«Der Valentinstag ist unberechenbar»
07.02.2020 Bremgarten«Tag der Liebe» – Meisterflorist Ondrej Vystrcil aus Bremgarten weiss um die Kraft der Blumen
Blumen lassen sein Herz höherschlagen. Seine florale Leidenschaft teilt Ondrej Vystrcil gerne mit anderen. Er ist sich bewusst: «Blumen sind Luxusartikel, ...
«Tag der Liebe» – Meisterflorist Ondrej Vystrcil aus Bremgarten weiss um die Kraft der Blumen
Blumen lassen sein Herz höherschlagen. Seine florale Leidenschaft teilt Ondrej Vystrcil gerne mit anderen. Er ist sich bewusst: «Blumen sind Luxusartikel, die nicht unbedingt nötig sind. Sie machen aber glücklich.» Auch wenn es nur für einen Augenblick ist. Nicht nur am Valentinstag.
Sabrina Salm
Der Valentinstag, das ist nichts Neues, ist nicht mehr nur der Tag der Liebenden, sondern längst auch ein Tag des Kommerzes geworden. Einige behaupten gar, der Tag sei von Floristen und Pralinéherstellern erfunden worden. «Klar kommt dem Blumengeschäft der Valentinstag gelegen. Er ist mitten in einer ruhigen Zeit. Weihnachten ist erst eben vorbei und der Frühling lässt noch auf sich warten», sagt Ondrej Vystrcil vom «T&O Meisterflorist» in Bremgarten. Trotzdem sei es immer enorm schwierig abzuschätzen, wie viele Blumen verkauft werden. «Sicher kann man schnelles Business mit dem Valentinstag machen. Doch es birgt auch Risiken.» Und schnell habe man verloren. «Der Valentinstag ist unberechenbar.»
Gute Chance, sich zu präsentieren
An einem Tag wie dem Valentinstag kommen aber auch Leute in sein Geschäft, die sonst nicht in einen Blumenladen gehen. «Und das sehen wir als Chance. Wir können uns gut präsentieren und so vielleicht neue Kundschaft gewinnen.» Ihm ist es sehr wichtig, die Preise seiner Blumen und Sträusse immer gleich zu behalten und nicht extra wegen dem Tag der Liebenden mehr zu verlangen. «Diesen Marketingtrick empfi nde ich als unnötig.» Denn wenn der Valentinstag auch als Kommerztag gilt, hat für ihn seine Bedeutung doch einen hohen Stellenwert. «Schliesslich feiert man die Liebe», meint der 31-jährige Vystrcil lächelnd.
Rote Rosen sind nach wie vor der Klassiker am Valentinstag. «Mit roten Rosen kann man nichts falsch machen», meint der Meisterflorist. Aber auch fröhliche Frühlingssträusse mit Tulpen und Ranunkeln seien beliebt. Wer nicht weiss, was seine Liebste mag, der sei mit neutralen Farben auf der sicheren Seite. «Gelb kann heikel sein, da diese Farbe viele an Blumen nicht mögen. Besser fährt man mit Pastelltönen oder weissen Blumen.» Die Blumensprache habe aber immer mehr an Symbolkraft verloren. «Irgendwie zwar schade, aber auch gut. Denn so erhalten Blumen, die mit einer negativen Bedeutung verknüpft sind, heute eine neue Chance.» Wie zum Beispiel die Nelke, die momentan im Trend liege. Früher als Friedhofsblumen bezeichnet, kommt sie heute in trendigen verwaschenen, getrübten Farben in einem Strauss sehr gut an.
Mehr als nur Blumen
Das Blumengeschäft T&O Meisterflorist am Bogen 2 in Bremgarten führt der gebürtige Tscheche seit viereinhalb Jahren. Die Schule zum Meisterflorist hat Ondrej Vystrcil in Wien gemacht. «Hier habe ich die ganze Palette der Floristikkunst gelernt, um Blumen und Bepfl anzungen auf Raum und Stil abzustimmen.» Er lebt nach der Philosophie: «Wir dürfen mit diesem Naturmaterial arbeiten.» Und das schätze er enorm. Die Liebe zur Natur war für ihn immer schon sehr wichtig. Schon zweimal durfte er seine Verbundenheit zu seinem Beruf und zur Kunst im Kunsthaus Aarau bei der Ausstellung «Blumen für die Kunst» präsentieren. «Das war eine grosse Ehre für mich.» Kreativ mit Blumen zu sein, ist seine grosse Leidenschaft. Florist werden wollte er schon als kleiner Junge. Mit vier Jahren hat er seinen ersten Blumenstrauss für seine Mutter zusammengestellt und schon da wusste er: Das will ich machen. Die Unterstützung seiner Eltern hatte er sofort. Heute wird er auch immer wieder für ausgefallene und verrückte Aufträge angefragt oder er stattet mit seiner floralen Kunst Hochzeiten aus. Beim Einkauf seiner Ware legt er Wert auf saisonale und regionale Produkte. Zweimal im Jahr reist er nach Paris an die internationale Fachmesse für Blumen, um sich neue Inspiration zu holen.
Seine Branche habe schon bessere Zeiten erlebt, sagt Ondrej Vystrcil unverblümt. Trotzdem gibt es für den sympathischen Meisterfloristen keinen schöneren Beruf. Er hat schon in Genf, St. Moritz und Olten als Florist gearbeitet. Nach Bremgarten kam er eher zufällig. Er blieb aber hier hängen und schätzt das Familiäre. «Hier gehören Blumen noch zum Alltag vieler Leute, und die Menschen geniessen es, Blumen zu schenken. Das fi nde ich klasse.»
Er sei sich bewusst, dass Blumen absolute Luxusartikel sind. «Sie sind vergänglich. Man braucht sie nicht. Man hat sie nur, weil man etwas Schönes möchte», meint er pragmatisch, um fast im gleichen Atemzug mit einem breiten Lächeln zu sagen: «Aber Blumen machen Freude.» Das Schöne sei, diese Freude könne man für sich kaufen oder man könne jemand anderen mit einem Strauss glücklich machen. Und dies sicher nicht nur zum Valentinstag.