STROHFÜÜR
29.11.2019 WohlenDer wohl überraschendste Redner an der Wahlfeier von Jean-Pierre Gallati war Peter Wertli. Was macht ein ehemaliger CVP-Regierungsrat an diesem von der SVP dominierten Anlass? Die Antwort: Wertli und Gallati sind Nachbarn. «Wir haben es gut miteinander», bekräftigt der CVPler. Umgekehrt ...
Der wohl überraschendste Redner an der Wahlfeier von Jean-Pierre Gallati war Peter Wertli. Was macht ein ehemaliger CVP-Regierungsrat an diesem von der SVP dominierten Anlass? Die Antwort: Wertli und Gallati sind Nachbarn. «Wir haben es gut miteinander», bekräftigt der CVPler. Umgekehrt bezeichnet ihn Gallati als einen sich zum Vorbild nehmen will. SVP und CVP können es also durchaus miteinander – auch wenn es kein CVP-Einwohnerrat an die Feier geschafft hat. Dies im Gegensatz zu allen anderen Fraktionen im Parlament.
Für Peter Wertli ist klar: Dass ein ehemaliger und ein aktueller Regierungsrat Tür an Tür wohnen, das ist wohl einmalig. Und er sieht darin durchaus Vorteile. «Gib mir rechtzeitig Bescheid, wenn dich dein Chauffeur nach Aarau bringt», forderte er den Neugewählten auf, «dann kann ich vielleicht gratis mitfahren.» Umgekehrt weiss Wertli aus eigener Erfahrung ganz genau, dass es ein Magistrat morgens meist eilig hat. «Darum werde ich dir in Zukunft in der Tiefgarage den Vortritt lassen», versprach er.
Ganz selbstlos war dieses Versprechen nicht. Abends hätte es ein Regierungsrat gerne etwas ruhiger, fügte Wertli an. Da wäre es doch praktisch, wenn im Quartier Tempo 30 gelten würde, ist er überzeugt. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Quartieren blockiert in ihrer Strasse eine Einsprache eine solche Lösung. «Du weisst, was ich meine», so der ehemalige Regierungsrat in Richtung Jean-Pierre Gallati.
Egal, ob Tempo 30 oder nicht. In Zukunft wird der neue Wohler SVP-Regierungsrat sowieso eher Passagier als Chauffeur sein. Das erinnert Wertli an den Spruch eines ehemaligen Amtskollegen. Wann merkt man, dass man nicht mehr im Amt ist? Wenn man im Auto hinten einsteigt, vorne aber kein Chauffeur sitzt.
Natürlich gab es an der Wahlfeier nicht nur viele lobende Worte, sondern auch ganz viele Geschenke für den Neugewählten. Von Bezirkspräsident René Bodmer etwa ein Messer, damit sich Gallati besser durch den Dschungel der Verwaltung schlagen kann. Die Gemeinde wiederum nahm sich Gallatis Wahlprogramm zu Herzen. Zu seinen Ideen für das Gesundheitsdepartement gehört unter Punkt 13: «Gesundheitskompetenz der Bevölkerung fördern = Eigenverantwortung stärken». Damit er mit gutem Beispiel vorangehen kann, erhielt der neue Magistrat einen Korb voller gesunder Lebensmittel. Darunter auch eher unbekannte Produkte. «Solange keine Hanfprodukte dabei sind, werde ich gerne alles probieren», versprach Gallati. Ob er auch den Gutschein für den Yoga-Kurs einlösen wird, entzieht sich hingegen unserer Kenntnis.
Von Peter Wertli gab es sogar zwei Geschenke. Eines ging an Gallatis Frau: ein Bilderrahmen mit dem Foto ihres Mannes. «Denn in Zukunft wird sie ihn nur noch selten zu Gesicht bekommen», ist Wertli überzeugt. Das zweite Geschenk, eine Flasche guten Wein, will er später persönlich vorbeibringen. «Das hat den Vorteil, dass wir sie gemeinsam trinken können», erklärte Peter Wertli ganz uneigennützig.
Chregi Hansen