Brings! weiterhin offen
27.03.2020 WohlenIn vielen Gemeinden sind die Sammelstellen zu. Die Wohler Firma Römer hält ihre aber weiter offen. Damit dies möglich ist, waren bauliche Massnahmen nötig. Und müssen Vorschriften beachtet werden.
Offen ja, aber…
Brings, die ...
In vielen Gemeinden sind die Sammelstellen zu. Die Wohler Firma Römer hält ihre aber weiter offen. Damit dies möglich ist, waren bauliche Massnahmen nötig. Und müssen Vorschriften beachtet werden.
Offen ja, aber…
Brings, die Abfallsammelstelle der Region, musste den Betrieb anpassen
Während viele Sammelstellen in den Gemeinden geschlossen werden, sind bei der Römer AG die Tore noch immer offen. Das ist keine Selbstverständlichkeit – bis Ende letzter Woche musste man ebenfalls mit einer Schliessung rechnen. Und die Gefahr ist noch nicht gebannt.
Chregi Hansen
Dienstagnachmittag. Wo sonst reger Betrieb herrscht, sind nur einzelne Personen am Entsorgen ihres Abfalls. Die einen bringen das Papier vorbei, viele ihre PET-Flaschen und das Alt-Glas. Container werden nur wenige gefüllt. «Es hat schon etwas weniger Leute als früher», sagt Geschäftsleiter Thomas Römer. Und darüber ist er sogar froh. Zu viele Menschen auf zu wenig Raum, das ist in den Zeiten von Corona ein Spiel mit dem Feuer.
Abstand halten, das gilt neuerdings eben auch bei der Sammelstelle Brings!. Darum steht Christian Koller, die gute Seele des Betriebs, seit dieser Woche hinter einer Glasscheibe. Die Kunden stellen die Container und Wagen vor dem Eingang ab, er schiebt sie auf die Waage, stellt sich wieder hinter die Scheibe, scannt die Kundenkarte. «Können Sie die umdrehen», bittet er den jüngeren Mann vor sich – selber nimmt er die Karte nicht mehr in die Hand. Ständig auf Abstand gehen, das fällt ihm noch etwas schwer – hat er doch bisher gerne den Kunden beim Entsorgen geholfen. «Wir müssen uns alle umstellen», sagt er. «Aber die Leute haben sich schnell daran gewöhnt.»
Innert einer Woche dreimal andere Weisungen erhalten
Dass die Sammelstelle an diesem Tag noch offen ist, das ist keine Selbstverständlichkeit. Bis letzten Freitag haben Thomas Römer und sein Team gezittert. «Wenn man nur die Botschaft des Bundesrates liest, dann müssten wir schliessen», gibt der Geschäftsleiter zu. Eine Entsorgungsstelle gehöre nicht zu den Betrieben, die als Ausnahmen zur Schliessung aufgeführt sind wie etwa Lebensmittelläden. Und auf einer Entsorgungsstelle kommen eben viele verschiedene Menschen zusammen. Etwas, was der Bund unbedingt vermeiden will. «Im Laufe der letzten Woche bekamen wir fast täglich neue Weisungen», berichtet Römer. Auch im Verband liefen die Drähte heiss. Am letzten Freitag dann die klare Botschaft: Entsorgungsstellen dürfen weiter geöffnet bleiben, wenn sie gewisse Vorgaben bezüglich Hygiene einhalten.
Distanz vergrössern
Um diese Vorgaben zu erfüllen, hat das Römer-Team fast das ganze Wochenende durchgearbeitet und verschiedene Anpassungen vorgenommen. «Wir müssen die Anzahl Personen auf dem Gelände beschränken und dafür sorgen, dass sie sich nicht zu nahe kommen», erklärt Römer. Darum steht nur noch jeder zweite Parkplatz zur Verfügung und wurden die Container so angeordnet, dass sie mehr Distanz zueinander haben. Der Eingang in die Werkhalle wurde baulich unterteilt – der Zugang zu den PET-, Alu- und Blechsammelstellen ist immer noch frei zugänglich, wer aber Restmüll abliefert, muss diesen am zweiten Eingang abgeben und draussen bleiben. Zudem findet bei grösserem Andrang eine Dosierung schon vor dem Gelände statt und werden die Kunden auf die Vorschriften aufmerksam gemacht.
Ein grosses Anliegen ist es Thomas Römer, dass Personen aus den Risikogruppen die Sammelstelle nicht mehr benutzen. «Wir sprechen sie auch direkt darauf an. Leider ist das Verständnis nicht immer vorhanden.» Er würde es bedauern, wenn er wegen dieser Uneinsichtigkeit den Betrieb schliessen müsste. «Wer zur Risikogruppe gehört, sollte um Hilfe bitten beim Entsorgen. Oder ausnahmsweise aufs Trennen verzichten und alles in den Müll schmeissen», sagt er. Man sei zwar bemüht, die Sammelstelle möglichst rein zu halten – so werden die Griffe der Container und Wagen nach jedem Gebrauch desinfiziert –, aber wo entsorgt wird, gibt es auch Dreck und Gefahrenherde. «Für viele Menschen gehört es zu ihrem Alltag, einmal pro Woche ihren Abfall zu entsorgen. Wenn wir schliessen, haben viele ein Problem», ist der Geschäftsleiter überzeugt.
Dies umso mehr, als in den kommenden Wochen für viele ein Umzug ansteht. Dann rechnet Römer wieder mit einer Zunahme der Kunden. Anderseits sei spürbar, dass viele Firmen derzeit auf Minimum laufen – oder sogar ganz zu machen. «Das Gewerbe liefert deutlich weniger Waren an», berichtet der Inhaber.
Der Weitertransport ist massiv erschwert
Aber auch er selber ist mit Problemen konfrontiert. Viele der gesammelten Abfallarten kann er derzeit nicht oder nur schlecht abführen. «Viele unserer Abnehmer wie etwa Italien machen dicht. Auch nach China oder Übersee können wir nicht mehr exportieren.» Dadurch füllen sich die Lager der Römer AG. «Zum Glück haben wir grosse Flächen zur Verfügung. Aber wenn wir das Material nicht abführen können, müssen wir spätestens in drei Wochen dicht machen», fügt er an.
Die momentane Situation habe eben ungeahnte Auswirkungen. Jahrelang gab es zu viel Altpapier und Karton, sank der Preis ins Bodenlose. Weil aber jetzt alle Gemeinden ihre Papiersammlungen absagen, haben die Schweizer Papierfabriken ein Problem. «Auf dem Recycling-Markt ist gerade viel in Bewegung», sagt Römer. Die Situation ändere sich fast täglich, die Firma ist extrem gefordert. Sein Ziel sei es darum, so lange wie möglich offen zu halten. Aber er müsse auch auf die Gesundheit seiner Mitarbeiter achten. Darum sei es von grosser Wichtigkeit, dass die Kunden die Vorschriften einhalten. Und schon droht neues Ungemach. Falls der komplette Lockdown kommt und auch die Industriebetriebe, Bauunternehmen und Handwerker in der Region schliessen müssen, dann fehlen der Römer AG die grossen Kunden. Ob dann der Betrieb der regionalen Sammelstelle aufrechterhalten wird, kann Thomas Römer nicht sagen.
Arbeit geht nicht aus
«Wichtig ist vor allem die Botschaft, dass wir noch immer offen haben. Aber das nur, wenn alles so läuft wie verlangt», meint er zum Schluss, bevor er sich wieder auf den langen Weg zurück ins Büro macht. Wo bereits wieder eine Sitzung ansteht. Auf der Sammelstelle selber hat der Betrieb inzwischen zugenommen. «Einige nutzen die freie Zeit, um zu Hause zu räumen», erklärt Koller. Ihm geht die Arbeit also vorerst nicht aus. Nur ans Leben hinter der Glasscheibe muss er sich erst noch gewöhnen.