Von Menschen und der Zeit
14.02.2020 BremgartenAbschiedsgottesdienst des reformierten Pfarrers Hans Emanuel Jakob am Sonntag
Hans Emanuel Jakob wird pensioniert. Obwohl seine Arbeit als Gemeindepfarrer nun damit endet, wird der 65-Jährige durch freiwillige Mitarbeit im Ressort «Weltweite Kirche» der ...
Abschiedsgottesdienst des reformierten Pfarrers Hans Emanuel Jakob am Sonntag
Hans Emanuel Jakob wird pensioniert. Obwohl seine Arbeit als Gemeindepfarrer nun damit endet, wird der 65-Jährige durch freiwillige Mitarbeit im Ressort «Weltweite Kirche» der reformierten Kirchgemeinde Bremgarten-Mutschellen weiterhin verbunden bleiben.
André Widmer
«Ich wollte mit Menschen zu tun haben. Zeit für die Menschen haben. Und ich war schon immer fasziniert von der Bibel, fand es spannend, Theologie studieren zu können», sagt Hans Emanuel Jakob. Es waren exakt diese Antriebsfedern, die den gelernten Vermessungszeichner und nach seiner Ausbildung zum Krankenpfleger vor 36 Jahren zum Theologiestudium und damit seiner wahren Berufung geführt haben. Zwar hatte er auch in der Krankenpflege mit Menschen zu tun – aber stets war dort die Zeit knapp, um neben der körperlichen Arbeit mit den Menschen auch noch genügend Zeit für deren persönliche Anliegen aufbringen zu können. Dann also der Schritt zur beruflichen Veränderung, hin zum Pfarrer. «Ich habe versucht, mir auf das Banner zu schreiben: Ich habe Zeit für Sie.» Denn die Zeit sei etwas sehr Kostbares, was wir geben können.
Hans Emanuel Jakob wuchs in Bremgarten auf, zog mit den Eltern in jungen Jahren nach Zufikon. Nach dem Studium in Bern war Hans Emanuel Jakob lange Zeit in Zürich Altstetten tätig und wohnhaft, bevor er ins Reusstal wechselte, wieder in die Heimat zog. «Nach 18 Jahren sollte man sich vielleicht mal bewegen», begründet er den vor acht Jahren erfolgte Wechsel in die Kirchgemeinde, wo er auch getauft wurde.
Rückkehr fiel ihm leicht
Der seit 2011 mit seiner Ehefrau in Zufikon wohnhafte Pfarrer Hans Emanuel Jakob war zuletzt innerhalb der reformierten Kirchgemeinde Bremgarten-Mutschellen zuständig für die Gemeinden Fischbach-Göslikon, Niederwil-Nesselnbach und Zufikon. Die Rückkehr in die Region ist ihm leicht gefallen – und leicht gemacht worden. Es gab nach der Rückkehr Begegnungen mit vielen Meschen, die er schon als Kind kannte. «Die Frau hat mich auf den Arm genommen, war wortwörtlich zu nehmen», schildert er. Und dann war da auch die offene Mentalität in der Region, was mit der Nähe des Reusstals zur Stadt Zürich zu tun haben könne. Angetroffen hat hier Jakob auch eine wohlwollende Kirchenbehörde und eine «sehr positive, offene Stimmung» in der Kirchgemeinde. Es habe gar mit dem Forum Mutschellen eine Aufbruchsstimmung mit der Organisation von Vorträgen und Erwachsenenbildung geherrscht, die jetzt aber leider etwas verloren gegangen sei. «Dem trauern einige Leute noch nach.» Das kann auch mit dem gesellschaftlichen Wandel zu tun haben. «Die Stellung der Kirche in der Gesellschaft hat sich verändert. Es fokussiert sich nicht mehr alles so sehr auf die Gemeinde», erklärt er. Der Blick in die Welt hinaus habe sich geöffnet.
Und auch wenn die Kernaufgabe der Kirche nach wie vor die Verkündigung sei, sie karitativ tätig handle und eine «Stimme» in der Gesellschaft habe, so trügen diese Funktionen nicht mehr durch alle Böden hindurch, so Hans Emanuel Jakob. Heute sei die Frage: «Kirche wohin – wie erreichen wir die Jüngeren?» Noch immer suchten viele Leute nach einer Heimat, einem Wir-Gefühl. Ältere Mitmenschen fänden dies vielleicht noch in der Predigt oder vertrauten Liedern. «Die Kirche vermittelt immer noch das ‹Wir-Gefühl›. Doch bei jüngeren Menschen sind Verbindlichkeit und ‹Dranbleiben› in einer schnelllebigen Zeit nicht so im Trend.»
Ein positives Miteinander
Was Pfarrer Jakob beeindruckt hat in den letzten Jahren, ist auch die interkonfessionelle Kooperation in Bremgarten. Vor Jahrzehnten seien die Reformierten in der Region noch in einer Art «Diasporasituation» gewesen, jetzt hat sich bekanntlich die Bevölkerung und deren Zusammensetzung der Religionszugehörigkeit durchmischt.
Und nun arbeiten die Kirchen hier aktiv zusammen. Man trifft sich untereinander freundschaftlich, es gibt ökumenische Gottesdienste und Anlässe in Bremgarten, nicht nur mit den Katholiken, sondern auch mit der freikirchlichen Evangelischen Gemeinde und mit der Neuapostolischen Gemeinde. «Es ist eine grosse Bereitschaft zum Miteinander spürbar. Dies ist für mich ein starkes Zeichen für ein glaubwürdiges Christsein», so Hans Emanuel Jakob.
Eine Fernwanderung als Ziel
Nun, nach vielen Jahren im Dienste der Kirche und vor allem ihrer Menschen, wird Hans Emanuel Jakob also pensioniert. Doch gänzlich verabschieden wird er sich nicht von der reformierten Kirchgemeinde Bremgarten-Mutschellen: Einerseits gehört er noch zur Synode und arbeitet weiter im Ressort «Weltweite Kirche» mit. «Ich fand immer spannend, wie Menschen anderswo leben und glauben.» Bei der Entwicklungszusammenarbeit streicht er insbesondere die Zusammenarbeit heraus. Denn es gehe nicht darum, andern einen Weg aufzuzwingen. «Wir leben miteinander und können voneinander profitieren.»
Hans Emanuel Jakob rechnet damit, dass es ihm auch nach der Pensionierung nicht langweilig wird. Da sind die eben erwähnten Aufgaben, aber auch die Familie und die Enkelkinder. Und: «Eine Fernwanderung wäre noch ein Ziel.» Und dies: «Für längere Zeit», sagt Hans Emanuel Jakob. Da ist es wieder, das kostbare Gut Zeit.
Sonntag, 16. Februar, 10 Uhr: Abschiedsgottesdienst mit Pfarrer Hans Emanuel Jakob in der reformierten Kirche Mutschellen. Musikalische Begleitung.