Ein holpriger Weg zum Vorprojekt
28.02.2020 WohlenEinwohnerrat: Die Höhe der Investitionen für das Schulzentrum Halde wird zu reden geben
Das Vorprojekt Schulzentrum Halde wird mehrheitlich positiv bewertet. Die Investitionssumme von 55 Millionen Franken wird jedoch eine Herausforderung darstellen – und zu ...
Einwohnerrat: Die Höhe der Investitionen für das Schulzentrum Halde wird zu reden geben
Das Vorprojekt Schulzentrum Halde wird mehrheitlich positiv bewertet. Die Investitionssumme von 55 Millionen Franken wird jedoch eine Herausforderung darstellen – und zu rückblickenden Vergleichen führen.
Daniel Marti
55,4 Millionen Franken. Diese grosse Summe wird sicherlich an der Einwohnerratssitzung vom Montag in den Fokus rücken. Bei einer Umfrage Mitte Januar bei den Parteipräsidenten wurde diese Zahl von den bürgerlichen Parteien kritisch betrachtet. Die CVP fühlte sich bestätigt, dass die Kostenschraube nach oben dreht. CVP-Präsident Harry Lütolf sicherte trotzdem seine Unterstützung für das Projekt zu. FDP-Präsident Thomas Hoffmann kritisiert eine Verdoppelung der Kosten innert eineinhalb Jahren («Wie konnte sich der Gemeinderat derart verschätzen?»). Trotzdem wolle die FDP keine Umkehr, so Hoffmann damals.
Diese Verdoppelung kritisierte SVP-Präsident Roland Büchi in aller Schärfe. Und die hohe Summe trage kaum zum Vertrauen bei, sagte er noch. Um gleich eine Prophezeiung zu machen. Die hohe Summe sei unverantwortlich und das Halde-Projekt werde deswegen vor dem Volk einen schweren Stand haben. Als Gegenpol ist hier SP-Präsident Cyrille Meier zu nennen. Er warnt davor, Einsparungen vornehmen zu wollen, «die dann mittelfristig zu Mehrkosten führen könnten».
Trotzdem: Sie werden wohl unweigerlich kommen am Montagabend im Einwohnerrat, die Kürzungs- und Einsparungsmöglichkeiten. Ob das auf der Stufe Vorprojekt Sinn macht, ist eine andere Frage.
Standortvergleich: Nicht ganz seriös und trotzdem interessant
Ein Verweis wird mit grösster Wahrscheinlichkeit im Dorfparlament aufgetischt: Die Variante an der Pilatusstrasse hätte man eben weiterverfolgen müssen … Die Idee des Neubaus für die Bezirksschule scheiterte jedoch bereits am Landkauf. Der Preis: 5,24 Millionen. Letztlich war eine klare Mehrheit des Einwohnerrates der Meinung, dass die Gemeinde Wohlen genügend eigenes Land hat für einen allfälligen Neubau oder dass eine Erweiterung und Sanierung des Schulzentrums Halde Sinn macht.
Im ersten Halbjahr 2015 war eine kleinere Polit-Schlacht entbrannt darüber, welches die beste Lösung ist auf dem Weg zu neuem, zeitgemässem Schulraum. Der Gemeinderat setzte nur auf die Variante Pilatus und liess kein gutes Haar an den Varianten Halde und Bleichi. Im April 2015 zauberte der Gemeinderat eine Kostenberechnung hervor. Diese ist aus heutiger Sicht hochinteressant: Der damalige Standortvergleich sah die Variante Pilatus als die günstigste. Die Kosten: 30,8 Millionen Franken, bei dieser Summe war der Landkauf eingerechnet. Bei diesem Vergleich ging es auch darum, die vom Gemeinderat verfolgte Pilatus-Variante günstiger erscheinen zu lassen als die Variante Halde (31,6 Millionen) und die Variante Bleichi (31,5 Millionen).
Der damalige Standortvergleich war – natürlich – nicht ganz seriös: Erstens war in kürzester Zeit kaum eine solide Berechnung möglich. Zweitens wurde eine unterirdische Parkierung und ein Sportplatz-Anteil nur bei der Variante Halde und Bleichi, nicht aber nicht bei der Variante Pilatus eingerechnet. Drittens wurden die Anteile der Turnhallen unterschiedlich angerechnet. Und viertens wurde die Verbindungspasserelle Pilatus zum Bezschulhaus einfach weggelassen (und somit auch die Kosten von einer Million Franken).
Und trotz allen (parteiischen) Berechnungen sagt der damalige Standortvergleich etwas aus: Die Kosten für die Erstellung des neuen Schulraums für das Schulzentrum Halde betragen etwas mehr als 30 Millionen Franken. Diese Grössenordnung ist seit bald fünf Jahren bekannt.
Dazwischen eine grandiose Fehlleistung
Dass der Gemeinderat dann bei einer groben Kostenberechnung zwei Jahre später auf eine Summe von 27,4 Millionen Franken kam, das erscheint heute mehr als schleierhaft. Eingerechnet waren im August 2017 die Erweiterung und Sanierung von Primar- und Bezirksschulhaus sowie die Sanierung des Wietlisbachschulhauses. Das war eine grandiose Fehlleistung – nachdem im April 2015 nur schon die Erstellung des neuen Schulraums (ohne Sanierungen) auf über 30 Millionen Franken geschätzt wurde. Andererseits passen diese 30 Millionen einigermassen zum aktuellen Vorprojekt. Dort sind die Investitionen folgendermassen aufgeteilt: 23 Millionen Franken für Sanierungen, 32 Millionen für Erweiterungen.
Pilatus: Und die Umzonung?
Eine andere Behauptung wird wohl in der Politgilde erneut die Runde machen: Hätte man sich im Jahr 2015 für die Variante Pilatus entscheiden können, würde das neue Schulhaus heute bereits stehen. Tatsächlich?
Im Juni 2015 wurde der Landkauf vom Einwohnerrat abgelehnt, die Volksabstimmung vom August 2015 wurde hinfällig. Auch bei einem doppelten Ja wären die wesentlichen Hürden noch nicht genommen gewesen. Die Projektierung hätte wohl eineinhalb Jahre in Anspruch genommen.
Und – was immer wieder vergessen geht – das Land an der Pilatusstrasse hätte für den Schulhausbau umgezont werden müssen. Bei einem reibungslosen Verlauf hätte das Umzonungsverfahren ein Jahr gedauert. Das Jahr 2016 wäre für diese Planungsarbeiten vorgesehen gewesen. Im Fall von Beschwerden an den Regierungsrat und an das Verwaltungsgericht hätte die Verfahrensdauer auch zweieinhalb bis dreieinhalb Jahre dauern können, so die damalige Schätzung eines Experten. Ein Gang ans Bundesgericht hätte noch weitere Zeit verstreichen lassen.
In der damaligen aufgeheizten Polit-Stimmung rund um die gescheiterte Schulraumplanung wäre auch Widerstand gegen die Umzonung von gutem Bauland im Zentrum nur logisch gewesen. Rückwirkende Prognosen rund um das Areal an der Pilatusstrasse – ob zeitliche oder finanzielle – sind aus heutiger Sicht also ziemlich wertlos.