Dein kurzer Lebensweg war vorbestimmt. Du hättest nie an deinem Standort gepflanzt werden dürfen. Dabei warst du so glücklich zwischen zwei älteren Brüdern, die auf dich aufpassen sollten. Wie deine jungen Kameraden auf dem neuen Parkplatz nebenan lebtest du ...
Dein kurzer Lebensweg war vorbestimmt. Du hättest nie an deinem Standort gepflanzt werden dürfen. Dabei warst du so glücklich zwischen zwei älteren Brüdern, die auf dich aufpassen sollten. Wie deine jungen Kameraden auf dem neuen Parkplatz nebenan lebtest du deine Jugend in vollen Zügen aus.
Und dann fing dein Lebensweg an. Du hieltest die wiederholten Stossstangenattacken mutig aus. Du wurdest dadurch nur ein bisschen schief. Auch dein gebrochenes Genick konnte dich nicht dazu bringen, aufzugeben. Eine heimtückisch verabreichte Flüssigkeit konnte dich auch nicht zum Aufgeben bewegen. Deine Blätter färbten sich dadurch einfach etwas zu früh. Der Sommer hatte sich ja noch nicht verabschiedet. Der zweite und letzte Genickbruch vom 2. November zwang dich in die Knie. Dein «Oberkörper» hing bis auf den Boden. Ich hatte dich während deiner Leidenszeit jeden Tag unterstützt und war stolz auf deinen Mut. Am 14. November wurde deine unförmig gewordene Gestalt entfernt. Es gab kein Glockengeläut, keine Musik und auch keine tröstenden Worte. Du bist nun einfach nicht mehr da. Du wirst mir fehlen. In stiller Trauer.
Madeleine Rapaz, Wohlen