Planung kann konkreter werden
22.11.2019 WohlenNoch ist kein Vertrag unter Dach und Fach. Aber die Kirchgemeinde signalisiert klar, dass der gesamte Chappelehof, Gebäude und Land, künftig in die Hoheit des Vereins St. Leonhard gehört. Und so ist ein Erhalt des Gebäudes garantiert.
Daniel ...
Noch ist kein Vertrag unter Dach und Fach. Aber die Kirchgemeinde signalisiert klar, dass der gesamte Chappelehof, Gebäude und Land, künftig in die Hoheit des Vereins St. Leonhard gehört. Und so ist ein Erhalt des Gebäudes garantiert.
Daniel Marti
Für einen symbolischen Franken wird das Land, auf dem der Chappelehof steht, an den Verein St. Leonhard übergehen. Aber erst in einem Jahr, bis dann wird das komplexe Vertragswerk vorliegen. Mit diesem starken Zeichen wurden an der Versammlung der katholischen Kirchgemeinde die Fronten geklärt. «Die Rahmenbedingungen im Hinblick auf die Sanierung des Chappelehofs sind für den Verein durch diesen Entscheid klarer geworden», sagt Vereinspräsident Paul Huwiler. «Die Richtung ist nun vorgegeben.»
Dieser Entscheid (105:1) hat «einen grossen Einfluss auf das Sanierungsprojekt», so Huwiler weiter. Künftig wird der Verein Herr und Meister des Chappelehofs sein. Welche Aufgaben betreffend Chappelehof erledigt der Verein als Nächstes? «Die Planungsarbeiten für den teilweisen Umbau und die Sanierung des Gebäudes werden nun vorangetrieben, um möglichst rasch eine Vorstellung über die zu erwartenden Kosten zu erhalten und deren Finanzierung sicherzustellen», sagt Huwiler.
Aber er warnt auch vor zu grosser Euphorie. Auch wenn dem Verein das Chappelehof-Land in einem Jahr definitiv gehören wird, «müssen wir erhebliche finanzielle Mittel generieren, um das Sanierungsprojekt zu stemmen». Mit dem Besitz des Landes habe der Verein keinen Franken mehr in der Kasse. Aber immerhin bessere Voraussetzungen für Verhandlungen mit Kreditgebern. Parallel dazu wird der Verein gemeinsam mit der Kirchenpflege die notwendigen Vertragswerke zur Abstimmungsreife bringen. Zudem werden die Mitglieder des Vereins St. Leonhard über diese neue Situation und eine Anpassung der Statuten befinden müssen.
Definitive Entscheidungen werden in einem Jahr fallen, vor allem an der nächsten Versammlung der Kirchgemeinde im November 2020. Eine klare Zustimmung von allen Seiten ist jetzt schon spürbar. «Und danach», sagt Paul Huwiler voller Vorfreude, «kann die Realisierungsphase beginnen.»
Geschenk braucht noch Geduld
Versammlung der katholischen Kirchgemeinde: Gutes Zeichen für den Chappelehof – Vertragswerk dauert noch
Die Kirchgemeinde will das Chappelehof-Land dem Verein St. Leonhard für einen symbolischen Franken verkaufen. Diese Absicht wurde nun bekräftigt. Allerdings ist das Vertragswerk komplex. Deshalb kann es erst in einem Jahr offiziell verabschiedet werden. Trotzdem: Für das Chappelehof-Projekt ist dieses Zeichen sehr positiv.
Daniel Marti
«Ich bin glücklich über diesen Entscheid», sagte Kirchgemeindepräsident Josef Brunner am Ende einer langen Diskussion. «Nun kann der Verein St. Leonhard am Projekt Chappelehof weiterarbeiten und er hat eine gewisse Sicherheit.»
Zwar konnte das geplante Geschäft an der Versammlung der katholischen Kirchgemeinde nicht programmgemäss durchgezogen werden, aber die vorgegebene Richtung stimmt für alle. Das komplexe Vertragswerk «Landabtretung aus Baurechtsvertrag an den Verein St. Leonhard» hat mehr Arbeit in Anspruch genommen. Deshalb lag der Vertrag vor der Gemeindeversammlung noch nicht vor.
Vertrag: Verabschiedung erst 2020
Darum musste der Antrag an die Kirchgemeindeversammlung abgeändert werden. Und zwar dahin gehend: Die Kirchenpflege wird ermächtigt, das Landgeschäft (Verkaufsvertrag, Parzellierung) zu einem Preis von einem Franken mit dem Verein St. Leonhard für die Verabschiedung an der Kirchgemeindeversammlung 2020 vorzubereiten. Diesem Antrag stimmte die Versammlung mit 105 Ja-Stimmen zu einer Gegenstimme zu. Dieser Schritt bedeutet zugleich die juristische Entflechtung der katholischen Kirchgemeinde Wohlen und des Vereins St. Leonhard.
Bis jedoch dieser Kompromissvorschlag abstimmungsreif war, dauerte es eine Weile. Bei der aufschlussreichen Diskussionsrunde meldeten sich verschiedene Mitglieder. Für alle war die Landabtretung für einen Franken unbestritten. Und ein Verschieben um ein Jahr ist vor allem für den Verein St. Leonhard keine Option.
Land ist wichtig bei der Finanzierung der Sanierung
Vereinspräsident Paul Huwiler signalisierte mehrfach, dass das Projekt Chappelehof bereits in einem laufenden Prozess steckt. Zumindest eine Absichtserklärung sei jetzt nötig. «Für die anstehende Sanierung ist das schon entscheidend. Vor allem dann, wenn wir uns an die Finanzierung machen. Wenn wir die Banken kontaktieren, wird eine Bewertung vorgenommen», so Huwiler. Dann müsse der Verein aufzeigen können, wie die Besitzverhältnisse sind. «Jetzt greift alles ineinander.» Damit ist auch die Unterstützung der Kirchgemeinde gemeint.
«Es ist der Kirchgemeinde wichtig, dass der Chappelehof als Kultur- und Begegnungszentrum erhalten bleibt», betonte Josef Brunner. Der Verkauf des Landes, auf dem der Chappelehof steht, zu einem Franken kann sich die Kirchgemeinde leisten, weil sie keinen Abschreibungsbedarf hat. «So wird die Eigenständigkeit des Vereins gestärkt. Der Verein ist dann Eigentümer von Land und Gebäude und somit sein eigener Herr und Meister», sagte Brunner.
Im Vertragswerk sind zudem Vorkaufsrecht, Rückkaufsrecht und die Dienstbarkeiten (Miete und Nutzung von Räumen, Parkplätzen und Heizung) geregelt. Die Miete durch die Kirchgemeinde von zwei ausgebauten Räumen und einem grossen Teil der Kellerräume ist künftig fix vorgesehen. Noch offen sei die Finalisierung des Vertrages und die Verabschiedung der neuen Statuten, so Brunner weiter.
Das Risiko ist beim Verein und ein Jubeltag
Tatsache ist, dass sich die Kirchgemeinde aus dem Chappelehof zurückzieht. «Aber wir brauchen die Unterstützung der Kirchgemeinde weiterhin», erklärte Paul Huwiler für den Verein St. Leonhard. Und die Landabtretung sei schon mal ein wesentlicher Beitrag. «Aber wir brauchen dieses wichtige Zeichen jetzt.»
Einwohnerrat Harry Lütolf fragte nach der Alternative. Dass Gebäude und Land künftig dem Verein gehören, habe für die Kirchgemeinde nur Vorteile, denn diese könne das finanzielle Risiko dem Verein übertragen. «Stimmt», bestätigte Huwiler, «das grosse Risiko stemmt in Zukunft der Verein.» Der Landkauf zu einem Franken sei für den Verein St. Leonhard «auch ein grosses Geschenk, denn so wissen wir endlich, in welche Richtung es mit dem Chappelehof geht», sagte Andrea Fuchs, Vorstandsmitglied Verein St. Leonhard.
Die eingeschlagene Richtung erzeugt laut Pascal Gregor nur Gewinner: «Das Gebäude bleibt erhalten, die Kirchgemeinde muss die Steuern wegen einer drohenden Chappelehof-Sanierung nicht erhöhen. Da sollten doch alle zufrieden sein.» Alt-Einwohnerrat Erwin Koch sprach sogar von einem «Jubeltag. Endlich geht es vorwärts.»
Inklusive ein Werk im Wert von 620 000 Franken
Mit der Verabschiedung des Vertragswerkes in einem Jahr bleibe nochmals Zeit, alles zu prüfen, erklärte Alt-Einwohnerrat Franz Wille. «Zudem gehen alle Bestimmungen zugunsten der Kirche und zulasten des Vereins», fügte Wille noch an. Das hingegen sah der ehemalige Gemeindeammann Walter Dubler nicht so. Er erinnerte an die Aufwertung des Chappelehofs vor über zehn Jahren. Die Kirchgemeinde kaufte damals von der Einwohnergemeinde ein Stück des benachbarten Merkur-Areals zum Preis von 325 Franken pro Quadratmeter (Antrag vom November 2005). So konnte danach die Parkplatzsituation erheblich verbessert werden. Der Landkauf und die Realisation des Parkplatzes kosteten total rund 620 000 Franken. Dieses Land und der Parkplatz sollen auch an den Verein St. Leonhard übergehen (die Abrechnung stammt vom Jahr 2009).
In der Gesamtheit bedeutet dies: Das hinzugekaufte Landstück, der Parkplatz sowie das Land, wo der Chappelehof draufsteht, werden an den Verein übergehen. Das alles ist in diesem einen Franken eingeschlossen, rechnete Dubler vor. «Das ist doch ein grossartiges Geschenk. Und der Verein St. Leonhard steht auf einen Schlag besser da, vor allem wenn es dann um die Finanzierung der Sanierung des Chappelehofs gehen wird.»
Die Richtung ist also somit klar: Es kann weiter an der Planung für einen sanierten und modernisierten Chappelehof gearbeitet werden – einzig für das gültige Vertragswerk braucht es nun ein wenig Geduld. An der Gültigkeit in einem Jahr zweifelt Vereinspräsident Paul Huwiler keine Sekunde. «Der Glauben spielt in der Kirchgemeinde und im Verein St. Leonhard eine wesentliche Rolle», erklärte er. Also kann die Zustimmung zum Vertrag in einem Jahr nur reine Formsache sein.
Auf einem guten Weg
Versammlung der katholischen Kirchgemeinde: Weitere Geschäfte
Die katholische Kirchgemeinde darf auf ein erfreuliches Jahr zurückblicken. Allem voran lief es finanziell recht gut. Der Abschluss fiel erfreulich aus, wie Kassier Hans-Ulrich Pfyffer erklärte. 227 000 Franken besser als budgetiert. Alle Liegenschaften sind auf einen Franken abgeschrieben. Das Eigenkapital liegt bei rund 900 000 Franken. Diese positiven Zahlen seien aber nicht nachhaltig, so der Kassier weiter, «denn es gibt auch dunkle Wolken am Horizont».
Damit meinte er das Budget 2020 und den Finanzplan. Beim Voranschlag darf nochmals optimistisch bei den Steuereinnahmen gerechnet werden, ab 2021 geht dann wohl der Steuerertrag leicht zurück. «Und die Ausgaben werden kontinuierlich steigen.» Diese «gegenteilige Entwicklung» werde sich dann spätestens im Jahr 2023 mit einem Verlust von knapp über 100 000 Franken bemerkbar machen. «Trotzdem ist keine Steuerfusserhöhung vorgesehen», sagte Pfyffer. Bis 2023 soll der Steuerfuss bei 17 Prozent bleiben.
Seelsorge neu mit einem Not-Handy
Die entscheidende Frage wird spätestens mit der anstehenden Immobilienstrategie beantwortet: Wie viel muss in die Liegenschaften investiert werden? Zuerst sollen jedoch die Baudaten der Liegenschaften vervollständigt werden – dies gilt vom Domherrenhaus bis zu den Wegkreuzen. Wesentlich ist natürlich auch die Unterstützung für das Projekt Chappelehof.
Für das Fazit über den Pastoralraum Unteres Bünztal war Martin Uhr verantwortlich. Und dieser fand vor allem für Pater Solomon Obasi lobende Worte. «Er ist seit neun Monaten hier, und er hat schon viel bewegt und Zeichen gesetzt.» Die Seelsorge im Pastoralraum sei zum 24-Stunden-Betrieb geworden. «Die Seelsorge ist immer erreichbar.» Dank dem Not-Handy. «Der Pastoralraum ist auch farbig geworden», so Uhr weiter. Für sechs Pfarreien gibt es auch sechs verschiedene Farben.
Pater Solomon Obasi bedankte sich seinerseits für «die gute Aufnahme hier. Ich fühle mich sehr wohl.» Die Belastung sei aber nicht immer einfach zu meistern, denn er wolle allen sechs Pfarreien gerecht werden. Darum möchte er alles «gemeinsam wachsen lassen. Wir sind auf einem guten Weg, es braucht aber Zeit, Geduld und guten Willen.»
Und zum Abschluss wurde noch Markus Loher verabschiedet. Er nahm zehn Jahre lange Einsitz in der Kirchenpflege. --dm



