«Viele Zeichen der Solidarität»
03.04.2020 WohlenWohn- und Pflegezentrum Bifang in der Coronakrise: Interview mit Geschäftsleiter Marcel Lanz
Über 110 Bewohnerinnen und Bewohner leben im Bifang. Gegen 100 Mitarbeitende sind für Hotellerie, medizinische und pflegerische Versorgung verantwortlich. All diese ...
Wohn- und Pflegezentrum Bifang in der Coronakrise: Interview mit Geschäftsleiter Marcel Lanz
Über 110 Bewohnerinnen und Bewohner leben im Bifang. Gegen 100 Mitarbeitende sind für Hotellerie, medizinische und pflegerische Versorgung verantwortlich. All diese Menschen möchten auch während der Coronakrise in Sicherheit leben. «Wir geben unser Bestes», sagt Geschäftsleiter Marcel Lanz.
Daniel Marti
Können Sie beschreiben, wie die Massnahmen des Bundes bei Ihnen umgesetzt werden?
Marcel Lanz: Schritt für Schritt setzen wir die Vorgaben des Bundesamtes für Gesundheit, des Departements Gesundheit und Soziales des Kantons Aargau und der aargauischen Spitäler, Kliniken und Pfl geinstitutionen im Bifang um. Wir befolgen dieselben Richtlinien, wie sie die Bevölkerung auch umsetzen soll, und reagieren mit professioneller Flexibilität und Kreativität innerhalb des institutionellen Rahmens. Insbesondere das Verstehen und Einhalten von «social distancing» gestaltet sich bei Menschen hohen Alters mit teils demenziellen Entwicklungen als eine sensible Herausforderung für die Mitarbeitenden.
Alle Ihre Bewohnerinnen und Bewohner zählen zur Risikogruppe. Wie können Sie deren Schutz garantieren?
Alle Personen am Hauptein- oder ausgang werden nach klaren Kriterien befragt und falls notwendig entsprechend aufgeklärt und instruiert, um den erforderlichen Verhaltensvorgaben nachzukommen. Die regelmässigen «Pandemiesitzungen» mit den Kaderpersonen tragen zur fortlaufenden Aktualisierung der Massnahmen in allen Bereichen des Bifang bei. Zudem verfügen wir aufgrund unseres Lagers über genügend Schutzmaterial. Garantien können wir keine abgeben – tagtäglich unser Bestes geben schon.
Weil praktisch alle Menschen im Bifang zur Risikogruppe gehören, kann dies auf die Stimmung schlagen. Wie ist momentan die Stimmung im Haus?
Natürlich sind wir alle in einer veränderten Stimmungslage, sowohl die älteren Menschen als auch die Mitarbeitenden. Einerseits sind Gefühle wie Angst und Verunsicherung spürbar und die unausweichliche Endlichkeit ist unausgesprochen noch präsenter. Andererseits tragen die Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls bei, dass wir bewusster und achtsamer mit unseren Ressourcen umgehen und einander mit noch höherer Sorgfalt und gegenseitiger Anerkennung begegnen. Diese Stimmung ist quer durch alle Generationen spürbar.
Die Menschen sind auf soziale Kontakte angewiesen, die jetzt schwer aufrechterhalten werden können. Kann Ihr Haus da Unterstützung leisten?
Die wichtigsten Kontakte sind in aller Regel die Angehörigen. Im Bewusstsein der Bedürfnisse nach Kommunikation innerhalb der familiären Bande haben wir rasch reagiert und mit Unterstützung des technischen Dienstes Skype, Facetime und Watsapp-Video-Telefonie bereitgestellt. Zudem erfahren wir im Bifang Abwechslung durch Solidarität in Form von musikalischen Beiträgen, Geschenken, Briefen, Telefonaten und Unterstützung durch freiwillige Mitarbeitende. Besonders wertvoll ist weiterhin der persönliche Austausch zwischen Mitarbeitenden und Bewohnern, die einander ernst nehmen.
Was vermissen Sie, die Belegschaft und die Bewohner momentan am meisten?
Am meisten vermisst wird das Gefühl nach Sicherheit und Orientierung. Die Pandemiekrise zwingt uns alle in der Unsicherheit des Augenblicks, immer wieder den Sonnenstrahl zu suchen und die schönen Momente trotz allem wahrzunehmen.
Woher erfahren Sie am meisten interne und externe Unterstützung?
Wir erfahren viele Zeichen der Solidarität, oft im Kleinen, Unausgesprochenen bei Begegnungen oder Kontakten: Eine telefonische Nachfrage vom Vorstand, ein aufmunterndes Mail von der Kirchgemeinde, ein Brief von Angehörigen oder eine Zuwendung aus dem Dorf für ein Dessert für unsere Bewohnenden sind nur ein paar Beispiele. Eine gegenseitige Unterstützung generiert sich auch gut spürbar aus einer positiven Einstellung der Mitarbeitenden im Bifang selbst, die alle ihr Bestes geben für die uns anvertrauten älteren Menschen. Die Unterstützung vom BAG und den Verbänden schätzen wir sehr. Dahinter sind viele Menschen, die im Hintergrund arbeiten, um uns möglichst rasch griffi e Umsetzungsvorgaben zu liefern.
Wegen den Massnahmen im Zusammenhang mit der Coronakrise wurde das Interview schriftlich geführt. Das Bild wurde der Redaktion von der Leitung des Bifang zur Verfügung gestellt.