Joel Chavez dreht bewegenden Film

Im Verlauf seiner Maturarbeit merkte Joel Chavez: Das wird etwas Grösseres. Jetzt ist sein Film «Krokodil» im Kasten. Er zeigt das Leben mit einer Hautkrankheit auf.

In den letzten zwei Jahren wurde der Film realisiert. «Krokodil» zeigt das Leben des Jugendlichen Daniel, der mit der Hautkrankheit Neurodermitis lebt – und mit all ihren Hürden. «Das Projekt liegt mir sehr am Herzen, da ich selbst auch mit Neurodermitis leben muss», sagt der 19-jährige Villmerger. Er entschied sich, seine Krankheit in seiner Maturarbeit zu thematisieren, um die Öffentlichkeit darauf aufmerksam zu machen. Nachdem die erfolgreiche Regisseurin Carolina Wloka auf sein Projekt aufmerksam geworden ist, wird der Film professionell umgesetzt. Mit Joel Chavez als Produktionsleiter und Protagonisten.

Das Projekt wurde vom Allergiezentrum Schweiz mit dem aha!- Award 2019 ausgezeichnet. Ein Preis, der jährlich Projekte prämiert, die sich speziell für Menschen mit atopischen Krankheiten einsetzen. --chg

Matur wird zum Grossprojekt

Joel Chavez hat seinen ersten Film im Kasten – und verbindet damit ein persönliches Schicksal

«Krokodil» heisst der Film des 19-jährigen Joel Chavez. Mittlerweile ist es mehr als eine Maturarbeit. Mit dem Film will Chavez auf das Thema Neurodermitis aufmerksam machen. Eine Hautkrankheit, an der auch er selbst leidet.

Chantal Gisler

Aus seiner Maturarbeit ist ein Grossprojekt geworden. Ein Herzensprojekt war es für ihn schon immer. Das stellt Joel Chavez gleich zu Beginn klar. Während den letzten zwei Jahren ist das Projekt immer weiter gewachsen. Mittlerweile ist aus einer Maturarbeit mit Experteninterviews ein 30-minütiger Film entstanden. Er zeigt das tägliche Leben eines Jugendlichen mit der Hautkrankheit Neurodermitis. «Das Thema liegt mir sehr nahe, da ich persönlich sehr stark an der Krankheit leide», sagt Joel Chavez. Er ist eine fröhliche Person, lacht im Gespräch viel und unterstreicht seine Worte oft mit Gesten. Wenn er über seine Krankheit spricht, streicht er sich oft über seine Arme, um das Gesagte zu verdeutlichen.

Neurodermitis ist eine chronische Hautkrankheit, wobei die natürliche Schutzschicht der Haut gestört ist. Die Krankheit tritt in Schüben auf. Durch verschiedene Faktoren wie etwa Pollen, bestimmte Textilien oder Nahrungsmittel und Stress werden die Schübe ausgelöst. Die Haut wird spröde, es juckt und beisst. Sie ist trocken und schuppig, es bilden sich Entzündungen, sogenannte Ekzeme. Der sichtbare Teil der Krankheit. Bei Joel Chavez kommen noch verschiedene Allergien und Unverträglichkeiten dazu.

Der Weg zur Matur

Dass er seine Krankheit in der Matur für die Kanti Wohlen thematisieren würde, war für Joel Chavez schnell klar. «Mit ‹Krokodil› möchte ich nicht nur die Leute auf die Problematik aufmerksam machen, sondern auch Neurodermitiker selbst dazu ermutigen, ihre täglichen Hürden im Umgang mit der Krankheit zu thematisieren», erklärt der 19-jährige Villmerger. Dazu hat er im Verlauf seiner Matur ein Drehbuch geschrieben. Basierend auf Fachliteratur, Interviews mit Fachärzten und Betroffenen. Hinzu kommen seine eigenen Erfahrungen mit der Krankheit.

Anschliessend galt es, das Drehbuch umzusetzen. «Auf einer Crowdfundingseite habe ich nach Personen gesucht, die mich unterstützen würden», erinnert sich Chavez. Kurz darauf meldete sich Caroline Wloka. Sie ist seit über zehn Jahren Produzentin und Regisseurin für diverse Film-, Werbe-, Image-, Theater- und TV-Produktionen und arbeitet dabei mit namhaften Kunden, Firmen und Agenturen zusammen. «Es hat mich umgehauen, als ich sie gegoogelt habe.» Wloka hat sich vorgenommen, einmal pro Jahr einen Newcomer zu unterstützen. «Dass sie da ausgerechnet mich gefunden hat, war ein riesiges Glück. Der Film leistet meiner Meinung nach einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung über Neurodermitis, da aktuell in der Gesellschaft sehr wenig über die Krankheit bekannt ist.»

Im Verlauf der Dreharbeiten durfte Joel Chavez die Produktionsleitung übernehmen. «Es war sehr schön, dass Caroline Wloka mich immer fragte, wie ich mir den Film vorgestellt habe. Wir konnten stets auf Augenhöhe miteinander sprechen, auch wenn sie viel mehr Filmerfahrung hat als ich.» Wichtig war ihm vor allem eines: starke Bilder. Neben der Produktionsleitung übernahm er auch die Hauptrolle. Aus einfachen Gründen: «Wir brauchten jemanden, der die Hautkrankheit gut rüberbringen kann.» Wer wäre also besser geeignet als jemand, der schon sein ganzes Leben damit umgehen muss?

Offen damit umgehen

Seit seinem ersten Lebensjahr lebt Joel Chavez mit der Hautkrankheit. Sie ist genetisch veranlagt. Selten ist sie nicht. Studien zufolge leidet fast jedes fünfte Kind in der Schweiz an einer Form der Neurodermitis. «Fast jeder hat einen Bezug zur Krankheit», sagt Chavez. «In meiner Klasse gab es ein Mädchen, das auch Neurodermitis hatte. Ich musste es meinen Mitschülern daher nicht erklären, sondern konnte einfach sagen, dass ich das Gleiche habe wie sie.»

Chavez geht offen mit seiner Krankheit um. Aber sie soll nicht im Vordergrund stehen. Als Kind wurde er oft als der Junge mit Neurodermitis oder Neurodermitiker vorgestellt. Zum Schutz, damit die anderen Kinder oder deren Eltern keine Berührungsängste haben. «Neurodermitis ist nicht ansteckend, aber die Haut ist das grösste Organ des Menschen und man sieht sofort, wenn man da etwas anders aussieht.» Heute stellt er sich nicht mehr als Neurodermitiker vor. Nur dann, wenn er glaubt, dass es nötig ist – etwa wenn wieder ein starker Schub kommt.

Interne Premiere in Muri

Mittlerweile ist die Filmproduktion beendet. Zehn Drehtage liegen hinter Joel Chavez, acht davon am Stück. «Es war eine anspruchsvolle Zeit, sie verging wie im Flug.» Von morgens bis abends wurde gedreht. Einige Szenen wurden in einer Klinik in Davos aufgenommen, wo Joel Chavez selbst auch eine Kur machte. «Im Hochgebirge gibt es weniger allergische Auslöser, da kann man als Neurodermitiker zur Ruhe kommen.» Bei seiner Kur war er noch ein Kind. «Es war speziell, wieder dorthin zu kommen, aber auch schön.»

Für Joel Chavez geht mit dem Film ein Traum in Erfüllung. Seit seiner Kindheit steht er gerne vor der Kamera. «Als ich etwa elf oder zwölf Jahre alt war, schenkten mir meine Eltern eine Kamera», erzählt er und lacht. «Ich habe alles damit aufgenommen und mit meinen Geschwistern und Freunden auch kleine Stücke aufgenommen.» Die Begeisterung fürs Theater ist ihm geblieben. So spielte er schon für das Freilichttheater in Staufen oder das Kellertheater in Bremgarten. Am Samstag, 14. März, findet im Kino Mansarde in Muri die interne Premiere statt.

Ausgezeichnete Matur

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