Von Krieg und Frieden
18.02.2020 BremgartenStadtmusik Bremgarten erarbeitet Friedensmesse mit Oratorienchor Winterthur
Am Samstag, 14. März, in Winterthur und am Samstag und Sonntag, 28./29. März, in Bremgarten führen die beiden Formationen das eindrucksvolle Werk «The Armed Man» von Karl ...
Stadtmusik Bremgarten erarbeitet Friedensmesse mit Oratorienchor Winterthur
Am Samstag, 14. März, in Winterthur und am Samstag und Sonntag, 28./29. März, in Bremgarten führen die beiden Formationen das eindrucksvolle Werk «The Armed Man» von Karl Jenkins auf. Es kommen auch Solisten zum Einsatz.
André Widmer
Zur Zeit des Kosovo-Krieges schuf der walisische Komponist Karl Jenkins sein Werk «The Armed Man – A Mass for Peace». Die Friedensmesse ist den Opfern des Krieges gewidmet, der Ende der 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts den bislang letzten bewaffneten Konflikt auf dem Balkan markierte. Aber Jenkins will umfassender verstanden sein.
Die als Antikriegsstück zu verstehende Komposition ist ein mehrschichtiges und universelles Werk, geschrieben für einen gemischten Chor, Solisten und eine Orchesterbesetzung. Eine Ausgangslage wie geschaffen für eine Zusammenarbeit der Stadtmusik Bremgarten unter der Leitung von Niki Wüthrich und dem Oratorienchor Winterthur mit Beat Fritschi. Die beiden Dirigenten kennen sich schon von früher, besuchte Wüthrich doch einst seinen ersten Dirigier-Kurs bei Fritschi. «Die Initiative ging von der Stadtmusik aus», erklärt Margrit Stutz, die von Seiten der Stadtmusik Bremgarten als Projektleiterin fungiert, «wir suchen als Stadtmusik neben der Tradition auch die Herausforderung». Mit dem Oratorienchor hat man einen Chor mit einem grossem Volumen gefunden. Die Zahlen sind eindrücklich: Die Stadtmusik Bremgarten wird mit über 50 Musikerinnen und Musikern, der Oratorienchor Winterthur mit über 90 Sängerinnen und Sängern auftreten. In der Stadtkirche in Bremgarten müssen aus Platzgründen deshalb extra die ersten beiden Bankreihen abmontiert werden. Auftreten werden auch Solisten: Valentina Russo (Sopran), Elisabeth Mahler (Alt), Igor Marinkovic (Tenor), Ahmed Abdelghafar (Bass) und Irfan Musliji.
Beträchtlicher Aufwand
Der Aufwand ist für die Beteiligten beträchtlich. Deshalb wurde auch eine Projektleitung eingesetzt. Derzeit üben Stadtmusik und Chor noch getrennt, erklärt Margrit Stutz. Der Oratorienchor ist bereits seit Spätherbst am Üben, die Stadtmusik hat im Januar damit begonnen. Das erste gemeinsame Proben findet auf der Musikinsel Rheinau Anfang März statt, gefolgt von General- und Hauptprobe und den Auftritten in Winterthur und Bremgarten. Mit den gemeinsamen Proben soll die Kompaktheit des Vortrages der Grossformationen erreicht werden.
In diesen Zeiten
«Auch persönlich habe ich das Thema der Friedensmesse sehr bestechend gefunden – in der heutigen Zeit mit den vielen kriegerischen Auseinandersetzungen und f lüchtenden Menschen», erklärt Margrit Stutz. Musikalisch sei das symphonische Werk eindringlich, Jenkins Arbeit sei gegensätzlicher Art mit ruhigen neben bedrohlich wirkenden Motiven. «Über dem Ganzen steht das, was bleibt: auf Frieden zu setzen und zu hoffen», so Stutz zu der Botschaft, die die Friedensmesse von Jenkins in schwierigen Zeiten aussenden soll.
«The Armed Man» ist in insgesamt 13 Sätze gegliedert, beginnt mit marschierenden Füssen und den Flötentönen zum französischen Soldatenlied «l’homme armé», gefolgt von der ersten besinnlicheren Etappe mit dem Ruf eines Muezzins – der Imam Irfan Musliji wird als Solist diesen Part übernehmen. Die Friedensmesse nimmt lateinische und griechische Liturgien auf und Psalme. Doch nicht nur: Neben dem bereits erwähnten islamischen Gebetsruf wird mit «Torches» ein Auszug aus dem Mahabharata, einem Epos aus dem alten Indien also mit hinduistischen Wurzeln verarbeitet. Vom japanischen Dichter Toge Sankichi stammt «Angry Flames»; Sankichi hatte den Atombombenabwurf auf Hiroshima überlebt, starb aber 1953 schliesslich an den Folgen. Auch die Werke von Rudyard Kipling, dem Historiker Guy Wilson oder John Dryden kommen vor. Mit «The Armed Man» vertonte Karl Jenkins quasi den Zyklus eines Krieges: der Lobgesang, das Gebet vor der Schlacht, dann die Trompeten zum Angriff, das Klagen der Sterbenden. Und dann die Stille auf dem Schlachtfeld. Es folgt «The Last Post», bekannt von militärischen Begräbnissen. Auch die Selbstvorwürfe von Kriegsüberlebenden werden dargestellt. Am Schluss bleibt dann wohl das bereits erwähnte Fazit von Margrit Stutz: Auf den Frieden zu setzen. Aus der Offenbarung 21,4 ist denn auch die Hoffnung entnommen, dass «Gott alle Tränen wegwischt». Und das Frieden allemal besser ist als Krieg.
Der Vorverkauf bei Bijouterie Saner Bremgarten und www.stadtmusik-bremgarten.ch ist angelaufen.