«An meinen Leistungen messen»
29.11.2019 WohlenInterview mit dem neu gewählten Regierungsrat Jean-Pierre Gallati zwei Tage nach der Wahl
Erst das lange Warten auf das Resultat, dann die vielen Feiern: Den 24. November 2019 wird Jean-Pierre Gallati wohl nicht so schnell vergessen. Doch viel Zeit zum Ausruhen bleibt ...
Interview mit dem neu gewählten Regierungsrat Jean-Pierre Gallati zwei Tage nach der Wahl
Erst das lange Warten auf das Resultat, dann die vielen Feiern: Den 24. November 2019 wird Jean-Pierre Gallati wohl nicht so schnell vergessen. Doch viel Zeit zum Ausruhen bleibt jetzt nicht. «Ich freue mich auf meine neue Aufgabe», sagt er aber.
Chregi Hansen
Mit zwei Nächten Abstand: Wie haben Sie die Zitterpartie am Sonntag erlebt und wie die vielen Feierlichkeiten danach?
Jean-Pierre Gallati: Eine Zitterpartie war es für mich nicht, weil ich die Zwischenresultate nicht angeschaut habe. Die Feierlichkeiten danach waren sehr schön und bedeuten für mich eine grosse Ehre. Über jeden Teilnehmer aus Wohlen, aus dem Kanton Aargau sowie aus anderen Kantonen habe ich mich gefreut.
Gab es einen Moment, an dem Sie dachten, dass es nicht reicht?
Nein, diesen Moment gab es nicht. Aber dass das Rennen jederzeit offen war und dass Frau Feri mindestens ebenso gute Erfolgschancen haben würde, habe ich vermutet, nachdem sich das Kandidatenfeld nach dem ersten Wahlgang auf uns zwei reduziert hatte.
In Wohlen nehmen Ihnen viele Ihre politischen Aktivitäten übel. In Ihrer Wohngemeinde haben Sie weniger Stimmen geholt als Yvonne Feri. Kränkt Sie das?
Nein, überhaupt nicht. In den meisten ganz grossen Gemeinden lag Frau Feri vor mir. Natürlich hätte es mich gefreut, in meiner Wohngemeinde zu gewinnen. Aber ich habe in Wohlen mehr Stimmen erhalten als in allen früheren Wahlen seit 2005, und das freut mich. Bis zur nächsten Wahl im Oktober 2020 können die jetzigen «Nicht-Gallati-Wähler» mich an meinen Leistungen messen und ihre Meinung vielleicht überdenken.
Bei der Feier im Casino hatte man das Gefühl, dass beide Seiten versuchen, die Differenzen zu bereinigen. War das ein Schritt aufeinander zu?
Die an der Feier anwesenden Personen haben ein ungestörtes, korrektes und grösstenteils freundschaftliches Verhältnis zu mir. Aus meiner Sicht braucht es keine «Schritte aufeinander zu», weil es überhaupt keine Probleme gibt. Ganz abgesehen davon halte ich mich seit einigen Jahren aus der Wohler Dorfpolitik konsequent heraus.
Wie würden Sie selber Ihre Beziehung zu Wohlen beschreiben?
Die Beziehung zu meiner Wohngemeinde ist völlig intakt. Ich weiss aber, dass einige wenige Einzelpersonen seit Jahr und Tag vor allem hinter den Kulissen alles daran setzen, mich politisch aus dem Verkehr zu ziehen. Damit muss und kann ich leben. Ich selber verzichte darauf, mich mit diesen Personen in Scharmützel einzulassen.
In Ihrer Ansprache haben Sie selber von gewissen Fehltritten im Parlament gesprochen. Würden Sie heute gewisse Dinge anders machen?
Selbstverständlich habe ich als Mitglied des Einwohnerrats und auch als Ortsparteipräsident der SVP gewisse Fehler gemacht, vor allem in taktischer Hinsicht. An dieser Stelle will ich aber nicht näher darauf eingehen, um nicht alte Geschichten aufzuwärmen.
Sie haben Ihr grosses Ziel erreicht, Sie sind Regierungsrat. Jetzt bleibt nur wenig Zeit, Ihr Leben neu zu ordnen. Welche Aufgaben warten alle auf Sie, bevor Sie Ihr Amt übernehmen können?
Es geht jetzt darum, die Abschlussarbeiten in meinem Büro sehr schnell zu erledigen. Gleichzeitig gilt es, den Eintritt in den Regierungsrat und in das mir noch zuzuweisende Departement seriös zu bewerkstelligen.
Zuvor werden Sie noch Ihre erste Session als Nationalrat in Bern erleben. Ist das mehr Freude oder Pflichterfüllung?
Es ist beides: Pflicht und Freude. Mein Ziel während der Wintersession besteht darin, möglichst viel für den Kanton Aargau und für meine künftige Aufgabe als Regierungsrat herauszuholen. Im Gegensatz zu Frau Nationalrätin Feri bin ich in Bern noch kaum vernetzt. Das will ich so schnell wie möglich verbessern: So werde ich in Bern möglichst viele Einladungen der anderen Kantonsregierungen und aus der Gesundheitsszene wahrnehmen.
Ihr Leben wird sich vermutlich stark verändern. Was aus Ihrem bisherigen Leben werden Sie am meisten vermissen und worauf freuen Sie sich am meisten?
Die Frage, was ich vermisse, werde ich erst in einem Jahr beantworten können. Aber ich freue mich ganz generell auf meine neue Aufgabe im Dienst unseres Kantons.
Nochmals zurück zum Wahltag: Welcher Moment hat den grössten Eindruck hinterlassen?
Am eindrücklichsten war der Empfang in Wohlen, als ich in Begleitung von zwei charmanten Ehrendamen das Casino betreten und die vielen Leute begrüssen durfte. Es waren übrigens auch viele Wohlerinnen und Wohler aus allen Parteien wie SP, Grüne, CVP und FDP anwesend.