Klimaschutz im Privatwald
06.12.2019 BremgartenWald wird zu Moor
Roman und Gertrude Abt haben einen Teil ihres Waldes dem Kanton zur Verfügung gestellt, damit dieser dort ein Hochmoor etablieren kann. Nun wurde nach rund einem Vierteljahrhundert Bilanz gezogen.
Vincenz ...
Wald wird zu Moor
Roman und Gertrude Abt haben einen Teil ihres Waldes dem Kanton zur Verfügung gestellt, damit dieser dort ein Hochmoor etablieren kann. Nun wurde nach rund einem Vierteljahrhundert Bilanz gezogen.
Vincenz Brunner
Lange zeugten nur noch alte Namen vom ehemaligen Moor im Forenmoos: der Rotbach oder das Rotwasser. Rot deshalb, weil das ablaufende Wasser vom Moor eine rötliche Farbe hat. Um 1930 wurde das Moor entwässert und man versuchte laut Roman Abt, Ackerbau zu betreiben, was nicht gelang. In der Folge wurden Föhren gepflanzt, die aber krank wurden und vor ihrer Zeit gefällt werden mussten. Nun wird das Forenmoos wieder zum Moor. 1995 unterschrieben Roman und Gertrude Abt einen Vertrag mit dem Kanton. «Wir hätten auch verkaufen können. Aber ich wollte das Land behalten, weil wir als Kinder am Rotwasser grilliert haben. Das ist eine wichtige Kindheitserinnerung für mich», erklärt Roman Abt. Er erinnert sich auch an die Mühsal, die es damals bereitete, die Entwässerungskanäle offen zu halten. Die Arbeiten konnten nur im Winter durchgeführt werden, da der Boden sonst zu nass gewesen wäre. Später wurde auch die Forstwirtschaft durch den tiefen Boden behindert. Thomas Egloff, zuständiger Biologe des Kantons, merkt an, dass die Abgeltung nicht riesig gewesen sei. Zwischenzeitlich opponierte die Jägerschaft gegen das Projekt. Es wurde befürchtet, dass ein See entsteht und dadurch die Rehe auf die Strasse ausweichen würden.
Die Einsprache wurde abgelehnt und die befürchteten Probleme sind nicht entstanden. «Für die Rehe ist das Moor ein guter Ort zum Äsen», erklärt Thomas Egloff. Die Massnahmen zur Wiedervernässung des ehemaligen und entwässerten Moores wurden im August optimiert. Es wurden Gräben gezogen, um das Wasser am Moor vorbeizuführen, und sechs Wehre erstellt, um den Wasserpegel zu kontrollieren. Ein Hochmoor, um ein solches handelt es sich, heisst nicht so, weil es in hohen Lagen anzutreffen ist, sondern weil es an Orten entsteht, die ausschliesslich mit Regenwasser bewässert werden. Dieses enthält weder Mineralien noch Wasser aus dem Boden. Dadurch entsteht ein einzigartiges Ökosystem. Die Torfschicht wächst etwa einen Millimeter pro Jahr, es häuft sich auf und wächst in die Höhe. Darum der Name Hochmoor und deshalb die Gräben, um Wasser vom Hang an diesem vorbeizuführen, wie Projektleiter Markus Camastral erklärt.
Kohlenstoff langfristig speichern
Das Hochmoor hat zudem den Effekt, Kohlenstoff einzulagern und hilft damit gegen den Klimawandel. Diese Emissionen bleiben so lange gebunden, wie das Moor besteht, nicht wie bei Bäumen, die irgendwann zerfallen und den gespeicherten Kohlenstoff wieder freigeben. «Klimaschutz war 1995 noch kein Thema», hält Thomas Egloff fest. Man wollte die Gelegenheit nutzen, um auf zehn Hektaren ein Hochmoor wiederherzustellen. Beinahe hat es zu einem Moor von nationaler Bedeutung gereicht. Zu dieser fehlen nur noch die entsprechenden Pflanzen wie Zwergsträucher oder der Sonnentau. «Ursprünglich konnten die Samen einfliegen, heute geht das wegen der hohen Bäume nicht mehr», erklärt Thomas Egloff. Eine besondere Strategie hat sich der Sonnentau einfallen lassen: Da der Boden kaum Nährstoffe hergibt, holt er sich diese von Tieren. Fliegen und andere Insekten bleiben an den klebrigen Blättern der fleischfressenden Pflanze hängen. Sie steht in der Schweiz unter Naturschutz und gilt als stark gefährdet.
Keine Probleme erwartet
Eine Infotafel für die Bevölkerung ist nicht vorgesehen. Man erwartet keine Probleme: «Die Leute hier wissen, dass es im Forenmoos oft feucht ist und gehen lieber woanders spazieren», erklärt Vizeammann Doris Stöckli. Andererseits sehe man das Hochmoor vom Weg aus nicht gut, man müsste einen Besichtigungspfad anlegen.