Vorentscheid für Standort verlangt
10.01.2020 Fischbach-GöslikonWichtiger Schritt zum «Reusssteg» steht an
2020 wird zum Schicksalsjahr für den Reusssteg zwischen Künten und Fischbach-Göslikon. In diesen Tagen reichen die Gemeinden beim Kanton eine Vorentscheidungsgrundlage für drei mögliche Standorte ...
Wichtiger Schritt zum «Reusssteg» steht an
2020 wird zum Schicksalsjahr für den Reusssteg zwischen Künten und Fischbach-Göslikon. In diesen Tagen reichen die Gemeinden beim Kanton eine Vorentscheidungsgrundlage für drei mögliche Standorte ein. Antwort erwarten sie in ein paar Monaten.
Roger Wetli
«Durch einen Steg würde die Qualität des Naherholungsgebietes in unserer Gemeinde und Region steigen», ist der Künter Gemeindeammann Werner Fischer überzeugt. «Er würde es ermöglichen, von Künten und Fischbach-Göslikon nach Bremgarten und zurück zu wandern. Oder eine kleine Runde zur Fähre in Sulz zu drehen.» Fischbach-Göslikon und Künten würden dadurch näher zusammenrücken, was vielleicht auch den Schulen zugutekäme. Auch gäbe es eine neue Querverbindung vom Fusse des Heitersberges Richtung Fischbacher Mösli und Erdmannlistein nach Niederwil ins Bünztal sowie eine allgemeinde Erweiterung des Radwegnetzes. Seine Gemeinde setzt auf ein moderates Wachstum und legt den Fokus auf attraktives erschwingliches Wohnen. «Dazu gehört auch ein attraktiver Naherholungsraum.»
Auch für Fischbach-Göslikon hat der Steg eine grosse Bedeutung. «Unsere Einwohner haben bereits zwei Kredite zu Vorabklärungen ohne Gegenstimmen angenommen», erklärt Hans Peter Flückiger, Gemeineammann von Fischbach-Göslikon. «Der Steg ist einer von verschiedenen Punkten, bei denen wir zusammenarbeiten. Wir begegnen uns dabei auf Augenhöhe.»
Schwierige Standortsuche
Für das Reusssteg-Projekt gab es 2019 mehrere Zusammenkünfte mit dem Kanton, Organisationen, privaten Betroffenen und Interessengruppen. «Ziel war es, ein Papier als Grundlage für einen Standortvorentscheid zu erstellen. Das ist uns gelungen», so Fischer. «Wir haben keine Signale erhalten, dass es gegen dieses Papier fundamentale Opposition gibt.»
Involviert waren auch der Campingplatz Sulz und das Restaurant Fahr. Beide können sich nach dem Bau eines Steges auf mehr Kundschaft freuen. Auch der Fähriverein wurde abgeholt. «Für beide Gemeinden ist dessen Betrieb unbedingt erhaltungswürdig», versichert Fischer.
Die Suche nach möglichen passenden Standorten sei schwierig gewesen. Dies, weil es an der Reuss verschiedene Schutzdekrete und -zonen gibt. Neben diesen Dekreten darf der Steg nicht näher als 200 Meter flussabwärts am Übungsbrückenkopf der Armee liegen. Aber auch die Topografie spielt eine wichtige Rolle.
Schlanke Brücke
Miteinander verglichen wurden jetzt drei mögliche Standorte in der Nähe des Campingplatzes Sulz. Wobei der mittlere direkt auf dem Damm im Campingplatzbereich über die Reuss führt. «Dieser ist unser Favorit», erklärt Fischer. Vorgesehen ist ein reiner Fussgängersteg mit einer Länge von 130 Metern und einer Breite von 1,5 Metern. «Auch für Velos sollte er benutzbar sein. Allerdings werden die Fahrräder geschoben werden müssen.» Der Steg soll sich schlank und neutral optisch in die Reusslandschaft integrieren. Stützen im Wasser sind nicht vorgesehen. «Angedacht ist eine Spannbandbrücke, die im Vergleich zu Hängebrücken ohne äussere Seile auskommt», erläutert Fischer. «Letzteres hatten die Naturschutzorganisationen eingebracht. Da Vögel zum Teil mit den Seilen kollidieren.»
Eine Kunst sei es jetzt gewesen, so viel Genauigkeit wie nötig zu definieren und sich trotzdem noch genügend Flexibilität für die technische Umsetzung zu bewahren. Dafür wurde ein Brückenbauer als Berater beigezogen. So wird jetzt zum Beispiel der Flächenbedarf der Fundamente eruiert. «Es handelt sich momentan um kein Baubewilligungsverfahren, sondern erst um eine Vorabklärung, ob das Projekt überhaupt bewilligungsfähig ist», betont Werner Fischer.
Der Kanton bietet höchstens Hand für eine einzige weitere Reussquerung. Er verlangte deshalb von den Initianten auch, dass sie mit den Gemeinden zwischen Mellingen und Oberlunkhofen abklären, ob diese ebenfalls einen Steg planen. «Diese haben verneint», so der Gemeindeammann.
Gebaut bis 2024
Werner Fischer rechnet mit dem Entscheid des Kantons innerhalb der nächsten Monate. Ist dieser positiv, werden beide Gemeinden einen Projektierungskredit für eine der nächsten Gemeindeversammlungen vorbereiten. «Dies wird wohl frühestens im November der Fall sein», schaut der Ammann voraus. «Erst dann arbeiten wir ein baubewilligungsfähiges Projekt aus, das wohl zwischen 2022 und 2024 gebaut wird.»
Auenprojekt «Grien» zurzeit noch blockiert
Parallel dazu wird zurzeit geschaut, wie der Steg im Detail finanziert werden könnte. Dabei kämen ein Beitrag aus dem Swisslos-Fonds, ein Crowdfunding und die Anfrage bei verschiedenen Stiftungen und Privaten infrage. Einen wichtigen Beitrag erwarten die Initianten durch das Aglo-Programm 4. Generation des Bundes. In dieses wurde das Projekt bereits aufgenommen.
Betroffen durch den Vorentscheid des Kantons ist auch das Auenprojekt «Grien» von Pro Natura in Fischbach-Göslikon. «Es ist ausführungsreif, wird aber zurzeit noch durch unsere beiden Gemeinden blockiert. Dies, weil wir es mit der Realisation des Reusssteges zuerst abstimmen möchten», erklärt Fischer. «Liegt die Antwort des Kantons vor, wird Pro Natura bald loslegen können.»
Wichtiger Mosaikstein
«Der Reusssteg wird ein wichtiges Element in unserem Naherholungsraum», ist der Künter Gemeindeammann Werner Fischer überzeugt. Weitere Mosaiksteine sind die neuen Parkplätze mit öffentlicher Toilette, die zurzeit in Künten bei der ehemaligen Kläranlage entstehen und im ersten Quartal fertig sein werden. Im Regionalplanungsverband ist zudem vorgesehen, in seinem Perimeter ein einheitliches Parkgebührensystem einzuführen. «Dies wird wohl bargeldlos sein», so Fischer. «Dies, weil man so Personal spart, welches das Geld regelmässig abholt, und teure Schäden durch Vandalen verhindern werden können.» Weitere Replateilprojekte sind zum Beispiel eine bessere Besucherlenkung, die Einführung eines Rangerdienstes und eine optimierte Beschilderung der Radnetze. --rwi