Geschwister im Rennrausch
24.12.2019 Region BremgartenCyndie und Ken Allemann sind zusammen im Kartsport tätig
Hinter dem «Sunnemärt» in Bremgarten betreiben die Eggenwilerin Cyndie und der Ex-Fischbach-Gösliker Ken Allemann das Fachgeschäft «Spirit Karting AG». Die beiden sind seit ...
Cyndie und Ken Allemann sind zusammen im Kartsport tätig
Hinter dem «Sunnemärt» in Bremgarten betreiben die Eggenwilerin Cyndie und der Ex-Fischbach-Gösliker Ken Allemann das Fachgeschäft «Spirit Karting AG». Die beiden sind seit ihrer Kindheit vollständig dem Kartsport verfallen. Eine Leidenschaft, die verbindet.
Roger Wetli
Im Büro des Geschäfts stehen verschiedene Kinderautos. Alle im Sportwagen-Design. Die «Spirit Karting AG» ist ein Familienbetrieb durch und durch. Rennen und Motoren bestimmen jeden Aspekt des Lebens der beiden Geschwister. Dies wirkt sich auch auf den Nachwuchs aus. Cyndie Allemann wurde in diesem Jahr Mutter. Ken ist Vater einer vierjährigen Tochter und eines achtjährigen Sohnes. Zusätzliche Wärme erzeugt im Büro der französische Akzent der beiden, die in Moutier aufgewachsen sind. Gelacht wird während des Gesprächs viel. Die Atmosphäre ist herzlich. Man merkt schnell, dass sich die beiden Geschwister äusserst gut verstehen.
Viel Erfahrung
Der 35-jährige Ken Allemann kam nach der Automechaniker-Lehre für die Arbeit nach Zürich. 2008 eröffnete er das Kartgeschäft mit einem Partner und ist in diese Gegend gezogen. Bei allen Aktivitäten greifen seine Schwester und er auf ihre jahrelange Erfahrung im Kartsport zurück. Der Bruder ist zehnfacher Schweizer Meister und besitzt einen internationalen Titel. Die Schwester erreichte den Schweizer Titel zweimal und wurde einmal Europameisterin. Bis 2011 fuhr sie in Amerika. «Meine letzte volle Saison bestritt ich drüben 2008. Dann habe ich es zwei weitere Jahre versucht. Die Wirtschaftskrise erschwerte aber die Sponsorensuche», so Cyndie Allemann. «Als ich in die Schweiz zurückgekommen bin, stieg ich bei Ken im Geschäft ein.»
Sie schätzen an ihrer Beziehung, dass sich beide trotz unterschiedlicher Charaktere sehr gut ergänzen. «Ken ist der Rationale. Ich die Emotionale», lacht die Schwester und veranschaulicht. «Ich ging auf der Rennstrecke immer aufs Ganze. Entweder habe ich gewonnen oder bin ausgeschieden. Ken hat die Punkte gezählt und war deshalb insgesamt erfolgreicher.» Wobei sie mittlerweile gelernt habe, ihre Emotionen besser zu kontrollieren. «Aber auch Ken kann sehr hart sein, beruhigt sich aber schnell wieder», lacht sie.
Frühere Eifersucht
Den Kartsport haben die Geschwister in ihren Genen. Bereits ihr Vater fuhr ab dem Alter von 15 Jahren. Ken Allemann trainierte ab fünf Jahren, die Schwester ab sieben Jahren. «Ich war früher oft eifersüchtig auf sie», gesteht der Bruder. «Ich hatte einen Traum, ein Ziel, habe härter als sie gearbeitet, mehr Titel erreicht und habe mehr Talent.» Sie dagegen hätte ursprünglich Motorrad Fahren gewollt, sei zu Beginn in den Kartrennen eher schlecht gewesen und habe mehr aus Spass mitgemacht. «Trotzdem erhielt sie mehr Aufmerksamkeit, da nur wenige Mädchen Rennen bestritten.» Und die Schwester gesteht: «Ich habe viel von Ken gelernt und kopiert. In den ersten fünf Rennen der Saisons war ich meist schlecht, erreichte danach aber immer die Top 5.» Von dieser Eifersucht ist nichts mehr zu spüren. Vielmehr dominieren der Respekt voreinander und das innere Feuer für den Rennsport. «Ohne dieses könnten wir das gemeinsame Geschäft nicht betreiben. Denn 35 Wochenenden pro Jahr verbringen wir mit unserem Team auf den Rennstrecken. Danach arbeiten wir wieder nahtlos im Geschäft», so der Bruder. «Ich selber betrachte diese Wochenenden als Ferientage», erklärt er zufrieden. Das Geschäft umfasst nicht nur den Verkauf von Artikeln, sondern ist auch ein Rennteam mit 25 Fahrern und eine Eventorganisation.
Cyndie Allemann arbeitet mittlerweile wegen ihres Kindes oft von zu Hause aus. Das Vertrauen zueinander sei riesig. «Es ist schön, dass wir uns gegenseitig auch spontan im Geschäft stellvertreten können», so Ken Allemann.
Unterschiedliche Charaktere
Ken Allemann wohnte vier Jahre in Fischbach-Göslikon, heute in Birrhard. Bremgarten bot sich als Geschäfts-Standort an, da es in der Nähe der Kartbahn Wohlen noch keines gab. Entsprechend oft sind sie dort anzutreffen. «Es ist eine super Strecke. Und eine der weltweit technisch anspruchsvollsten», lobt die zwei Jahre jüngere Cyndie. «Ich bin auf sehr vielen Strecken gefahren.»
Obwohl sie bereits in der Kindheit ein sehr enges Verhältnis gehabt hätten, sei dieses mit dem gemeinsamen Geschäft noch enger geworden. «Auch bei uns kracht es ab und zu mal. Spätestens nach zehn Minuten ist aber alles wieder entspannt», lacht der Bruder.
Weihnachten vorverschoben
Bereits morgen Abend fahren sie wieder mit ihrem Team zu einer Rennstrecke in Spanien, wo sie trainieren werden. «Weihnachten feiern wir am selben Tag im kleinen Familienrahmen. Das Fest mit der grösseren Verwandtschaft fand wegen uns bereits am 14. Dezember statt», führt Cyndie Allemann aus. Mitkommen wird auch der achtjährige Sohn des Bruders. «Er fährt ebenfalls im Team. Er musste schnell lernen, dass ich ihn in meiner Rolle als Trainer nicht wie ein Vater behandle. Das funktioniert aber gut. Zumal er fährt, seit er vier ist.» Der Vater hofft, seine Leidenschaft für den Kartsport seinen Kindern weitergeben zu können, möchte aber nichts erzwingen. «Sie sollen sich selber entscheiden. Wir geben nur die Möglichkeit.»
Das Unternehmen der beiden Geschwister ist kontinuierlich gewachsen. «Wir möchten auch weiterhin neue Projekte umsetzen und halten die Augen offen», so die Schwester. Sie zählen dabei auf sich gegenseitig, aber auch auf ihre Angestellten. Und da ist es wieder, dieses zufriedene Lächeln. Ihre Welt scheint für die beiden zwar stressig, aber auch sehr erfüllend zu sein.
Bekannte TV-Moderatorin
Cyndie Allemann moderiert seit 2014 auf RTL 2 «GRIP – Das Motormagazin» und auf Teleclub Zoom «GO! Das Schweizer Mobilitätsmagazin». «Bei GRIP geht es um Benziner, bei GO! um ökologische Fahrzeuge. Beides ist spannend und ich lerne enorm dabei», reflektiert sie. Als zusätzlicher Effekt ist ihr Bekanntheitsgrad deutlich gestiegen. «Davon profitiert auch das gemeinsame Unternehmen», lobt ihr Bruder. --rwi