Gemeinderat muss über die Bücher
29.11.2019 Region UnterfreiamtMit 78 zu 63 Stimmen schickt der Souverän das Budget 2020 bachab
Der Ansturm auf die Winter- «Gmeind» war so gross, dass zusätzliche Stühle geholt werden mussten. Jetzt muss der Tägliger Gemeinderat nochmals über die Bücher. ...
Mit 78 zu 63 Stimmen schickt der Souverän das Budget 2020 bachab
Der Ansturm auf die Winter- «Gmeind» war so gross, dass zusätzliche Stühle geholt werden mussten. Jetzt muss der Tägliger Gemeinderat nochmals über die Bücher.
Chantal Gisler
«Ziel ist, die Dauer der Versammlung auf eine Stunde zu beschränken», witzelte Gemeindeammann Beat Nietlispach. Dass das unrealistisch ist, wussten wohl die meisten im Schulhaussaal. Nur schon eine Stunde dauerte die Diskussion über das Budget. Dass es um die Finanzen der Gemeinde nicht allzu rosig steht, wissen wohl die meisten Tägliger. Sie nehmen Gemeinderat Christian Vogel auch in die Pflicht. «Wir präsentieren hier eine Lösung für das Finanzproblem», sagt er. Konkret geht es um eine Steuerfusserhöhung von aktuell 122 auf 127 Prozent. Damit könnte die Gemeinde von den Ergänzungsleistungen des Kantons profitieren. Sogar ein Plus von 111 200 Franken ist budgetiert. Wenn die Gemeinde das ablehne, müsse man auch andere Ideen bringen. Und an diesen mangelte es definitiv nicht.
Aufforderung zum Sparen
Die Mehrheit der Anwesenden zeigt sich kritisch: Der Gemeinderat budgetiere zu optimistisch. Es gäbe noch viel mehr Posten, an denen man sparen könne. Nacheinander gehen die Tägliger ans Rednerpult, um ihre Meinung auszusprechen. «Wenn es etwas gibt, das der Gemeinderat nicht kann, dann ist es schätzen», sagt Urs Schuppisser. Ein starker Zuwachs, wie ihn der Gemeinderat einrechnet, sei unrealistisch. Der ehemalige Gemeindeammann Matthias Moser entgegnet: «Die Frage lautet, wo man denn noch sparen kann. Die Gemeinde hat ein Einnahmeproblem, kein Ausgabenproblem», stellt er klar. Dem entgegnet Schuppisser: «Es gibt durchaus Ideen», und schüttelt gleich zwei aus dem Ärmel, «wir haben einen grossen Parkplatz neben dem Fussballplatz. Hier könnte man ein Parkierungsreglement platzieren. Ausserdem könnte man an einigen Orten eine Nachtparkgebühr einführen.» Klar, ein hoher Steuerfuss sei für potenzielle Neuzuzüger nicht interessant. «Aber wir müssen etwas machen, um die Finanzen wieder hinzubekommen.» Man solle auch über eine Fusion in Richtung Mellingen nachdenken, forderten gleich zwei Wortmeldungen. Diese wurden mit Applaus bekräftigt.
Fronten sind verhärtet
Gemeindeschreiber Rolf Meier lauschte den Argumenten mit Interesse. Nach den Wortmeldungen liess er die Tägliger an seinen Gedanken teilhaben: «Vor etwa 20 Jahren hatten wir bereits einen Steuerfuss von 127 Prozent.» Bei einer Rückweisung des Budgets hat der Gemeinderat 60 Tage Zeit, um ein neues auszuarbeiten. Schmunzelnd fügt er hinzu: «Wenn man das Budget annimmt, könnte Tägerig schon 3400 Franken für das Büechli sparen.» Doch was humorvoll anfängt, wird gleich wieder ernst. Als Gemeindeschreiber weiss er: «Mit gutem Willen könnten wir sparen. Aber es würde Vereine und Personen treffen, die sich kulturell für unser Dorf einsetzen.» Nach knapp einer Stunde Diskussion geht der Gemeindeammann dazwischen. Die Fronten haben sich verhärtet, Argumente würden nur noch wiederholt. «Eine Rückweisung des Budgets wäre schlecht für unsere Gemeinde», sagt Nietlispach im Wissen, dass es knapp wird.
Auch die Tägliger scheinen uneinig zu sein. Mit nur 15 Stimmen mehr wird das Budget bachab geschickt. «Damit haben wir in 60 Tagen das gleiche Spiel», sagt Nietlispach. Ein Hauch Enttäuschung ist in seiner Stimme zu hören.
Eine Änderung
Eigentlich hätte an der Winter- «Gmeind» auch ein Projektierungskredit von 120 000 Franken für die Sanierung des Schulhauses vorgestellt werden sollen. Doch an der Versammlung zog Gemeinderat Thomas Widmer das Traktandum zurück. Begründet wurde der Entscheid damit, dass viele Stellen neu besetzt würden oder worden sind. Im Gemeinderat, in der Schulpflege und in der Schulleitung gibt es Wechsel. Den neu gewählten Personen soll die Chance gegeben werden, am Projekt mitarbeiten zu können.
Die Beschlüsse
An der Einwohnergemeindeversammlung im Tägliger Schulhaus waren 155 der insgesamt 935 Stimmberechtigten anwesend. Das Protokoll wie auch der Kredit von 230 000 Franken für die Sanierung der Quellwasserzuleitung der Brunnstuben Büschikermatten und Wyhalden zum Wasserreservoir wurden einstimmig genehmigt. Beim Beitritt zum Regionalplanungsverband Mutschellen-Reusstal-Kelleramt waren sich die Tägliger uneinig. 103 Personen stimmten dem Traktandum zu, 34 lehnten es ab, bei 12 Enthaltungen.