Mehr als eine Predigt
18.02.2020 Region UnterfreiamtErste Ausgabe des modernen Gottesdienstes der reformierten Kirche Villmergen
Am Sonntag fand in der reformierten Kirche Villmergen zum ersten Mal ein Gottesdienst der neuen Art statt. «Namenlos?!» nimmt Bezug auf künstlerische Elemente wie Theater, Musik und ...
Erste Ausgabe des modernen Gottesdienstes der reformierten Kirche Villmergen
Am Sonntag fand in der reformierten Kirche Villmergen zum ersten Mal ein Gottesdienst der neuen Art statt. «Namenlos?!» nimmt Bezug auf künstlerische Elemente wie Theater, Musik und Gesang, ohne den Grundgedanken eines Gottesdienstes aus den Augen zu verlieren.
«Der Anlass war für mich wie ein Experiment», gesteht Pfarrer Markus Opitz voller Euphorie. Die Rede ist von seinem modernen Gottesdienst, den er nach langer Vorbereitung der Öffentlichkeit am Sonntag präsentiert hat. «Namenlos?!» nannte Opitz das Debüt dieses Projektes. Die mysteriöse Bezeichnung schien viele Leute neugierig zu machen – aus gutem Grund. Zum ersten Mal wurde ein dynamischer Gottesdienst durchgeführt, der von mitreissender Musik und einem humorvollen Theaterspiel begleitet wurde.
Um dieses Vorhaben auf die Beine zu stellen, haben sich 15 Personen zusammengetan und gemeinsam für das Gelingen engagiert. Nebst den kulturellen Aktivitäten für die erwachsenen Besucher konnten sich die Jüngsten im Rahmen eines separaten Kindergottesdienstes vergnügen. Im Anschluss wurden alle Besucher zu einem grosszügigen Mittagessen eingeladen, um die Gemeinschaft zu geniessen und über das Gelernte zu reflektieren.
Ein einzigartiger Name
Wie die Bezeichnung des Gottesdienstes verrät, wurde die Macht von Namen thematisiert. «Wir sind einzigartig», sagt Markus Opitz überzeugt, «und unsere Einzigartigkeit drückt sich unter anderem in unserem Namen aus.» Nicht selten befindet man sich in einer Situation, in der man sich alleine und einsam fühlt, weil man niemanden kennt. Oft spielt man in diesem Moment mit dem Gedanken, dass es einen nicht unbedingt braucht. «Wird man von einem vertrauten Gesicht beim Namen begrüsst, so fühlt man sich plötzlich nicht mehr so unsichtbar», hält Markus Opitz fest.
Zudem stellen Namen zwischenmenschliche Verbindungen her. «Mein Name entscheidet mit, wie mich andere Menschen wahrnehmen. Wenn wir einen Namen hören, lässt uns das nicht kalt», führt Markus Opitz aus, «es entstehen Verbindungen dabei. Namen erfüllen viele Funktionen und definieren uns als Individuum. So wissen andere Menschen, wer wir sind, und wir machen uns dadurch ansprechbar für unsere Umwelt.»
Innovation begrüsst
Das 15-köpfige Organisationsteam wusste zu Beginn gar nicht, wie gross die Nachfrage für einen solchen Gottesdienst sein würde. Umso grösser war die Freude, als sich die reformierte Kirche in Villmergen füllte. «Wir durften gemeinsam einen sehr lebendigen, aber auch sehr aufwendigen Gottesdienst feiern, der von vielen Freiwilligen gestaltet und getragen wurde. Mich hat beeindruckt, dass wir alle Generationen begrüssen durften und wir zeigen konnten, dass Gottesdienst Spass machen darf», erklärt Markus Opitz erfreut.
Auch die Besucher können die Begeisterung der Organisatoren teilen. Die Rückmeldungen der Anwesenden bestätigen, dass der Anlass in der Region begrüsst wird. «Ich finde, dass solch ein Gottesdienst lebensnäher ist. So steht nicht der Pfarrer als einziges Haupt im Vordergrund, sondern es ist ein gemeinsames Projekt entstanden. Alle Beteiligten konnten mit ihren Gaben und Talenten ihren Platz finden und gestalten, was sonst in einem gewöhnlichen Gottesdienst nicht möglich ist. Ich wünsche der reformierten Kirche in Villmergen alles Gute für den neuen Gottesdienst», äussert sich Manuela Koller begeistert. Auch Markus Opitz wurde mit lobenden Worten überrascht: «Eine Besucherin meinte, dass die Lieder direkt in ihr Herz gesprochen haben; eine ältere Dame versprach, dass sie das nächste Mal auf jeden Fall als Mitarbeiterin dabei sein will. Mehrmals kam die Rückmeldung, dass es ‹endlich mal etwas anderes› sei.»
Mit Herzblut dabei
Wer die erfolgreiche Premiere verpasst hat, kann sich auf den Ostersonntag freuen. Am 12. April wird der moderne Gottesdienst in der reformierten Kirche in Wohlen gefeiert, die räumlich etwas mehr Platz bietet als diejenige in Villmergen. «Der moderne Gottesdienst ergänzt das Angebot um ein interaktives, familienorientiertes Event. Wir haben für dieses Jahr vier weitere moderne Gottesdienste geplant und werden unsere Erfahrungen in die weitere Planung einfliessen lassen», schildert Markus Opitz.
In Zukunft kommt auch die Entwicklung einer «leichteren» Version des modernen Gottesdienstes infrage. Zwar wären die Organisatoren mit weniger Aufwand konfrontiert, jedoch würde dieser Anlass die gleichen oder ähnliche Elemente beinhalten. Klar ist, dass die Wertschätzung und der Bedarf für den modernen Gottesdienst vorhanden sind. Aus diesem Grund ist die Zukunftsplanung dieses Events ein bedeutendes Thema in der nächsten Zeit: «Wichtig scheint mir, dass wir mit den Menschen und für die Menschen Angebote entwickeln und gestalten und mit ihnen gemeinsam unterwegs sind.» --mnj