Schweizer Jugendfilmtage: Dok-Film der Wohler Kantischülerin Daniela Wildi aus Zufikon holt den 1. Preis
Not macht erfinderisch: Aufgrund des Coronavirus fanden die 44. Schweizer Jugendfilmtage online statt. Daniela Wildi ist froh, denn ihr Dokumentarfilm, der ...
Schweizer Jugendfilmtage: Dok-Film der Wohler Kantischülerin Daniela Wildi aus Zufikon holt den 1. Preis
Not macht erfinderisch: Aufgrund des Coronavirus fanden die 44. Schweizer Jugendfilmtage online statt. Daniela Wildi ist froh, denn ihr Dokumentarfilm, der Verdingkindern eine Stimme gibt, wurde ausgezeichnet.
Stefan Sprenger
Daniela Wildi erlebt wie alle momentan besondere und ungewisse Zeiten. Ihre grosse Reise nach Asien, die im Juni hätte starten sollen, kann sie sich abschminken. Und die Abschlussprüfungen an der Kanti Wohlen, auf die sie sich gerade vorbereitet, finden angesichts der Umstände unter erschwerten Bedingungen statt. Dafür erlebte die 19-Jährige am vergangenen Sonntag eine positive Überraschung.
Ihr Dokumentarfilm «J’étais un enfant qu’on ne voyait pas», der die Geschichte von vier Verdingkindern erzählt, gewinnt an den Schweizer Jugendfilmtagen in der Kategorie C den 1. Preis. Der bewegende Film, den sie als Maturarbeit erstellte, stiess schon davor auf grosses Interesse.
Eine Auszeichnung auch für die Betroffenen
Und die junge Freiämterin freut die Auszeichnung riesig: «Ich bin unglaublich dankbar, dass meine Arbeit so anerkannt wird. Es ist nicht nur ein Lob für mich, sondern viel mehr für die vier Menschen, die mir ihre Geschichte anvertraut haben.» Sie habe den Film ja nur organisiert und produziert. Die Auszeichnung gehe eigentlich an die Betroffenen, die einen Einblick in dieses dunkle Kapitel der Schweizer Geschichte gewährten.
Sie führte Regie und war Produzentin. Die weltoffene Zufikerin, die fliessend fünf Sprachen spricht, erzählt, was sie mit den 1000 Franken Preisgeld macht: «Ich werde damit das Defizit des Films begleichen, das ich aus der eigenen Tasche bezahlt habe. Und dann werde ich weiter versuchen, den Film zu streuen. Er soll noch an weiteren Filmfestivals gezeigt werden.» Sollte dies denn möglich sein aufgrund der ausserordentlichen Verhältnisse momentan.
«Voller Erfolg» für die Organisatoren
Wildi dankt auch den Organisiatoren der Schweizer Jugendfilmtage. Aufgrund der aktuellen Lage fand das Festival dieses Jahr nicht wie gewohnt im Kino Xenix in Zürich statt, sondern als kostenloser Online-Streaming-Event.
In Anschluss an die einzelnen Wettbewerbsblöcke folgten jeweils Live-Filmdiskussionen auf dem Instagram-Konto der Schweizer Jugendfilmtage. Danach diskutierten Festivalleiter und Programmverantwortliche auf Instagram das Gesehene. Dabei war auch das Publikum involviert und konnte Fragen stellen und Antworten geben. «Ein Riesendank an die Organisatoren, die so spontan und stark reagierten», meint Wildi.
Ivana Kvesic und Katja Morand, Festivalleiterinnen der Schweizer Jugendfilmtage, sagten zu den besonderen Umständen: «In nur fünf Tagen haben wir mit einem grossartigen Kernteam das Online-Festival auf die Beine gestellt. Und es hat sich gelohnt: Wir konnten digital über 7000 Einzelviews verzeichnen. Wenn man dann bedenkt, dass meistens mehr als eine Person pro Bildschirm mitschaut, ist das ein voller Erfolg für die Jugendfilmtage.»
Die Zufikerin Daniela Wildi ist seit zwei Wochen zu Hause, geht kaum aus dem Haus und macht viel Sport in ihren eigenen vier Wänden. Die Nachricht über den 1. Preis hat sie am Sonntagabend riesig gefreut. «Das bedeutet mir sehr viel, besonders in diesen Zeiten.»