Der erste Lehrling der «Braui»
08.11.2019 VillmergenÜber sprichwörtlich sieben Ecken kam Karim Mourad zu seiner Lehre in der Brauerei Erusbacher und Paul AG in Villmergen.
Weil seine Grossmutter einen Brauer in der Familie wollte – so beginnt die Geschichte des ersten Lehrlings der Brauerei Erusbacher und ...
Über sprichwörtlich sieben Ecken kam Karim Mourad zu seiner Lehre in der Brauerei Erusbacher und Paul AG in Villmergen.
Weil seine Grossmutter einen Brauer in der Familie wollte – so beginnt die Geschichte des ersten Lehrlings der Brauerei Erusbacher und Paul AG in Villmergen. Denn eigentlich wollte Karim Mourad mit 28 Jahren keine neue Lehre beginnen. Drei hat er schon abgebrochen.
Seit drei Monaten wird er in der «Braui» ausgebildet. Neben dem Arbeitsalltag in Villmergen besucht er die Schule in Wädenswil. «Es ist wie in einem Internat, wir haben blockweise Schule», sagt er und führt aus: «Das heisst, wir bleiben dort rund drei Wochen und lernen mit den Lehrlingen aus der ganzen Schweiz.» Es sei schon speziell, einen seltenen Beruf auszuüben. «Aber meine Freunde und Familie finden es cool.» Und ihm selbst gefällt es sehr in Villmergen. «Es ist schön, wenn man am Ende etwas in den Händen halten kann und weiss, dass man das selber produziert hat.» --chg
Exotischen Beruf ergreifen
Karim Mourad ist der erste Lehrling der Brauerei Erusbacher und Paul AG
Es ist ein Exotenberuf, den der Bremgarter Karim Mourad erlernt. Er ist einer von zwölf in der ganzen Schweiz, die in diesem Jahr die Lehre zum Brauer begonnen haben.
Chantal Gisler
Es ist nicht gerade der konventionelle Weg, den Karim Mourad eingeschlagen hat. Drei Lehren hat der Bremgarter abgebrochen. Zweimal die kaufmännische Lehre und einmal als Lastwagenmechaniker. Eine vierte wollte er nicht anfangen. Eigentlich. Doch der Zufall und Mourads Grossmutter wollten es anders. «Der Mann meiner Tante spielte an der Eröffnung der Erusbacher Brauerei», erzählt der 28-Jährige. Er habe das Plakat mit der Lehrlingssuche der Braui gesehen. «Er erzählte meiner Grossmutter davon und sie wandte sich an mich», sagt Mourad und schmunzelt. «Meine Grossmutter wollte schon immer einen Brauer in der Familie.» Er setzte sich mit Inhaber Otto Sorg in Verbindung. Vor fast 20 Jahren wurde die Firma von Otto Sorg und Hansruedi Schädeli gegründet, später kam Ralf Paul dazu.
Ab hier ging alles ganz schnell. «Wir hatten ein sehr gutes Gespräch, er zeigte sich motiviert und daher geben wir ihm die Chance, die Ausbildung bei uns zu machen», sagt Sorg.
Sie hätten schon früher Lehrlinge ausgebildet
Seit drei Monaten arbeitet Karim Mourad in der Brauerei. Er ist der erste Lehrling, der hier ausgebildet wird. «Wir hätten am alten Standort auch schon Lehrlinge ausbilden können», erklärt Otto Sorg und führt aus: «Aber wir hatten keine Interessenten.» Brauer oder Lebensmitteltechnologe im Bereich Bier, wie der Beruf richtig heisst, ist ein Exotenberuf. «Wir haben einen grossen Fachkräftemangel in der ganzen Schweiz», sagt Sorg. Ein grosser Teil der Brauer kommt aus Deutschland. Dort ist der Beruf traditionell stärker vertreten. «In den letzten Jahren sind immer mehr Brauereien entstanden. Aber die Ausbildung ist halt nicht so bekannt wie beispielsweise eine Banklehre oder das KV.» Auch Karim Mourad erinnert sich: «Mit 16 Jahren hatte ich keine Ahnung, dass man das lernen kann.» Auch bei ihm war das KV der klassische Lehrgang. «Aber mir gefällt es sehr.»
Obwohl er zugeben muss, dass er die Villmerger Braui vorher nicht gekannt hat. Aber jetzt ist sie aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken. «Ich liebe diesen Beruf», sagt Karim Mourad. Chef Otto Sorg ergänzt: «Er geht hier richtig auf. Er ist neugierig und man sieht, dass er sich für den Beruf interessiert.»
Viel Know-how, aber auch körperliche Arbeit
Sorg selbst hat ebenfalls Lebensmitteltechnologe im Bereich Bier gelernt. «Damals hiess es noch einfach Brauer», sagt er. «Dahinter steckt viel körperliche Arbeit, das schreckt einige ab.» Im Frühling hatte die «Braui» drei Interessierte, die für den Beruf vorbeikamen. «Natürlich können auch Frauen den Beruf erlernen», so Sorg. Auch Jugendliche, die noch nicht 16 Jahre alt sind. «Wenn es sich nur um ein paar Monate handelt, ist das kein Problem.» Aber bei einem Lehrling, der gerade 15 geworden ist, müsse man abwägen. «Es gehört einfach dazu, dass man das, was man macht, auch probieren kann.» Schliesslich ist das Ziel der dreijährigen Lehre, dass man am Schluss sein eigenes Bier brauen kann.
Erst einmal die Abläufe kennenlernen
Von dem ist Karim Mourad aber noch weit entfernt. Er lernt zunächst den Arbeitsalltag und die Maschinen kennen. «Das Interesse entwickelt sich immer mehr. Ich bin zuversichtlich, dass ich diese Lehre durchziehen werde.»