Sarah Chaksad Orchestra im Sternensaal – eine Rezension
Der Sternensaal war proppenvoll, als die in Basel lebende Wohlerin Sarah Chaksad die neue CD ihrer Jazz Orchestra vorstellte. Wohlen ist offensichtlich ein gutes Pflaster für diese Musik, und das ist gut ...
Sarah Chaksad Orchestra im Sternensaal – eine Rezension
Der Sternensaal war proppenvoll, als die in Basel lebende Wohlerin Sarah Chaksad die neue CD ihrer Jazz Orchestra vorstellte. Wohlen ist offensichtlich ein gutes Pflaster für diese Musik, und das ist gut so.
Was Sarah Chaksad auf diese Bühne bringt, die ja so etwas wie Heimat für sie bedeutet, ist ausserordentlich. Ein Unternehmen wie ein Orchester mit 18 Musikerinnen und Musikern zu stemmen, ist schon respekteinflössend genug. Aber es geht ja um Musik, Musik, die sie ihren Leuten auf den Leib geschrieben hat, die jedem und jeder die Gelegenheit gibt, sich zu zeigen, und die doch in jedem Augenblick die Musik eines Kollektivs ist. Sie nimmt einen mit auf eine Reise. Da ist ein Stück mit dem Namen «Home». Dass damit weder Wohlen noch Basel gemeint ist, wo Chaksad heute lebt, wird schnell klar. Diese Heimat ist eine Klanglandschaft, manchmal weit und hell, zuweilen zerklüftet und rau, vertraut und fremd zugleich – ein Hörstück, das uns sofort hineinzieht und umfängt; wir suhlen uns buchstäblich in diesen Klängen.
Sarah Chaksads Musik nimmt uns mit in den Iran und an den oberen Rand unseres Kontinents in Norwegen, in die Kirche wie beim Bläserchoral zum Schluss des Konzerts oder ganz einfach in die Natur mit Stücken wie «The Flower» oder «Song of the Lark». Dabei zeigt sich sehr schnell, dass Sarah Chaksad auf dem Weg zu einem eigenen Sound, einer identifizierbaren Klangsprache sehr weit ist. Manchmal klingen noch Vorbilder an, vor allem die grosse New Yorker Komponistin Maria Schneider, bei der Sarah Chaksad lernen konnte, nur: Wer auf diesem Niveau mithalten will, muss weit mehr als nur das Handwerk aus dem Effeff beherrschen.
Das Orchester, das sich Chaksad zusammengestellt hat, ist durchs Band vorzüglich, keine intonatorischen Trübungen bei aller Komplexität der Arrangements, grösste Präzision bei aller Relaxtheit. Und vor allem hat sie sich zwei Musikerinnen neu in die Mannschaft geholt, die den Klangapparat noch eine Stufe heben: Die norwegische Trompeterin und Ziegenhorn-Spielerin Hildegunn Øiseth und die hervorragende deutsche Schlagzeugerin Eva Klesse.
Alles in allem: Ein fantastisches Konzert, wir freuen uns auf die Fortsetzung.
Beat Blaser
Der Autor Beat Blaser aus Baden ist Jazzmusiker und Journalist. Und er hat bei Radio DRS2 als Musikredaktor gearbeitet.