen ist. «Es ist viel Selbstdisziplin gefragt», sagt der Sportler.
Im Fall von Frizlen und Sägesser funktioniert die Betreuung durch Betrieb, Verein und die Selbstdisziplin der Sportler sehr gut. Falls nicht, ist der Direktor der Schule mit seinem Team und einem Plan B zur Stelle. «Wir haben jedoch allen Trainern angeboten, individuelle Trainingspläne für die Talente zu erstellen. Dieses Angebot nutzen rund 40 Talente», so Rohner.
Die Leitung der «United school of sports» hat neben den beiden Freiämter Talenten auch von weiteren Sportlern positive Feedbacks erhalten. «Die meisten arrangieren sich mit der Situation. Am Anfang geniesst man, dass man plötzlich frei über seinen Tagesablauf entscheiden kann. Relativ schnell wollten aber die meisten wieder eine Struktur», sagt Rohner. Yannick Sägesser kann das bestätigen. «Mein Tagesablauf hat sich ein wenig verändert. Ich stehe eine Stunde später auf und gehe eine Stunde später ins Bett. Es hat sich alles ein wenig verschoben, aber die Struktur ist so weit geblieben.»
Einige Fragezeichen bleiben
Die Schule und die Lernenden machen das Beste aus der Situation. Es bleiben dennoch Fragezeichen. «Bis zum 8. Juni und einer möglichen Rückkehr zum normalen Schulbetrieb sind noch sechs lange Wochen», so Rohner. «Klar ist, dass wir in dieser Zeit online Noten erarbeiten. Noch unklar ist, ob es in diesem Semester ein Zeugnis gibt und ob die Lehrabschlussprüfungen zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden oder ausfallen.» Auch Jarl Frizlen weiss beispielsweise nicht, ob er eine Lehrabschlussprüfung ablegt. Das verunsichert den Kajakfahrer. Rohner: «Wir arbeiten mit verschiedenen Szenarien und versuchen entsprechende Lösungen bereitzustellen. Grundsätzlich gilt: Wir halten den Schulbetrieb am Laufen, als hätten wir Unterricht in der Schule.»
Eine Sorge des Wohlers ist, dass einige Lernende in der Coronazeit nicht viel für die Schule machen. «Es wird unser Job sein, diese wieder an das geforderte Niveau heranzuführen.» Ansonsten ist Rohner zufrieden damit, wie sich sein Team und die Athleten während der Krise schlagen. Für die Talente betont er: «Die Schulleitung ist jederzeit verfügbar.»